Ausbildungsmarkt im Wandel

Ausbildung
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Im Bezirk der Agentur für Arbeit Hanau waren es im Ausbildungsjahr 2016/17 weniger Ausbildungssuchende als im Vorjahr, aber es gab einen Zuwachs bei den offenen Ausbildungsstellen.



Dieses und weitere Ergebnisse zum kürzlich abgelaufenen Ausbildungsjahr wurden auf der gemeinsamen Pressekonferenz der Agentur für Arbeit, der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern, der Kreishandwerkerschaften Hanau und Gelnhausen-Schlüchtern sowie dem Main-Kinzig-Kreis mit dem Kommunalen Center für Arbeit (KCA) präsentiert.

3.258 Jugendliche meldeten sich im Berichtsjahr bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit ausbildungssuchend, 7,9 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. 2.288 offene Ausbildungsstellen meldeten Betriebe zur Vermittlung bei der Arbeitsagentur, 5,7 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. 22 Jugendliche waren am Stichtag 30. September noch ohne einen Ausbildungsplatz; demgegenüber konnten 151 Ausbildungsstellen nicht besetzt werden.

„Der Ausbildungsmarkt ist im Wandel. War es vor wenigen Jahren noch so, dass selbst motivierte Jugendliche häufig lange nach einem Ausbildungsplatz suchen mussten, könnten sich heutzutage viele ihren Ausbildungsplatz aussuchen – und tun es oft nicht, sondern gehen weiter zur Schule“, so das Fazit von Heike Hengster, Vorsitzende der Geschäftsführung der Hanauer Arbeitsagentur. „Dieser Trend ist ungebrochen. Einerseits ist das verständlich. Wer das Talent hat, Abitur zu machen und zu studieren, sollte das auch tun. Andererseits bietet eine duale Berufsausbildung Chancen, die viele Jugendliche nur deshalb verstreichen lassen, weil sie das vertraute Umfeld ‚Schule‘ nicht verlassen wollen. Am Ende steht aber oft ein höherer Schulabschluss mit schlechteren Noten. Fatal ist es, wenn junge Erwachsene, die nicht mehr schulpflichtig sind, es sich mit einem Minijob und der elterlichen Unterstützung so einrichten, dass sie halbwegs gut leben können. Diese jungen Männer und Frauen werden nicht reifer, sondern nur älter und fallen in ihrer Entwicklung zurück.“

Auch Unternehmen müssten sich noch besser auf den demografischen Wandel einstellen, so die Agenturchefin: „Einige Unternehmen können ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen. Das heißt, manche könnten es, müssten dabei aber auf Jugendliche zugehen, die ausbildungswillig sind, ihnen aber nicht so richtig gefallen. Vielleicht hat ein Bewerber nicht die Noten, die erwartet werden? Gibt es Fehlzeiten? Kann eine Bewerberin mit ihrer Motivation nicht überzeugen oder scheint sie es nicht ernst zu meinen mit der Ausbildung? Jugendliche entwickeln sich, gerade am Übergang in das Erwachsenenleben, beständig weiter. Und die Arbeitsagentur unterstützt die Betriebe aktiv mit einem vielfältigen Förderinstrumentarium: vom Ausbildungszuschuss über Assistierte Ausbildung (AsA) bis zu ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH).“

Auch über alternative Angebote abseits vom Mainstream werde viel zu wenig gesprochen: sei es eine Ausbildung in Teilzeit oder seien es Auszubildende mit Handicap oder junge Erwachsene, die mit Mitte zwanzig in Ausbildung gehen wollten. Alle verfügten über Potenziale. „Junge Geflüchtete haben gute Chancen, integriert zu werden. Sie sind jung, hochmotiviert, lernen fleißig und sehen eine Ausbildung als das, was sie ist: den wichtigsten Schritt, um hier dauerhaft Fuß zu fassen“, so die Agenturleiterin weiter. „Es ist auch erfreulich zu sehen, dass Betriebe Flüchtlingen bereitwillig Chancen geben. Aber sie werden die Fachkräftelücke nicht schließen können. Die duale Ausbildung ist deswegen so hochwertig, weil viel Theorie dazu gehört. Auszubildende müssen auch diesen Teil bewältigen, und das geht nur, wenn sie die Sprache beherrschen. Viele Flüchtlinge können Fachkräfte werden, aber nicht über Nacht.“

Im Bereich der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern entschieden sich 1.440 Jugendliche für eine Ausbildung. Im Vorjahr waren es 1.454. „Die nach wie vor hohe Anzahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge spricht für die Attraktivität der dualen Ausbildung im Wettbewerb mit anderen Bildungsmöglichkeiten. Grundlage hierfür ist nicht zuletzt die starke industrielle Basis im Main-Kinzig-Kreis“, so Miriam Fuchs, stellvertretende Abteilungsleiterin Berufliche Bildung. „Kritisch sehen wir die hohe Zahl offener Ausbildungsstellen im Kontext der sehr guten Wirtschaftslage. Der Fachkräftemangel zeichnet sich ab.“

„Im Handwerk wurden zehn Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Vorjahr. Damit sind wir sehr zufrieden“, resümiert Axel Hilfenhaus, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Hanau. „Das Handwerk im Main-Kinzig-Kreis kann sich mit seiner hohen Ausbildungsbereitschaft sehen lassen.“

Klaus Zeller, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Gelnhausen-Schlüchtern, zeigte sich ebenfalls zufrieden mit den Ausbildungszahlen, gab aber zu bedenken: „Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge müsste bedeutend höher sein, da in naher Zukunft die Geburtsjahrgänge 1955-1965 in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Diese Jahrgänge sind die anzahlmäßig stärksten in der Nachkriegszeit. Wenn hier nicht entgegen gewirkt wird, kann dies für manchen Handwerksbetrieb zum großen Problem werden. Das Handwerk würde wesentlich mehr junge Leute ausbilden, wenn denn die Bewerber dementsprechend vorhanden wären.“


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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