Hier werden heute berühmte Menschen ausgezeichnet, zuletzt Salman Rushdie mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Schüler des Gelnhäuser Grimmelshausen-Gymnasiums fühlten die Bedeutung des Ortes, als sie dort am Volkstrauertag auftraten.

Langsam füllt sich der riesige Raum. 500 Menschen haben sich angemeldet für die Gedenkfeier zum Volkstrauertag des Landes Hessen, so viele wie lange nicht mehr. Das Thema Krieg beschäftigt alle, seit er so nahe gerückt und im Nahen Osten wieder aufgelebt ist. Alle wollen hören, was die geladenen Gäste aus der Politik, darunter u.a. der amerikanische Generalkonsul Thatcher Scharpf, dazu zu sagen haben. Die Paulskirche ist der richtige Ort dafür. Und das Datum verlangt danach. 

Dieses Mal sind es aber nicht nur Erwachsene, die hier sprechen und musizieren, sondern auch Schüler des Grimmelshausen Gymnasiums. Im „Grimmels-Talk am Vormittag“ diskutieren fünf junge Frauen über Krieg und Frieden, an Stehtischen, wie es sich bei einer Talkshow gehört, und in historische Gewänder gekleidet. Denn die Fünf stellen nicht sich selbst dar, sondern spielen Vertreter aus fünf Jahrhunderten. Dabei ist der 1621 geborene Schriftsteller Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen, ein französischer Revolutionär aus dem 18. Jahrhundert, die Friedensforscherin Bertha von Suttner für das 19. Jahrhundert, eine Flowerpowerfrau von 1968 und ganz aktuell Dmitri Peskow, der Kremlsprecher. Sie alle erklären die Ursachen von Krieg aus ihrer Sicht, aber auch, wie Frieden geschaffen werden kann, wobei die Diskutierenden keineswegs immer einer Meinung sind. Während nur der französische Revolutionär der Gewalt partiell noch zustimmen kann, so ist es ausschließlich Peskow, der Krieg zum legitimen Mittel erklärt. Der Revolutionär droht ihm: „Zu meiner Zeit hätte man sie in die Bastille geworfen!“ Die Flowerpowerfrau beendet die lebhafte Diskussion mit dem Wunsch für einen friedlichen Nachmittag.

Der Text der Talkshow ist die gekürzte und adaptierte Fassung der Version, mit der die Gruppe im Jahr 2022 den Bertha-von-Suttner-Friedenspreis für die Jugend gewonnen hatte. Die Schülerinnen der AG Kreatives Schreiben von Bettina Mähler überzeugten mit diesem Beitrag auch das Vorbereitungsgremiums für diese Veranstaltung, vor allem Mitglieder des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Hessen.

Nicht minder überzeugte die Band des Grimmelshausen Gymnasiums unter Leitung von Sebastian Eichenauer, die mit Friedensliedern aus vier Jahrzehnten die Feier nicht nur umrahmte, sondern mit den kritischen Texten thematisch eigene Akzente setzte. Von Udo Lindbergs „Wozu sind Kriege da?“ spannte sie den Bogen zu Enno Burgers bewegenden Song „Kein Mensch startet einen Krieg“, der unter dem aktuellen Eindruck des Ukraine Kriegs im Jahr 2022 entstand. Den Abschluss des Grimmelsbeitrags bildete Michael Jacksons „We are the World“, eine Vision, die besonders die Wichtigkeit der Teilnahme der jüngeren Generation an dieser Gedenkveranstaltung unterstrich. Die 11-14 Jährigen Schülerinnen und Schüler musizierten versiert und mit Freude und erhielten ihrerseits ebenfalls großes Lob. Am Beginn der Veranstaltung begrüßte Stadtrat Dr. Bernd Heidenreich in Vertretung des Oberbürgermeisters für die Stadt Frankfurt. Uwe Becker, hessischer Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Beauftragter für Jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, erinnerte an die Schrecken der zwei Weltkriege und mahnte deren Aktualität. Staatsminister a.D. Karl Starzacher vom VDK verlas das feierliche Totengedenken.

Sehr traditionell spielte am Ende ein Trompeter des Heeresmusikkorps Kassel „Ich hatt´ einen Kameraden“ und die Europahymne. Viel Lob von allen Rednern und den Veranstaltern für alle beteiligten Schüler folgte, das sich vor allem mit einem Gefühl mischte: Erleichterung, dem Ort wohl gerecht geworden zu sein. Etwas Wichtiges bleibt, das Sarah Stock stellvertretend für die Talkshowmitglieder zusammenfasst: „An diesem historischen Ort zu stehen und diese wichtige Botschaft zu vermitteln, wird für uns immer unvergesslich bleiben.“ Und der Bandleiter Sebastian Eichenauer ergänzt: „Auf dieser Bühne zu spielen, war ein sehr eindrückliches Erlebnis für das gesamte Ensemble, an das sich alle sicher noch oft erinnern werden.“

Die Teilnehmer: AG Kreatives Schreiben (Leitung Bettina Mähler): Johanna Bonin – (Dmitri Peskow), Cornelia Ott (franz. Revolutionär),  Vivian Rugowsky (Bertha von Suttner), Sarah Stock (Flowerpowerfrau), Leonie Lena Strobel (H.J.C.v. Grimmelshausen); Ensemble des Grimmelshausen-Gymnasiums Gelnhausen (Leitung Sebastian Eichenauer): Stella Hilmer (Gesang), Livia Reichert (Gitarre), Tarek Macht (Gitarre), Liam Lang/Emily Scholka (Piano), Sebastian Eichenauer (Bass), Anna Tarantino/Simon Rümmele (Percussion).

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