Englisch-Vorleistungskurs besucht Philipps-Universität

Hanau
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Am 14. Mai 2018 besuchte der Vorleistungskurs Englisch von Frau Dr. Kimes (Hohe Landesschule Hanau) Herrn Prof. Dr. Küster vom Fachbereich Anglistik der Philipps-Universität Marburg, um ein Kooperationsprojekt zu Canadian Studies und einen internationalen Tag im Juni 2019 anzubahnen.



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Nach Ankunft in Marburg machte die Gruppe unter der Leitung von Herrn Dr. Matthias Dickert (Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen), der Frau Dr. Kimes nicht nur über das Kooperationsprojekt berichtete, sondern auch den Kurs begleitete, um einen ersten Kontakt mit Herrn Prof. Küster herzustellen, zunächst eine Stadtbesichtigung, die die Altstadt Marburgs, das neue und alte Gebäude der Universität sowie die neue Bibliothek umfasste.

An der Universität selbst besuchte die Hanauer Delegation Herrn Prof. Küsters Vorlesung mit dem Titel „Canadian Fiction during and after the 'Canadian Literary Renaissance' of the 1960s: History and Historiographic Metafiction”. Prof. Küster, der als führender Wissenschaftler im Bereich der Canadian Studies gilt, sprach zunächst über nationale Identität, Überleben und anthropologisches Schreiben, Aspekte, die in der kanadischen Literatur eine herausragende Rolle spielten und sich in dem Motto der Provinz Quebecs „Je me souviens“ = „Ich erinnere mich“ widerspiegelten. Gleichwohl seien die Kanadier in der Vergangenheit dafür kritisiert worden, sich mehr für Themen als für ihre Form bzw. Darstellung zu interessieren (àThematic Criticism). In diesem Zuge habe der kanadische Poet Laureate, George Bowering, gesagt: „Kanadische Literatur wird von Anthropologen verfasst, die zwar wissen, wie ein Ahornblatt aussieht, aber nicht, wie es spricht.“ Laut der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood, sähen sich Kanadier als Opfer und man könne vier verschiedene Opfertypen unterscheiden.

Nach den Themen kanadischer Literatur fuhr Herr Prof. Küster fort mit den Modi „From Irony to Parody“ und “Prophecy vs. Archaeology”. Ironie und Parodie seien typische Modi kanadischer Literatur, da Kanadier dazu tendierten, nicht ernsthaft über sich selbst zu schreiben, sondern auf eine ironische und selbstkritische Art und Weise. Hierzu gab er das Beispiel Thomas Kings, der in seinem Roman Green Grass Running Water das Verhältnis zwischen der Gesellschaft der Weißen und der der Ureinwohner anhand mythologischer Figuren wie dem Kojoten darstelle und somit im Sinne eines Synkretismus biblische und indigene Mythologie verbinde. Die Begriffe Prophezeiung und Archäologie verwiesen auf den Umstand, dass Kanadier Geschichten über Vergangenes schrieben und somit als „rückwärts gerichtete Propheten“ erachtet werden könnten. Ein weiteres wichtiges Charakteristikum kanadischer Literatur sei „historiographische Metafiktion“, die sich auf das Schreiben über das Schreiben beziehe. Unter Zunutzemachung des Prozesses des „emplotment“ kombinierten Schriftsteller historisches und fiktionales Schreiben und dies resultiere in selbstreflexiver Literatur.

Nach der Vorlesung, die auf reguläre Englischstudenten abzielte, nahm die Gruppe an einem Workshop zu allgemeinen Informationen über Kanada teil, den Herr Prof. Küster eigens für die Lerngruppe der Hohen Landesschule konzipiert hatte. Der Workshop befasste sich sowohl mit Kanadas Geschichte und Geographie, als auch mit der kanadischen Kultur. Als erste offizielle multikulturelle Gesellschaft bestehe Kanada aus einem Anglo- und einem Frankokanadischen Teil, habe zwei offizielle Sprachen, Englisch und Französisch, und erachte sich selbst als gigantisches „Mosaik“. Das bedeute, dass die dort zusammenlebenden Kulturen noch immer identifizierbar seien, während man in Bezug auf die USA von dem so genannten „melting pot“ oder Schmelztiegel spreche, in dem all die verschiedenen Kulturen zu einer neuen homogenen Kultur geformt würden.

Nicht zuletzt handele es sich bei Kanada um ein sehr junges Land, das 2017 erst sein 150. Jubiläum gefeiert habe. Alles in allem war es eine sehr interessante Veranstaltung, anhand derer die Schülerinnen und Schüler nicht nur tiefgreifende Einblicke in Kanadas Geschichte, Kultur und Literatur gewinnen konnten, sondern auch schon einmal in ein 'richtiges Studentenleben' hineinschnuppern durften.


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