Der „ganzheitliche“ Windwahn/sinn

Leserbriefe
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Mit einem Offenen Brief wendet sich VORSPRUNG-Leserin Bettina Knaupe aus Gründau an die Hessische Umweltministerin Priska Hinz.



"Sehr geehrte Frau Ministerin, in der Presse ließen Sie mehrfach verlauten, dass Sie die Windenergie in Hessen deutlich ausbauen möchten und es Ihr Ziel ist, zwei Prozent der Landesfläche zu Vorrangflächen für den Ausbau von Windenergie auszuweisen. Da frage ich doch gleich mal nach: Um welchen Preis?

Was ist eigentlich aus der einstmals grünen Ideologie geworden, als es z. B. noch darum  ging, sich im Hüttendorf Frankfurt/Main (Startbahn West), an Bäume zu ketten, mit dem Ziel diese zu schützen bzw. zu erhalten? Ich war damals dabei! Ja, sie ist vorbei die Zeit. Auch die Zeiten, als man total besorgt tonnenweise Kalk in den Wald streute, um den Folgen von saurem Regen entgegenzuwirken. Heute kippt man tonnenweise Beton in den Wald. Und das jetzt, wo er sich angeblich wieder recht gut erholt hat.

Ohne  mit der Wimper zu zucken, werden große Areale Wald zerstört. Ja klar, leuchtet ein, um sie langfristig vorm Klimawandel zu retten. Ich würde es allerdings anders formulieren: Was tot ist, kann nicht mehr eingehen! Wenn die Nachfolger von Kyrill, Wiebke und Xaver Wind davon bekommen, beginnt der Freudentanz in den riesigen Schneisen. Man darf gespannt sein! Es ist wirklich unfassbar. Da empört man sich seit Jahrzehnten über die Abholzung der Regenwälder  im Ausland und hier rodet man nun riesige Waldflächen, ohne Einsicht, Weitsicht und Gnade. Ja, wir Deutschen sind wieder mal so richtig gründlich. Wenn schon, denn schon! Der „ganzheitliche“ Windwahn/sinn.

Die kostenlose Ressource Wind fordert aber einen hohen Preis. Der grüne Frieden mutiert zum  Krieg gegen die Natur und betroffenen Bürger! Bestes Beispiel der Naturpark Soonwald im Hunsrück. Eine bereits jetzt schon ziemlich ausgeblutete und verschandelte Region.  Da gibt es im Erlebnisführer im Simmertal extra eine windradfreie Wanderung. Wie traurig und armselig ist es doch, dass im verspargelten Naturpark ein erholungssuchender Wanderer nach einem windradfreien Wanderweg Ausschau halten muss?! Warum werden überhaupt WKA in Naturschutzgebiete gebaut?! Da wird der Lebensraum bedrohter Tierarten zerstört und an anderer Stelle pflanzt man junge, dünne Birken an. Und das vermutlich nicht, um aufzuforsten, sozusagen als Wiedergutmachung. Nein! Es ist wohl eher dem Umstand geschuldet, dass junge Birken besonders durstig sind und man hofft, dass diese die Versiegelung und den damit verbundenen gestörten Wasserabfluss irgendwie kompensieren. Und ältere Birken sind pflegeleicht und relativ anspruchslos, was sowohl Standort, Nährstoffe als auch Wasser betrifft. Blöd nur, dass Birken Flachwurzler sind und die Nachfolger von Kyrill... (siehe oben).

Wenn ich mir die ausgewiesenen Vorrangflächen im Büdinger Wald ansehe, kommt mir das große Grauen. Was soll das und wer kam auf die „glorreiche Idee“, dass das ein prima Standort für Windkraftanlagen sein könnte? Neben schützenswerten Tieren und auch Edellaubbäumen sind in dieser Region unterirdische Quellen. Man kann über die Folgen weiterer Versiegelung nur spekulieren, (ein Teil ist ja bereits geopfert und versiegelt worden), aber selbst der größte Optimist sollte mal in sich gehen und es kritisch durchleuchten. Es geht nicht nur um Vogelschlag und Barotrauma, es geht um gewachsenen Wald, der zwei Kriege überstanden hat, um jetzt im Zeichen von Umweltschutz/Engergiewende geopfert zu werden.

Im Büdinger Wald stehen neben Laubbäumen auch sehr viele Nadelbäume. Durch die in Nadelbäumen enthaltenen ätherischen Öle und Harze kommt es bei einem Brand zu einer explosionsartigen Ausbreitung der Flammen. Und erhöhte Brandgefahr - durch Blitzeinschlag in ein Windrad -  ist nun wirklich nix neues! Da nutzen auch die unterirdischen Wassertanks zum löschen herzlich wenig, denn  der Wind pfeift drauf und lässt die Funken großzügig fliegen... wenn’s dumm läuft!

Es ist sicherlich nur ein Zufall, dass die verschiedensten Umweltorganisationen dem Treiben relativ gelassen zusehen, ohne auf die Barrikaden zu gehen. Ja, einige befürworten den „Spargelsalat aus Stahl“ im Wald auch noch. Das wundert - nicht nur mich - am allermeisten. Ein paar wenige machen das Spiel allerdings nicht mit und treten aus diesen Vereinen/Verbänden aus. Leider viel zu wenige! Böse Zungen behaupten ja, dass da großzügige Gelder fließen, die dann teilweise in irgendwelche Stiftungsprojekte wandern  sollen und dass man die Hand, die einen füttert, eben nicht gerne beißt. Aber was haben dann die betroffenen Wälder - bzw. das was davon übrig bleibt - davon?

Wir haben den BUND, den NABU, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, die HGON u.a. und alle hüllen sich mehr oder weniger in Schweigen, (zumindest was die Region Büdinger Wald betrifft) oder möchten für ihre Tipps (Argumente pro Streichung der Vorrangflächen) an die IGs und BIs nach Möglichkeit „bitte nicht namentlich“ genannt werden. Es ist wirklich traurig. Darf Hinz nicht mitbekommen, wie Kunz wirklich darüber denkt? Gruppenzwang, ähnlich dem Fraktionszwang?

Frau Ministerin, ich fordere Sie auf, sich explizit mit den Vorrangflächen Büdinger Wald (Eichelkopf, Vier Fichten, Gettenbach und Lieblos) intensiv zu beschäftigen, und dafür Sorge zu tragen, dass diese Flächen im Teilplan des Regionalplans Südhessen gestrichen werden. Und das nicht nur wegen Rotmilan, Wespenbussard und Schwarz- sowie Weißstorch, sondern weil unsere Wälder Pro Hektar jährlich bis zu 50 Tonnen Ruß und Staub aus der Luft filtern (Quelle: SDW).  Darüber hinaus fungieren sie als Naherholungsgebiet und grüne Lunge für den Ballungsraum Rhein/Main. Und last but not least für die Trinkwasserversorgung, denn durch großflächige Versiegelungen im Wald entstehen u. U. Trinkwassermangel oder aber Hochwasser. Und „nach mir die Sintflut“, könnte dann  in diesem Zusammenhang eine völlig neue Bedeutung bekommen. Die kommenden Generationen müssen nämlich ausbaden, was da jetzt vergeigt wird.

In einen Wald gehören keine Windkraftanlagen! Nicht nur hier in Hessen, sondern in der gesamten BRD nicht."

Bettina Knaupe
Am Wiesengarten 6
63584 Gründau

Hinweis der Redaktion: Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen oder nicht zu publizieren. Online eingesandte Leserbriefe werden nicht direkt veröffentlicht, sondern zuerst von der Redaktion geprüft. Leserbriefe sind immer mit dem Namen und der Anschrift des Autors zu versehen und spiegeln die Meinung des oder der Autoren wider. Die E-Mail-Adresse zur Einsendung von Leserbriefen lautet Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2