Windkraft: Gesprächsangebot an Pipa

Leserbriefe
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Der Schlagabtausch zwischen VORSPRUNG-Leser Markus Kievel aus Eidengesäß und Landrat Erich Pipa über das Thema "Windkraft" geht weiter. Jetzt ist wieder Markus Kievel an der Reihe.



"Sehr geehrter Herr Landrat, ich finde es gut, dass Sie auf meinen Leserbrief eingehen. Mit dem Punkt, dass nicht alle Standorte für Windkraft geeignet sind, vertreten wir ja sogar die gleiche Meinung. Jedoch bin ich der Auffassung, dass im Main-Kinzig Kreis immer noch zu viele Anlagen aufgestellt werden sollen. Ich möchte sogar so weit gehen, dass das Mittelgebirge gänzlich ungeeignet für die Nutzung der Windkraft ist. Ich denke, dass man mit den zwölf Windkraftanlagen an den Vier Fichten schon längst ein Limit überschritten hat. Leider sehe ich nicht, dass man beim Bau von Windrädern ernsthaft ökologische Aspekte berücksichtigt. Wie möchte man den Bau von bis zu 200 Meter hohen Windrädern mitten in einen völlig intakten Wald rechtfertigen? Für jede einzelne Anlage muss man für Zufahrtswege und Aufstellfläche bis zu einem Hektar Wald roden, als Voraussetzung zur Gewinnung für sogenannten Grünstrom.

Die diesjährige Demonstration in Gelnhausen ist sehr friedlich verlaufen. Am Ende der Demo haben sich die Teilnehmer sogar bei der Polizei für den reibungslosen Ablauf bedankt. Mir ist von einer früheren Kundgebung bekannt, dass es nach der Demo zur Beleidigung seitens eines Demonstranten ihnen gegenüber gekommen ist. Ein Vorfall, den ich sehr bedauerlich finde. Sie werden mir aber zustimmen, dass es sich hierbei um einen Einzelfall handelte. In diesem Zusammenhang möchte ich aber auch betonen, dass die windkraftkritischen Bürger auch schon oftmals beleidigt wurden. Ich denke nur an ihren Parteifreund, Bürgermeister Thorsten Stolz, der die Windkraftkritiker als schizophrene Spinner bezeichnete. Auch sie, Herr Pipa, gehen mit Bürgern, die eine andere Meinung vertreten als sie, hart ins Gericht. Anfeindungen von Pro Windkraft Bürgern auf BI Mitglieder gehören leider schon zur Tagesordnung.

Eine Bürgerbeteiligung findet doch in den wenigsten Fällen statt. Wo wurden denn die Bürger im Main-Kinzig Kreis seitens der Gemeinden gefragt? Mir fällt da nur die Bürgerbefragung in meiner Heimatgemeinde Linsengericht ein und diese ist auch nicht wirklich rechtlich bindend. Diese Bürgerbefragung wurde aber auch nur auf Initiative der Bürgerinitiative Windkraft im Spessart und der Oppositionsparteien FWG und CDU durchgeführt. Wenn die BI, FWG und CDU nicht gegen die Mehrheit der Linsengerichter Gemeindevertretung von SPD und Grüne so einen mächtigen Druck aufgebaut hätten, hätte diese Bürgerbefragung wahrscheinlich nie stattgefunden und es stünden am Hufeisenhof schon die ersten Windkraftanlagen. Wieso führt man eigentlich keine Bürgerbefragung in den betroffenen Gemeinden/ Städte wie z. B. Biebergemünd, Bad Orb oder Wächtersbach durch? Befürchtet man ein Ergebnis, dass einem nicht gefällt und kann dabei nicht mehr mit der Akzeptanz der Bürger argumentieren?

Politische Entscheidungen als auch Gesetzgebung, auf die Sie sich ja gerne berufen, werden offenbar immer weniger von den Menschen, welche die Auswirkungen unmittelbar ertragen müssen, akzeptiert. Neben dem v. g. Beispiel weise ich auf die kürzlich in Bad Orb und Wächtersbach durchgeführte Forsa-Umfrage hin. Nach Meinung der meisten Befragten sollten die Bürger selbst durch einen Bürgerentscheid über den Bau von Windkraftanlagen entscheiden: 71 Prozent der Befragten in Bad Orb und Wächtersbach sind dieser Meinung. Nur etwas über ein Viertel ist dagegen der Meinung, dass die gewählten Gemeindevertreter bzw. übergeordnete Behörden für diese Entscheidung zuständig sein sollten. Lässt diese Antwort nicht den Schluss zu, dass die Bürger den gewählten Volksvertretern in Sachen Windkraftanagen nicht mehr über den Weg trauen? Auch scheinen die Bürger in Sachen Verständnis für die Nachbargemeinde viel weiter fortgeschritten zu sein, wie dies die Gesetzgebung zulässt und die Politiker vertreten. Dies zeigt das Ergebnis einer Frage bezüglich Mitentscheidung einer Nachbargemeinde. Drei Viertel der Befragten beider Gemeinden sind der Meinung, dass auch die Bürger von betroffenen Nachbargemeinden ein Mitspracherecht bei der Entscheidung über den Bau von Windkraftanlagen haben sollten - z. B. wenn diese dort sichtbar sind.

Meiner Meinung nach können sie sich zu diesem Thema als Landrat des Main-Kinzig-Kreises nicht völlig aus der Verantwortung stehlen. Ich gestehe ihnen zu, dass an anderen Orten, wie z. B. in Wiesbaden oder in Berlin, Entscheidungen getroffen werden, die sie als Landrat nicht beeinflussen können. Wenn man schon Windräder in unseren Breiten aufstellen muss, wieso koordiniert man den Bau dieser Anlagen nicht an einer zentralen Stelle? Dabei lassen sich die Nutzung von Einzelinteressen und die Gefahr von Wildwuchs vermeiden. Stattdessen kocht jede Gemeinde ihr eigenes Süppchen. Es ist in meinen Augen ihre politische Pflicht als Landrat, die Interessen ihrer Bürger auch im ländlichen Teil des MKK zu wahren. Es kann keiner in den betroffenen Regionen des MKK für gut heißen, wenn seine Heimat als Industriegebiet mit hunderten von Windrädern verkommt.

Wie ich in meinem letzten Leserbrief auch schon angedeutet habe, werde ich den Verdacht nicht los, dass wie es aus ideologischen Gründen darauf anlegen, dass wir im MKK eine traurige Spitzenreiterrolle in gesamt Hessen in Sachen Windkraft einnehmen werden. Trotz dieser zahlreichen Meinungsverschiedenheiten, sind die Mitglieder der BI´s und IG´s aus dem Main-Kinzig Kreis und der kreisnahen Umgebung zu einem Dialog mit ihnen gerne bereit."

Markus Kievel
Wingertsweg 4
63589 Eidengesäß

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