Menschenfeindliche Unternehmensführung

Leserbriefe
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Mit einem offene Brief wendete sich Erich Pipa, Landrat des Main-Kinzig-Kreises, an Richard Boulter, Geschäftsführer der Vacuumschmelze (VAC) in Hanau, die den Abbau von 340 Arbeitsplätzen plant.



"Sehr geehrter Herr Boulter, Königswinter, Ihr Wohnort, liegt weit weg vom Rhein-Main-Gebiet in Hessen, sogar noch ein Stückchen weiter vom Main-Kinzig-Kreis entfernt, dessen Landrat ich bin. Ich will trotzdem versuchen, Ihnen meine Sorgen mitzuteilen, die ich wegen Ihnen um meinen Industriestandort Main-Kinzig habe. Sie planen als Geschäftsführer – oder richtiger: „CEO“ – der Vacuumschmelze in Hanau einen Arbeitsplatzabbau in großem Stil. Sie haben vor einiger Zeit angekündigt, 340 Stellen abzubauen. Das mag von Königswinter aus wenig erscheinen. Aber das kostet der Vacuumschmelze ein Viertel der Belegschaft. Ich befürchte, dass das Unternehmen nachhaltig Schaden nehmen wird. Reagieren Sie damit auf einen vermeintlichen Strukturwandel? Nein, es passiert aus reiner Profitgier!

Die Vacuumschmelze ist profitabel, die Mitarbeiter sind motiviert. Aber Sie, Herr Boulter, müssen - als Vertreter von kalten Investoreninteressen - das heute sehr gewinnträchtige Unternehmen noch weiter aufhübschen, um Ihren sehr an Heuschrecken erinnernden Chefs zu gefallen. Warum das Ganze? Um anschließend Ihre Investorengruppe selbst, mitsamt der Vacuumschmelze in Hanau, zu einem höchstmöglichen Preis zu verkaufen. Wenn es ein aktuelles Beispiel von menschenfeindlicher Unternehmensführung gibt, dann sind Sie das!

Ich fordere Sie auf, die Interessen der normalen Arbeitnehmer zu achten. Gehen Sie auf ihre Forderungen ein. Nehmen Sie die Ängste der Familien ernst. Schon einmal haben die Angestellten auf viel verzichtet. Das war im Arbeitskampf 2008. Damals haben sich die Hanauer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erfolgreich gegen Heuschrecken zur Wehr gesetzt.

Im Gegenzug bekamen die Mitarbeiter 2008 zugesichert, dass ihre Jobs erhalten bleiben. Unter Ihnen, Herr Boulter, gilt dieses Wort nicht mehr. Das ist nicht die Art, die wir im Main-Kinzig-Kreis von verlässlicher Partnerschaft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gewohnt sind. Worauf können die Menschen, die von ihren Arbeitsplätzen bei der Vacuumschmelze abhängen, noch vertrauen? Auf Ihre Zusage, dass nach den Hunderten Jobs, die wegfallen sollen, Schluss ist? Dass es danach besser wird? Oder sollen sie nicht doch lieber gleich die nächsten Heuschrecken fragen, jene des Apollo-Fonds, die künftig das Sagen haben?

Stellen Sie sich auf die Seite der Arbeitenden! Schließen Sie sich deren Forderungen an: Zukunft statt Sozialplan! Für eine Zukunft des Industriestandorts Hanau! Gegen den Abbau von Arbeitsplätzen! Gegen die Auslagerung von Firmenbereichen! Gegen eine Firmenpolitik nach Heuschreckenart, die nichts mit guter Sozialpartnerschaft zu tun hat! Ich appelliere an Ihr Gewissen und Ihr Einfühlungsvermögen!"

Erich Pipa
Landrat des Main-Kinzig-Kreises

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