Abschied von Tuğçe: „Werde immer stolz auf sie sein“

Gelnhausen
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Ein letztes Zeichen für eine mutige junge Frau: Heute um 18 Uhr wollen sich Angehörige und Freunde vor dem Klinikum Offenbach versammeln, um von Tu?çe Abschied zu nehmen. Mit Kerzen soll der Name der Studentin aus Gelnhausen auf eine Wiese geschrieben werden, ihre Eltern wollen diese Solidaritätsbekundung vom Fenster des Krankenzimmers aus beobachten. Ihre Tochter feiert am heutigen Freitag ihren 23. Geburtstag.



tugceabschiedSeit dem 15. November liegt Tu?çe im Koma, auf dem Parkplatz eines Schnellrestaurants am Kaiserlei Offenbach war sie in den frühen Morgenstunden jenes Samstages schwer verletzt worden. Inzwischen steht auch offiziell fest, dass sie nicht ins Leben zurückkehren wird. „Bei der Studentin Tu?çe A. aus Gelnhausen wurde am 26. November im Sana Klinikum Offenbach von zwei Ärzten der Hirntod festgestellt. Nach den Richtlinien der Bundesärztekammer erfolgten am Dienstag und Mittwoch zwei klinische Untersuchungen, die eine irreversibel erloschene Gehirnfunktion zeigten“, teilte das Sana Klinikum Offenbach gestern per Pressemitteilung mit. Noch wird sie von Maschinen am Leben gehalten, ihre Eltern hatten laut übereinstimmenden Medienberichten darum gebeten, diese nicht vor ihrem Geburtstag abzuschalten.

Laut der türkischen Tageszeitung „Sabah“ wurde die gesamte Etage im Klinikum Offenbach für Besucher geöffnet, um der Familie und Freunden die Möglichkeit zu geben, sich von Tu?çe zu verabschieden. „Ich habe drei Kinder, zwei Söhne und meine Tu?çe. Ich habe immer für sie gearbeitet. Ich habe mein ganzes Geld in die Ausbildung meiner Kinder gesteckt, damit sie einen Beitrag für dieses Land, das wir als Heimat sehen, leisten können. Tu?çe wollte Lehrerin werden. Sie hatte Träume, wollte sich verloben. Ich werde immer stolz auf sie sein“, wird ihr Vater von der Zeitung zitiert. Seine Tochter wird inzwischen bundesweit als Heldin gefeiert, gesucht werden unterdessen weiterhin die zwei jungen blonden Frauen, denen die Studentin im Toilettenbereich des McDonald’s zu Hilfe gekommen sein soll. Wenig später wurde sie auf dem Parkplatz des Schnellrestaurants niedergeschlagen, als dringend tatverdächtig gilt ein 18-Jähriger, der seit der Auseinandersetzung in Untersuchungshaft sitzt.

Inzwischen hat sich auch die Politik zu Wort gemeldet. „Es kann überhaupt keine Erklärung oder gar Entschuldigung für eine solche Tat geben. Es ist aus meiner Sicht nahezu egal, was in dem Lokal genau geschehen ist. Brutal zu schlagen, so zu schlagen, dass jetzt eine junge Frau tot ist, zeigt, dass wir nach der Trauer dringend mal darüber reden müssen, was junge Leute zuhause oder anderenorts für Werte vermittelt oder besser gesagt nicht vermittelt bekommen, dass sie so etwas tun. Mich macht das nicht nur fassungslos, mich macht das neben all der Traurigkeit ehrlich gesagt auch wütend“, erklärte der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Peter Tauber aus Gelnhausen auf seiner Facebook-Seite. Auch die Kreisspitze sprach den Angehörigen ihr Mitgefühl aus: Anlässlich so eines grausamen und schrecklichen Ereignisses bleibe zunächst nur Unverständnis, Trauer und Fassungslosigkeit, dass hier ein junger Mensch für seine Zivilcourage einen so hohen Preis zahlen müsse. Diese Gewalttat müsse nicht nur aufgeklärt, sondern auch gesellschaftlich aufgearbeitet werden, betonten Landrat Erich Pipa und die Kreisbeigeordneten Susanne Simmler und Matthias Zach in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Immer mehr Fotos von Tu?çe wurden gestern veröffentlicht, zeigen sie mit ihren Freundinnen, roten Luftballons, sogar ein Video von ihrem Abi-Ball ist zu sehen. Die Geschäftsleute von Gelnhausen wurden aufgerufen, am heutigen Freitag mit einer Kerze vor ihren Eingängen der Studentin zu Gedenken. Und noch etwas wurde gestern bekannt: Laut der türkischen Tageszeitung Sabah trug die junge Gelnhäuserin einen Organspenderausweis bei sich, als sie ihre schweren Verletzungen erlitt. „Tu?çe hat immer vorbildlich gehandelt“, wird ihr Vater zitiert. Die lebenserhaltenden Maßnahmen sollen heute beendet werden.


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