Massenschlägerei in der Gelnhäuser Notaufnahme

Gelnhausen
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Es begann mit einem Streit in einer Discothek in Gründau und endete mit einer Massenschlägerei in der Notaufnahme der Main-Kinzig-Klinik in Gelnhausen: Mitglieder von zwei Familienclans aus Biebergemünd und Linsengericht waren im Februar 2013 aneinandergeraten und lieferten sich eine handfeste Auseinandersetzung, bei der jede Menge Pfefferspray zum Einsatz kam und wohl auch mindestens ein Teleskopschlagstock eingesetzt wurde.



landgerichtIm Amtsgericht Gelnhausen wurde jetzt versucht, aufzuklären, wer wen geschlagen und verletzt hat, allerdings vergeblich: Nach einer viereinhalbstündigen Verhandlung entschieden sich Gericht und Staatsanwaltschaft, das Verfahren auf Kosten der Staatskasse einzustellen.

Auf der Anklagebank saßen drei Brüder aus Biebergemünd, ihnen gegenüber hatten sechs Männer aus Linsengericht Platz genommen, die als Nebenkläger in dem Verfahren auftraten. Vier von ihnen gehören zu einer Familie, die genauso wie die Angeklagten aus dem Kosovo stammen, inzwischen aber deutsche Staatsbürger sind. Streitigkeiten zwischen den beiden Clans gibt es offenbar schon länger, zumindest saßen sich einzelne Mitglieder nicht zum ersten Mal vor Gericht gegenüber.

Laut Anklage der Staatsanwaltschaft Hanau sollten die 30, 29 und 27 Jahre alten Brüder aus Biebergemünd am 2. Februar kurz nach Mitternacht in die chirurgische Ambulanz des Gelnhäuser Krankenhauses gestürmt sein und dort die Nebenkläger angegriffen haben. Dabei sollen sie zunächst Pfefferspray eingesetzt und anschließend die sechs Männer verprügelt haben. Die Angeklagten allerdings beriefen sich auf eine Stellungnahme, die zu Prozessbeginn von Verteidiger Michael Euler verlesen wurde: Demnach seien sie angegriffen worden, als sie in der Notaufnahme nach einem verletzten Familienmitglied schauen wollten. Die Vorwürfe wurden daher bestritten, Pfefferspray sei zwar eingesetzt worden, allerdings nur aus Notwehr.

Begonnen hat die Auseinandersetzung offenbar zwischen zwei Mitgliedern der Familien in einer Diskothek in Gründau-Lieblos und endete nach einer Schlägerei vor dem Lokal und einer Verfolgungsjagd zunächst an einer Tankstelle. Von dort riefen beide Seiten Verstärkung, auch die Polizei war da bereits vor Ort und schickte die Verletzten in die Klinik. Was dort dann passierte, schilderten zwei Krankenschwestern und eine Ärztin in der Verhandlung: Neben vielen Fäusten flogen auch Stühle und eine Garderobe, „gefühlt 20 Leute haben sich da geprügelt“, lag eine Klinik-Mitarbeiterin mit dieser Schätzung vermutlich sogar noch unter der tatsächlichen Zahl der Tatbeteiligten, die sich in der Verhandlung allerdings nicht wirklich ermitteln ließ. Allein von dem Clan aus Linsengericht waren aber vermutlich 14 Personen anwesend. Die komplette Ambulanz sei anschließend voller Blut und Speichel gewesen, Ärzte und Mitarbeiter schlossen sich teils mit Patienten ein, um sich zu schützen. Vom offenbar reichlich eingesetzten Pfefferspray bekamen aber schließlich fast alle etwas ab.

Wer da wen verprügelt hat und vor allem wer angefangen hat, konnte aber niemand der neutralen Zeugen, die alle nur in angrenzenden Abteilungen des Krankenhauses tätig waren, sagen, weitere Beweismittel fehlten in der Verhandlung. Rechtsanwalt Euler kritisierte, dass die Aufnahmen der Videoüberwachung, die es von der Notaufnahme geben soll, nicht angefordert wurden. Nebenklagevertreter Volker Augst wunderte sich, dass die Klinik-Mitarbeiter, die in jener Nacht direkt in der chirurgischen Notaufnahme ihren Dienst versahen, von der Polizei nicht ermittelt werden konnten. Strafrichter Dr. Wolfgang Ott begründete die Einstellung schließlich mit den teils widersprüchlichen Aussagen der Nebenkläger bei ihrer Zeugenvernehmung, außerdem seien die drei Biebergemünder nicht einschlägig vorbestraft und es seien bei der Auseinandersetzung in der Notaufnahme nur geringfügige Verletzungen entstanden.


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