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Kreissparkasse hin oder her: Gerhard Kleespies ist ein Mann aus der Mitte des Lebens, darüber waren sich alle Redner bei seiner offiziellen Verabschiedung im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen einig, und so war es auch nicht verwunderlich, dass die 0:5-Niederlage seines SV Pfaffenhausen gegen den Lokalrivalen VfB Oberndorf nur wenige Tag zuvor noch an seiner Seele kratzte. "Anschließend musste ich singen 'wer spielt den besten Fußball dieser Welt' und dann als Pfaffenhäuser sagen ‚VfB‘, das geht einem schon unter die Haut", war dem 62-Jährigen nach dieser Pleite das Lachen aber nur kurzzeitig vergangen.
Noch am gleichen Abend begann Künstlerin INK Sonntag-Ramirez Ponce mit der Zeichnung eines Porträts von ihm, das ihm bei seiner Verabschiedung überreicht wurde und das zukünftig in der Kreissparkassen-Filiale in Oberndorf zu bewundern sein wird.
46 Jahre war Gerhard Kleespies in Diensten der Kreissparkasse Gelnhausen, seit 1997 Vorstandsvorsitzender und somit verantwortlich für über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Eine gute und homogene Mannschaft, damit kann man etwas bewegen“, gab er seinem Nachfolger Horst Wanik mit auf den Weg. Die Wiedervereinigung und die Euro-Einführung führte er als Höhepunkte seiner Tätigkeit an, auch die Sparkassen-Sportstiftung lag ihm immer besonders am Herzen. Und: „Mitarbeiter und Kunden sind die wichtigsten Säulen“, hätte ein berechenbarer Kunde auch das Recht darauf, einem berechenbaren Banker gegenüber zu sitzen.
Das war der gebürtige Pfaffenhäuser, „Bodenständigkeit und soziale Kompetenz zeichneten ihn aus“, betonte Landrat Erich Pipa, zugleich auch Verwaltungsratsvorsitzender der Kreissparkasse Gelnhausen. Kleespies sei der Architekt der Bank, die sich zur Region bekenne und habe zudem bewiesen, dass lokale Verbundenheit kein Nachteil sein müsse. Pipa: „Nicht der typische Banker und kein Mann für anonyme Hochhäuser“, hob er vor allem sein ehrenamtliches Engagement für den Betreuungsverein Main-Kinzig und die Stiftung des Behindertenwerkes hervor.
Ein langjähriger Weggefährte von Kleespies ist der ehemalige Gelnhäuser Bürgermeister Jürgen Michaelis – und einer seiner Skat-Partner. „Mutig beim Reizen ohne Hasardeur zu sein, nach Siegen nicht übermütig und nach Niederlagen gefasst und schnell die Kräfte wieder sammelnd“, passe seine Spielweise auch zu seiner Arbeit bei der Bank, die er nie als reine Geldausgabestelle aufgefasst habe. „Der Mensch aus Pfaffenhausen, der nicht daran denkt, seinen Dialekt zu leugnen“, sei ihm als „Mensch unter Menschen“ dies immer das wichtigste Kapital gewesen.
Musikalisch umrahmt wurde die Verabschiedungsfeier von den „Rainbow Singers“, einer integrativen Band der Musikschule Main-Kinzig in Kooperation mit der Lebenshilfe Gelnhausen. „Das sie hier auftreten, ist natürlich eine ganz große Sache“, ging der ehemalige Sparkassenchef nach dem offiziellen Teil zu allererst zu den Musikern, um sich für ihren Auftritt zu bedanken. Ob er es sich aber tatsächlich zukünftig im Schaukelstuhl auf der Veranda bequem machen wird, wo ihn Steffen Ganz als Vertreter des Personalrates schon wähnte, darf durchaus bezweifelt werden. Der Wanderrucksack, dem ihm seine ehemaligen Mitarbeiter schenkten, lädt zu neuen Erlebnissen mit seiner Ehefrau Theresia ein, ab und an wird er sicherlich auch wieder in der Nähe seiner langjährigen Wirkungsstätte Station machen.
