Ob alte Menschen, die im Rollstuhl sitzen, noch schaukeln können? Die Skepsis war groß bei den Drei- bis Sechsjährigen der Kindertagesstätte Mittelstraße.
Ein betagter Bewohner des Wohnstifts Lortzingstraße traute sich und überraschte nicht nur die Kinder mit seinem Wagemut. Beide Seiten sind immer wieder für Überraschungen gut. Bereits seit drei Jahren läuft das Kooperationsprojekt „Jung & Alt – gemeinsam in die Zukunft“ zwischen der städtischen Kindertageseinrichtung und dem Altenheim.
„Viele unserer Kinder haben keine Großeltern mehr oder Oma und Opa wohnen weit entfernt, sodass es kaum Kontakt gibt“, erzählt die stellvertretende Kita-Leiterin Sandra Deak von der Motivation, zwei Generationen zusammenzubringen. Einmal im Monat sind acht Mädchen und Jungen für gut eine Stunde im Wohnstift zu Besuch, spielen Mensch ärger dich nicht, singen, amüsieren sich bei Sitztänzen oder lassen sich selbstgebackenen Kuchen schmecken. Etwas zu naschen steht immer auf dem Tisch. „Das gehört einfach zu einem Besuch bei Oma und Opa dazu“, schmunzelt Sandra Deak. Die Drei- bis Sechsjährigen erleben die alten Menschen zwar auch mit ihren Defiziten – sie bewegen sich langsamer, sind schneller müde. Auf der anderen Seite spüren sie, welche Ruhe die Seniorinnen und Senioren ausstrahlen, ihre Geduld im Miteinander, die entspannte Atmosphäre. Ein Geben und Nehmen, auf das sich Jung und Alt jedes Mal aufs Neue freuen. Für die Kinder der Kita Mittelstraße war der erste Gegenbesuch der alten Leute ein ganz besonders Erlebnis. Sie führten sie durch die Gruppenräume und in den Garten und zeigten ihnen die Stellen, die ihnen wichtig sind.
Foto: Die Blicke der Kinder sprechen Bände. Ob das gut geht? Ein älterer Herr aus dem Wohnstift beim Schaukeln im Garten der Kita Mittelstraße. Foto: Stadt Hanau
Foto: Gemeinsames Kuchenessen in der Kita Mittelstraße. Foto: Stadt Hanau