Schicksal jüdischer Juristen im NS-Regime 1933 – 1945

Hanau
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„Am Beispiel Dr. Elkan Sondheimer – Schicksal jüdischer Juristen im NS-Regime 1933 – 1945“ ist Thema eines Vortrags von Christine Raedler, Leiterin des Zentrums für Regionalgeschichte des Main-Kinzig-Kreises, am Mittwoch, dem 17.09.2014 um 18:00 Uhr im Justizzentrum Hanau.



Im Rahmen der Ausstellung „Verstrickung der Justiz in das NS-System 1933-1945 – Forschungsergebnisse für Hessen“ wird die Rolle der Justiz als politische Verfolgungsorgane der NS-Diktatur 1933 bis 1945 in Erinnerung gerufen. Dabei gedenkt die Justiz auch der Rechtsanwälte und Notare des Landgerichts Hanau, die aufgrund ihrer nichtarischen Abstammung ihre Zulassung und Existenzgrundlage verloren haben. Von den 1930 in Deutschland zugelassenen ca. 19.500 Rechtsanwälten waren 4394 jüdische Mitbürger. Nicht zuletzt um lästige Konkurrenz loszuwerden, forderte der Bund nationalsozialistischer Deutscher Juristen schon im Frühjahr 1933, dass „alle Juden restlos aus jeder Form des Rechtslebens heraus müssen“. Bereits am 7.4.1933 erging ein Gesetz, das es ermöglichte, jüdischen Rechtsanwälten die Zulassung zu entziehen. 1935 wurde schließlich auf dem Nürnberger Parteitag der NSDAP das Reichsbürgergesetz beschlossen, auf dessen Grundlage das nationalsozialistische Regime verordnen konnte: „Juden ist der Beruf des Rechtsanwalts verschlossen“. In der Ausstellung wird den sechs Rechtsanwälten und Notaren des Landgerichtsbezirks Hanau, die aufgrund dieser Vorschriften ihre Zulassung und damit ihre Existenzgrundlage verloren haben, mit einer eigenen Tafel gedacht.

In ihrem Vortrag erläutert Christine Raedler diesen Vorgang am Beispiel des Gelnhäuser Rechtsanwalts und Notars Dr. Elkan Sondheimer. Der am 01.01.1869 in Vollmerz geborene Dr. Sondheimer wurde 1905 Notar und erwarb sich in der Folgezeit höchstes Ansehen über den Bezirk des Amtsgerichts Hanau hinaus. Ihm wurde der Ehrentitel „ Justizrat“ verliehen. Frau Raedler wird darstellen, wie die nationalsozialistischen Umtriebe seine gesellschaftliche und wirtschaftliche Existenz zerstörten.

Frau Christine Raedler, Jahrgang 1966, studierte nach ihrem Abitur am Grimmelshausen Gymnasium Gelnhausen 1986 in Mainz Ägyptologie, klassische Archäologie und alte Geschichte. Nach einer Tätigkeit als Mitglied des Grabungsteams des Römer – und Pelizaeus- Museums Hildesheim übernahm sie im Juli 2008 die Leitung des Zentrums für Regionalgeschichte des Main-Kinzig-Kreises. Sie ist Mitglied der Redaktion des Mitteilungsblatts des Zentrums für Regionalgeschichte und des Heimatsjahrbuches des Altkreises Gelnhausen "Zwischen Vogelsberg und Spessart". Ihre Verbundenheit mit der Geschichte der Region Gelnhausen beweist sie als Vorsitzende der Gelnhäuser Historischen Gesellschaft (1990-96) und als aktives Mitglied des Geschichtsvereins Gelnhausen sowie des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. Aufgrund ihrer umfangreichen Forschungstätigkeit ist sie ausgewiesene Kennerin des jüdischen Lebens im Bezirk Gelnhausen und hat sich dabei besonders auf die Geschichte der Familie Sondheimer spezialisiert.

Der Vortrag findet um 18:00 Uhr im Foyer des Gebäudes C statt; der Einlass erfolgt über den Haupteingang des Justizzentrums Hanau in der Nussallee 17. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen! Die Ausstellung ist noch bis zum 02. Oktober 2014 montags bis freitags von 7:30 bis 15:30 Uhr im Justizzentrum in der Nussallee 17 in Hanau zu besichtigten. Sie steht unter der Schirmherrschaft der Hessischen Justizministerin Eva Kühne-Hörmann und wird gemeinsam vom Land-und Amtsgericht Hanau sowie der Staatsanwaltschaft Hanau mit Unterstützung der Stadt Hanau des Hanauer Geschichtsvereins 1844 e. V. veranstaltet.

Die Präsidentin des Landgerichts Hanau, Susanne Wetzel, hatte bereits kürzlich anlässlich der Eröffnung der Ausstellung auf die besondere Verantwortung der Justiz hingewiesen. „Die Erkenntnisse über die enge Verstrickung der Justiz in die NS-Diktatur machen uns die besondere Rolle und Verantwortung einer unabhängigen Justiz bewusst und sollten uns wachsam sein lassen gegen jede Form von Beeinträchtigungen des Rechtsstaats. Wir als diejenigen, die heute in der Justiz Verantwortung tragen, haben die Verpflichtung, die Erinnerung auch an die dunkelsten Kapitel der Justizgeschichte wach zu halten“ mahnte Wetzel. „Das sind wir den vielen Opfern der Justiz schuldig.“


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