Medienprojekt füllt Geschichtslücken von Jung und Alt

Hanau
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Einen Beitrag zur lebendigen Erinnerungskultur leistet das Medienprojekt „Jung und Alt lernen aus der Geschichte“, in dem die Jugendwerkstatt Hanau mit dem städtischen Seniorenbüro und dem Medienprojektzentrum Offenbach zusammenarbeitet.



jungalthanaujungalthanau1An dem Projekt nahmen zwölf Seniorinnen und Senioren zwischen 75 und 96 Jahren und zwölf junge Frauen teil. In filmisch festgehaltenen Interviews erzählten die älteren Menschen von ihren Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit und machte dadurch Geschichte nachvollziehbar.

„In der neunten Klasse haben wir ein halbes Jahr lang die französische Revolution durchgenommen. Am Ende blieb keine Zeit mehr für das Dritte Reich, weil wir für unsere Abschlussprüfung lernen mussten.“ Nicht nur für diese 19-Jährige,  die an einer praxisorientierten Ausbildungsvorbereitung der Jugendwerkstatt in der Altenpflege teilnimmt, ist die Epoche zwischen 1933 und 1945 ein nahezu weißer Fleck. Wenn die jungen Erwachsenen in ihrem Praktikum in den Einrichtungen der Vereinten Martin-Luther und Althanauer Hospital Stiftung, dem Altenhilfezentrum Bernhard Eberhard oder dem St. Vinzenz-Krankenhaus mit alten Menschen in Kontakt  kommen, die auch mal von ihren Kriegserlebnissen erzählen, sei die Verunsicherung nicht selten groß, sagt Beate Riedl von der Jugendwerkstatt. Das bestätigt Marika (20). „Ich hatte vorher Angst, etwas Falsches dazu zu sagen. Jetzt weiß ich durch die Zeitzeugeninterviews mehr über diese Zeit und kann mich besser in ihre Lage hineinversetzen.“  Es mache eine Unterschied, meint  Barbara Heddendorp vom Seniorenbüro, in den Geschichtsbüchern in der Schule von den  Entbehrungen im Zweiten Weltkrieg zu lesen oder einer Seniorin zu lauschen, die berichtet, wie es sich angefühlt hat, sich bei einem Luftangriff mitsamt der Familie in einem Bunker verstecken zu müssen. Diese und andere Zeitzeugenberichte haben die jungen Frauen unter Anleitung von Urs Daun vom Medienprojektzentrum Offenbach gefilmt. Sobald der Film fertiggestellt ist, wird er im Offenen Kanal Offenbach/Frankfurt ausgestrahlt und in der Mediathek Hessen (www.mediathek-hessen.de) zu sehen sein.

„Biografiearbeit ist ein wichtiges Element in der Betreuung alter Menschen, da die jungen Frauen in den Pflegeheimen immer wieder mit Lebensgeschichten der älteren Leute konfrontiert werden“, betont Petra Mumme von der Jugendwerkstatt. „Das Projekt trägt dazu bei, dass die  Jugendlichen diese Erfahrungen verstehen und geschichtlich einordnen können.“ Die  berufliche Bildungseinrichtung der Diakonie hatte erstmals im Sommer 2012 zusammen mit dem Hanauer Seniorenbüro den Dialog zwischen den Generationen durch ein Medienprojekt gefördert. Ein für alle Beteiligten fruchtbarer Prozess, „in dem bei Jung und Alt einige Vorurteile über die jeweils andere Generation ausgeräumt  wurden“, erinnert sich Barbara Heddendorp. „Es war sehr wertvoll zu erleben, dass Alter nicht nur mit Defiziten behaftet ist, sondern  alte Menschen auch sehr viel Wissen und Erfahrungen haben,  die sie gerne mit der Jugend teilen möchten.“ Als sich die altersgemischte Gruppe diesmal im Rahmen des Projekts mit Pfarrer Heinz Daume von der  Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit auch auf die Spuren jüdischen Lebens durch Hanau begaben, profitierten davon beide Seiten. „Von den damaligen Gräueltaten gegen  Jüdinnen und Juden in Deutschland zu hören ist das eine, zu erfahren wie ihnen in Hanau mitgespielt wurden, ist für mich neu und erschreckend“, brachte es eine 86-Jährige auf den Punkt. Pfarrer  Daume begleitete die Gruppe auf ihrem Weg zur ehemaligen Ghettomauer und früheren Synagoge in der Nordstraße, zur Gedenktafel an Gleis 9 auf dem Hauptbahnhof, von wo aus rund 170 Juden in die Vernichtungslager deportiert wurden und auf den jüdischen Friedhof in der Mühlstraße.  Die Erinnerungsorte wurden durch seine kompetenten Ausführungen lebendig.

Foto: Jung und Alt auf dem jüdischen Friedhof in Hanau. Foto: Stadt Hanau

Foto: Pfarrer Heinz Daume erläutert die Inschriften auf einem jüdischen Grabstein. Foto: Stadt Hanau


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