Radikalisierten Jugendlichen interdisziplinär begegnen

Hanau
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Dem komplexen Phänomen Salafismus und radikalisierte Jugendliche könnten Verfassungsschutz, Justiz und Kommunen nur durch eine gute Vernetzung und eine Zusammenarbeit über Disziplinen hinweg begegnen, betonte Oberbürgermeister Claus Kaminsky bei einem Fachtag in der Otto-Hahn-Schule, den die Stabsstelle Prävention der Stadt Hanau in Kooperation mit dem Netzwerk gegen Gewalt der Hessischen Landesregierung organisiert hatte.



radikaljugendDass der  Informationsbedarf groß ist bewies  die hohe Teilnehmerzahl von 200 Fachkräften aus den  Bereichen Bildung, Erziehung, Jugendhilfe und Justiz. Mehr als drei Stunden geballte  Informationen über Islamismus und Salafismus in Hessen und Möglichkeiten der Prävention unterbreiteten vier Experten dem Publikum: Bernd Paul vom Landesamt für Verfassungsschutz, Dr. Klaus Bott vom Hessischen Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus, Hakan Celik vom Violence Prevention Network (VPN) und Mehmet Senel vom Landespräventionsprojekt Hessische Muslime für Demokratie und Vielfalt.

radikaljugend1Die Metropolregion Rhein-Main gehöre  neben Nordrhein-Westfalen zu den „Hotspots“ der Salafistenszene, die bundesweit vernetzt sei, erklärte  Bernd Paul. In Hanau müsse von einem „salafistischen Personenpotenzial“ im mittleren zweistelligen Bereich ausgegangen werden. Der Prävention komme deshalb eine hohe Bedeutung zu, bei der insbesondere die Jugendarbeit einer Stadt gefordert sei, betonte Claus Kaminsky. „Wir müssen jungen Leuten in unseren Einrichtungen   unsere  Werte  vermitteln, aber ihnen gleichzeitig auch Chancengerechtigkeit  ermöglichen, damit sie sich als Teil unserer Gesellschaft fühlen können. Und wir dürfen niemals aufhören, ihnen die Hand auszustrecken – auch nicht den Irregeleiteten.“ Die Stadt Hanau sei wachsam, berichtete Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel. Stadtteil- und Jugendeinrichtungen seien dafür gute Seismografen. In manchen sei eine zunehmende Religiosität unter den jugendlichen Besucherinnen und Besuchern zu spüren. Jungen und Mädchen würden sich auf der Suche nach Orientierung der Religion zuwenden.  Eltern suchten Rat bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.  Der Umgang mit dieser Thematik erfordere von diesen  Fingerspitzengefühl und ein hohes Maß an Professionalität. Um das weiter zu stärken und sie auch in religiöser Kompetenz zu schulen, plane die Stadt Hanau eine Kooperation mit der Beratungsstelle von  Violence Prevention Network in Frankfurt, die  sich an Jugendliche, Eltern und Fachpersonal mit Fragen im Themenfeld Extremismus richtet und Maßnahmen der Prävention, Intervention und Deradikalisierung anbietet.

Jugendarbeit schreibe sich Integration statt Ausgrenzung auf die Fahnen und brauche dafür die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Sozialraum, betonte Weiss-Thiel. Wie das funktioniert beweist ein Kooperationsprojekt des Lamboyparks mit der katholischen Kirche Heilig Geist. 18 muslimische und katholische Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren nahmen im März  2012 an einem Integrationsprojekt teil. Sie tauschten sich  regelmäßig über Geschichten, Rituale  und Konfliktpotenziale ihrer jeweiligen Religion aus, lasen gemeinsam im Koran und in der Bibel. Sie besuchten eine Moschee  und einen katholischen Gottesdienst, einen buddhistischen Tempel und die Synagoge in Hanau und Frankfurt.  Für Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel sind diese jungen Leute „vorbildhafte Brückenbauer, die den sozialen Zusammenhalt in unserer Stadtgesellschaft fördern“. Wichtig ist ihm dabei gegenseitige Toleranz. „Unterschiede zwischen den Religionen  müssen ausgehalten werden. Der Austausch darüber muss friedlich und gewaltfrei ausgetragen werden.“ Die Jugendlichen im Lamboy haben gezeigt, dass das funktioniert – und dabei ganz nebenbei auch neue Freundschaften geschlossen.

Foto: Das Forum der Otto-Hahn-Schule war gut gefüllt mit mehr als 200 Teilnehmenden. Foto: Stadt Hanau

Foto: Die Akteurinnen und Akteure des Fachtags (von links): Andrea Pillmann (Stabstelle Prävention), Dr. Klaus Bott (Innenministerium), Anne-Dorothea Stübing (Präventionsrat), Sylvia Ruppel (Schulamt), Stephanie Padberg Netzwerk gegen Gewalt), Mehmet Senel (Präventionsprojekt), Stephan Rollmann (Schulleiter) und Stadtrat Axel Weiss-Thiel. Foto: Stadt Hanau


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