Storchennest auf Strommast: Ersatzquartier gefunden

Niedermittlau
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Es ist ein besonderer Anblick, der viele Menschen fasziniert verharren lässt: Zwei Störche bauen gemeinsam ihr Nest und sitzen darin, Seite an Seite. Den Mitarbeitern der Kreiswerke Main-Kinzig stockte jedoch der Atem, denn die beiden Storche hatten sich auf einem Strommast des heimischen Energieversorgers nieder gelassen, dessen Vogelschutzeinrichtung für die Flügelspannweite des Storches nicht ausgelegt ist.



storchen umzugstorchen umzug1storchen umzug2Als die Kreiswerke Main-Kinzig über einen Hinweis von Spaziergängern davon erfuhren, dass sich zwei Storche auf einem Strommast des Mittelspannungsnetzes in Niedermittlau niedergelassen und dort ihr Nest errichtet haben, war schnelles Handeln gefragt. Zwar war am betreffenden Strommast bereits eine Vogelschutzeinrichtung montiert; die jedoch reichte für die Flügelspannweite von Großvögeln wie dem Storch nicht aus. Die Gefahr für die Vögel besteht dabei besonders beim An- und Abflug auf das Nest. Denn wenn der Vogel mit den Schwingen zwei Leitungsseile gleichzeitig berührt, entsteht ein Lichterbogen und das Tier bekommt dadurch einen tödlichen Stromschlag. „Wir haben die betreffende Stromleitung unverzüglich umgeschaltet und uns zur weiteren Vorgehensweise mit der HGON in Verbindung gesetzt“, berichtet Günter Hoge, technische Führungskraft für die Stromversorgung bei den Kreiswerken Main-Kinzig. Die HGON, die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz begleitet die Kreiswerke Main-Kinzig schon seit mehreren Jahren in Fragestellungen des Vogelschutzes. In Abstimmung mit Werner Peter vom HGON-Arbeitskreis Main-Kinzig entwickelte man nun einen Umsiedlungsplan für das Storchenpaar, da die Stromleitung natürlich nicht dauerhaft abgeschaltet werden kann.

„Der Strommast in Niedermittlau ist mit sogenannten Vogelabweisern ausgestattet. Diese stacheligen Bauteile hindern die Vögel normalerweise, sich auf einem Leitungsmast niederzulassen. Unsere Störche jedoch haben diese Verstachelungen als Stabilisatoren für ihren Nestbau genutzt“, schildert Hoge das Storchen-Problem. Nachdem das Nest zur Sicherheit der Störche jetzt vom Strommast entfernt wurde, sorgte Werner Peter für einen neuen, geeigneten Alternativstandort südlich der Bahnlinie unweit der Gemarkungsgrenze zu Meerholz. Dort haben die Kreiswerke Main-Kinzig dann schnellstmöglich und auf eigene Kosten eine Brutplattform für das Storchenpaar aufgestellt, damit das seltene Vogelpaar hoffentlich in diesem Jahr noch Nachwuchs aufziehen kann. 2013 gab es laut HGON insgesamt 32 Weißstorch-Brutpaare im Main-Kinzig-Kreis. Das zweijährige Storchenweibchen des Niedermittlauer Paares stammt aus Kilianstädten, das dreijährige Männchen aus Hailer.

Informationen zum Vogelschutzprogramm der Kreiswerke Main-Kinzig

Zum Schutz von Vögeln gibt es zwei Systeme. Zum einen gibt es die sogenannten Vogelabweiser. Diese stacheligen Drähte sollen Vögel von Strommasten abhalten. Sie sind insbesondere nahe den Leiterseilen angebracht, so dass kleinere Vögel von einem Kontakt mit den Leiterseilen effektiv abgehalten werden können. Des Weiteren gibt es einen Vollisolationsschutz. Hierbei werden die Leitungsseile mit Kunststoffhauben abgedeckt, so dass auch für Großvögel ein entsprechender Schutz besteht. Das Flächenversorgungsnetz der Kreiswerke Main-Kinzig, das sich über den gesamten Altkreis Gelnhausen erstreckt, hat insgesamt 2334 Strommasten, so dass eine Ausstattung aller Maste mit entsprechenden Vollschutzmaßnahmen wirtschaftlich nicht abbildbar ist. In Abstimmung mit dem hessischen Umweltministerium wurde daher ein gezieltes Vogelschutzprogramm erarbeitet und umgesetzt. Insgesamt 140.000 Euro hat das Unternehmen im Rahmen dieses Programms für den Vogelschutz investiert. Hierbei haben die Kreiswerke Main-Kinzig Karten über die für Großvögel gefährlichen Streckenabschnitte erstellt und in drei Schritten die Freileitungsmasten so gesichert, dass möglichst wenig Großvögel in Lebensgefahr geraten, wenn sie sich dort niederlassen. Den größten Handlungsbedarf gab es in den Vogelschutzgebieten, in denen seltene Arten wie Uhus, Wanderfalken oder auch Störche brüten. Diese Masten wurden bereits zwischen 2007 und 2010 in erster Prioritätsstufe gesichert. Das Priorität 2-Gebiet wurde dann ab 2008 umgerüstet. Dieses liegt überwiegend im nördlichen Bereich des Landkreises, wo insbesondere durch Feuchtgebiete verlaufende Leitungen gesichert wurden. 2012 wurden dann gezielt weitere Masten gesichert, bei denen es bereits mehrfach zu tödlichen Kollisionen von Vögeln auf Strommasten kam. Insgesamt haben die Kreiswerke in den letzten Jahren bereits über 400 Strommaste und Leitungsstützpunkte mit einer der beiden oben geschilderten Methoden für Großvögel sicher gemacht. Nach den Erkenntnissen der HGON Main-Kinzig hat sich die Zahl der durch Stromschlag getöteten Tiere in der Main-Kinzig-Region auf ein Minimum reduziert.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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