Eifersuchtsdrama auf Türkisch: Weil seine Frau mit dem Mann seiner Schwester anbandelte, schnappte sich ein 38-Jähriger aus Linsengericht den Widersacher und verprügelte ihn gemeinsam mit drei Verwandten in einem Waldstück. Da einer der Beteiligten zur Tatzeit noch minderjährig war, mussten sich die vier Schläger jetzt vor dem Jugendschöffengericht Gelnhausen wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.
Am 8. Juni 2013 passten die vier Angeklagten aus Linsengericht das Opfer nach seinem Schichtdienst an seiner Arbeitsstelle in Wächtersbach ab und fuhren mit ihm in seinem Auto in ein Waldgebiet nahe Linsengericht. Bereits auf der Fahrt verpassten sie ihm mehrere Schläge und versuchten, allerdings erfolglos, ihn mit Kabelbindern zu fesseln. Am Ziel angekommen, wurde dem Opfer dann unter anderem gezielt in die Genitalien getreten, außerdem wurde er mit einem Gürtel ausgepeitscht und bekam weitere Faustschläge und Tritte ab. Eine gebrochene Nase und ein gebrochener Finger sowie zahlreiche Prellungen waren die Folge. Außerdem drohten die vier Männer, beim nächsten Mal mit Pistolen auf ihn zu warten.
Anschließend ließen die vier Angeklagten ihr Opfer alleine im Wald zurück, der offenbar orientierungslos den Rettungsdienst um Hilfe bat. Als einzigen Hinweis konnte er zunächst angeben, dass er ein Schild mit einem Hinweis auf den Linsengerichter Ortsteil Waldrode gesehen habe. Als die Sanitäter ihn schließlich gefunden hatten, war auch die Polizei nicht mehr weit, allerdings handelte es sich bei den Tätern nicht um „Aliens“, wie die Polizisten zunächst in ihrem Bericht vermuteten.
Vor dem Jugendschöffengericht gaben alle vier Angeklagten jetzt die ihnen vorgeworfene Tat zu, so dass das Opfer nicht mehr gehört werden musste. Anzeige hatte der Mann allerdings nicht erstattet, „in der Türkei ist das so üblich“, erklärte einer der Verteidiger. In Deutschland nicht, deshalb ermittelte zunächst die Polizei und die Staatsanwaltschaft Hanau erhob schließlich Anklage. Glimpflich kamen die vier Männer aber dennoch davon. Die Verfahren wurde mit der Auflage von Geldzahlungen vorläufig eingestellt, immerhin profitiert jetzt das Frauenhaus Wächtersbach von ihrer Selbstjustiz. Der gehörnte Ehemann muss 1.000 Euro und zwei 44 und 24 Jahre alte Mittäter jeweils 1.500 Euro zahlen. Der vierte Angeklagte, inzwischen 18 Jahre alt, wurde zugleich noch wegen Unfallflucht verurteilt, weil er im Juni dieses Jahres auf dem Parkplatz des Freibades in Gelnhausen mit seinem Pkw ein anderes Fahrzeug beim Einparken gerammt und sich dann aus Staub gemacht hatte. Er wurde nach Jugendstrafrecht verurteilt und muss ebenfalls 1.000 Euro an das Frauenhaus in Wächtersbach zahlen. Die Urteile sind rechtskräftig.
