Unbegleiteter minderjähriger Flüchtling lernt Autolackierer

Steinau
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Im Main-Kinzig-Kreis sind mehrere Integrationsmaßnahmen miteinander verzahnt und die ersten Erfolge stellen sich ein.



Vor wenigen Tagen begann Sayed Kebar Hashemi eine Ausbildung zum Autolackierer in der KfZ-Werkstatt von Sven Müller in Steinau. „Ein positives Beispiel für hervorragende Zusammenarbeit“, freut sich Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler. Nach dem Sayed Kebar Hashemi seinen Hauptschulabschluss erreicht hatte, bemühte er sich um einen Ausbildungsplatz auf dem freien Arbeitsmarkt. Die Mitarbeiter des Amtes für Sicherheit, Ordnung, Migration und Integration vermittelten dem jungen Mann ein Gespräch mit dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Gelnhausen-Schlüchtern, Klaus Zeller. Auf diesem Weg erhielt Sayed Kebar Hashemi die Möglichkeit zu einem achtwöchigen Praktikum in der Servicewerkstatt von Sven Müller. Der Firmeninhaber erkannte das Potential des Praktikanten und schloss mit ihm einen Ausbildungsvertrag.

Sayed Kebar Hashemi wurde am 1. Januar 1994 in Afghanistan geboren, als unbegleiteter Minderjähriger kam er im Juni 2010 in die BRD und wurde bis zu seiner Volljährigkeit im Christlichen Jugenddorfwerk (CJD)  in Bad Soden-Salmünster betreut. In dieser Zeit besuchte er die Schule, erhielt die Aufenthaltserlaubnis und lebt inzwischen in Schlüchtern. „Dieses Beispiel zeigt, dass es funktioniert und ich bin der Überzeugung, dass Integration im ersten Schritt über die Sprache und im zweiten über die Arbeit erfolgt“, so Simmler. Die verschiedenen Initiativen, die der Kreis in den vergangenen Monaten auf den Weg gebracht habe, seien sehr effektiv und erfolgreich. „Außerdem brauchen wir Fachkräfte sowie gut qualifizierte Handwerker, so entsteht hier eine klassische Win-win-Situation, einerseits helfen wir den Flüchtlingen und bieten Perspektiven und gleichzeitig wirken wir dem Fachkräftemangel entgegen“, stellt Simmler fest. 

„Mein festes Ziel ist es, die Integration von Asylbewerbern über den Arbeitsmarkt voranzubringen“, sagt Simmler. „Ich weiß um die vielen bürokratischen Hürden, die auch bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar sind. Aber den Hunderten Menschen in den 29 Städten und Gemeinden, die dadurch vom Arbeitsmarkt ferngehalten werden, helfen diese Gesetze in keiner Weise“.

Schon bei der Aufnahme von Flüchtlingen in der Schlüchterner Einrichtung Hof Reith werden die schulischen und beruflichen Kompetenzen der Menschen durch Mitarbeiter der Kreisverwaltung erfasst. Daraus ergeben sich teilweise – je nach Gesundheitszustand und Aufenthaltsstatus – schon erste Möglichkeiten, Frauen und Männer in gemeinnützige Arbeit zu vermitteln und sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren. Diese Vermittlung unterstützt und finanziert der Kreis dann ebenfalls mit. Zudem gründete sich im Frühjahr dieses Jahres ein Kompetenzteam aus Verwaltung und Wirtschaft, um weitere Zugänge zum Arbeitsmarkt zu erarbeiten. Deutschkenntnisse gehören dabei zur Grundausstattung, damit eine Integration über den Arbeitsmarkt gelingen kann. Insofern knüpft das jüngste Angebot der Verwaltung, in Zusammenarbeit mit den Bildungspartnern Main-Kinzig (BiP) Deutschkurse anzubieten, an alle Maßnahmen unterstützend an.

„Ich habe in den vergangenen Monaten viele Diskussionen führen müssen, wofür der Kreis im Bereich Asyl zuständig ist und wofür eigentlich nicht. Das Ergebnis war leider viel zu oft, dass geeignete, offensive Vorstöße im Bereich Arbeitsmarktintegration, die die Landes- und Bundesregierung vornehmen könnten, fehlten“, kritisiert die Erste Kreisbeigeordnete.

Bürokratie auf der einen Seite und mangelhafte Hilfe aus Wiesbaden und Berlin auf der anderen Seite würden den Kreis aber nicht entmutigen. „Wir wollen etwas tun, statt nur zu reden, und wir müssen endlich auch etwas tun. Also packen wir es kommunal an. In Kürze eröffnen wir eine Lehrbaustelle, um junge Männer und Frauen an Handwerksberufe heranzuführen. Die meisten von ihnen wollen schließlich arbeiten, Deutsch lernen und Kontakte knüpfen, und all das bieten wir in dieser neuen Maßnahme an“, so Simmler. Im Projekt Lehrbaustelle kooperieren das Kommunale Center für Arbeit (KCA), die gemeinnützige Gesellschaft für Arbeit, Qualifizierung und Ausbildung (AQA) sowie die Kreishandwerkerschaft Gelnhausen-Schlüchtern eng miteinander. 15 Personen können an diesem auf neun Monate angelegten Angebot teilnehmen.

Derzeit werden auch im Sozialbereich Arbeitsmarktprojekte geplant, wie Susanne Simmler mitteilt. Aufgeschlossen zeigten sich unter anderem die Alten- und Pflegezentren und die Kliniken des Main-Kinzig-Kreises. Zudem lote die Verwaltung aus, ob bestimmte gemeinnützige Arbeiten in den Eigenbetrieben durch Asylbewerberinnen und Asylbewerber erledigt werden könnten. „Wir wollen den Menschen helfen und ihre Kompetenzen nutzen. Am Ende profitieren davon alle Seiten“, erklärt Simmler.

Foto: Glückwunsch zum Ausbildungsvertrag (von links) Sven Müller, Susanne Simmler und Sayed Kebar Hashemi.


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