„Stockheimer Lieschen zum Niddertalexpress weiterentwickeln“

Dazu braucht man sich nur mal selbst in den Berufsverkehr zu wagen: In den Morgenstunden stauen sich auf den Zubringerstrecken wie der A66 die Autos, und auch die Eisenbahnen aus Hanau oder aus Glauburg kommend sind teils überfüllt – im Feierabendverkehr gilt das Gleiche auf den entgegengesetzten Strecken. Als „Lösung, die umweltverträglich ist und sich spürbar entlastend auf den Westkreis wie auch die Stadt Frankfurt auswirken wird“, sieht Matthias Zach, Verkehrsdezernent des Main-Kinzig-Kreises, den Ausbau des Schienenverkehrs. Neben dem lange ersehnten Bau der Nordmainischen S-Bahn und dem Ausbau der Kinzigtalbahn dürfe man nicht aus den Augen verlieren, dass auch die Niddertalbahn weiter ausgebaut werden muss. „Wir können uns mit dem Status quo noch nicht zufrieden geben“, erklärt Zach. Um alle beteiligten Kommunen und Interessenten zusammenzubringen, hat er nun eine Niddertalbahn-Konferenz angeregt.

Die Niddertalbahn, auch „Stockheimer Lieschen“ genannt, führt von Frankfurt über den Main-Kinzig-Kreis – Niederdorfelden, Schöneck und Nidderau – bis nach Glauburg. „Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit erinnern, als diese Zugverbindung totgesagt und am Bedarf für Schienenverkehr auf dieser Strecke gezweifelt wurde. Das Gegenteil davon ist eingetreten, und der Bedarf wächst weiter. Es ist an der Zeit, dass wir das Stockheimer Lieschen zum Niddertalexpress weiterentwickeln: durchgängig elektrifiziert, mit kürzen Taktzeiten und hohem Komfort für die Fahrgäste – also besser, schneller und pünktlicher“, fordert der Kreisbeigeordnete Zach.

Für Zach gehe es darum, frühzeitig eine Vision für die Zukunft dieser Bahnverbindung zu entwickeln. Der Vertrag zwischen dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und dem Streckenbetreiber und Betreiber des Fahrbetriebs auf der Niddertalbahn, Deutsche Bahn, läuft im Dezember 2027 ab. In einem Spitzengespräch unter maßgeblicher Mitwirkung der Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr Niddertal (AGNV) sollen die Eckpunkte der neuen Ausschreibung diskutiert werden, um ihre Realisierbarkeit zu erörtern, wie Zach in einem Brief an die AGNV formuliert. „Da auch die Qualität der Verkehrswege wesentlich mit über den Wohlstand von morgen entscheidet, muss es daher unser gemeinsames Ziel sein, eine möglichst exzellente Verkehrsinfrastruktur zu sichern und diese laufend zu optimieren. Dafür bedarf es einer Doppelstrategie: Mehr Investitionen – also mehr Geld für die Verkehrswege mit größerer verkehrlicher Wertschöpfung und Effizienz – also mehr an den Bedürfnissen und Erfordernissen der Kunden ausgerichtete ÖPNV-Verkehrswege“, schreibt Zach.

Konkret benennt Verkehrsdezernent Zach schon einmal drei Projekte, die ihm für die nächste Ausschreibungs-Runde am Herzen liegen:
Ø    die durchgehende Elektrifizierung der Strecke,
Ø    zweigleisiger Ausbau oder zumindest weiterer Ausbau von Kreuzungsbereichen und
Ø    die Verlegung/Begradigung der Station Kilianstädten.

Dabei spielt letzten Endes eine Rolle, wie sich die entstehenden Kosten verteilen. Es handle sich hier nicht um eine Wunsch-, sondern um eine Bedarfsliste. „Wir verzeichnen auf der Niddertalbahn-Strecke seit Jahren steigende Fahrgastzahlen. Durch Waggons mit höherer Platzzahl alleine sind die ab einem gewissen Punkt nicht mehr aufzufangen“, warnt Zach. „Der Rahmen stimmt, um die Niddertalbahn auf die nächste Erfolgsstufe zu heben. Dafür müssen Bund und Land die finanziellen Hilfestellungen leisten. Auch das muss Thema im Rahmen einer Niddertalbahnkonferenz sein.“ Er zeigte sich erfreut, dass die AGNV die Idee einer Konferenz unterstützt. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.