Ziel war es, sich am konkreten Beispiel über mögliche Auswirkungen von Windkraftanlagen im Naturpark Spessart auf das zurzeit mit beträchtlichen öffentlichen Mitteln geförderte zarte Pflänzchen Tourismus und auf den demographischen Wandel in den Naturparkgemeinden auszutauschen. Aufgrund schwindender Einwohnerzahlen und steigender Belastungen durch immer neue Aufgaben kämpfen einige Kommunen im Herzen des Naturparks Spessart schon jetzt mit hohen Defiziten in ihren Finanzhaushalten.
Der Lokaltermin begann mit einem Besuch der Windkraftanlagen „Vier Fichten“, um einen Eindruck von der optischen Wirkung der 200 m hohen Windkraftanlagen aus verschiedenen Abständen und Blickwinkeln zu erhalten. Anschließend wurden anhand des Entwurfs des Regionalplans Windkraft für die Region Südhessen die Ortsteile in Biebergemünd und Flörsbachtal aufgesucht, in denen der Entwurf eine besonders hohe Konzentration von Windkraftanlagen ausweist, darunter Biebergemünd-Breitenborn und Biebergemünd-Bieber. Einig waren sich die Beteiligten, dass eine Umzingelung von Ortsteilen mit Kolonnen von Windrädern deren Attraktivität deutlich senkt. Hier sind Alternativen anzustreben. Ansonsten ist eine Abwanderung der dort wohnenden Bürger zu befürchten, von dem erhofften Zuzug von Neubürgern ganz zu schweigen. Für einige Kommunen sieht Quidde die Chance, durch Pachteinnahmen von Windkraftbetreibern die Finanzlage zu verbessern. Offen blieb allerdings die Frage, wie diese zusätzlichen Einnahmen im Rahmen des künftigen kommunalen Finanzausgleichs bewertet werden. Hier müsste umgehend eine Klarstellung von Seiten der hessischen Landesregierung erfolgen, ob die zusätzlichen Einnahmen aus der Verpachtung von Flächen an Windkraftprojektierer wirklich vollständig in den Haushalten vor Ort verbleiben und nicht wie befürchtet in die allgemeinen Umlagen fließen.
Bei der anschließenden Diskussion im Ausflugslokal Bayrische Schanz, das von BI Vorstand Michaela Münch geführt wird, wurde das Thema Auswirkungen der Windkraft auf den Tourismus eingehender diskutiert. Münch brachte ihre Erfahrungen aus 20 Jahren Tourismus im Naturpark Spessart in die Diskussion ein. Sie befürchtet bei einem flächendeckenden Bau von Windkraftanlagen im Naturpark Spessart einen sehr negativen Einfluss auf alle Tourismusbereiche bis hin zu einem weitgehenden Zusammenbruch, wie sie ihn bereits für den Vogelsberg diagnostiziert. Der IHK-Hauptgeschäftsführer beurteilt dagegen diesen Punkt wesentlich differenzierter. Er geht davon aus, dass Windkraftanlagen wenn überhaupt eher Wanderer als Montainbiker stören. Zu diesem Thema wurde ein weiterer Erfahrungsaustausch vereinbart, um die Vernetzung zwischen den bayerischen und hessischen Aktivitäten zur Förderung des Tourismus im Naturpark zu intensivieren.
Einig waren sich wiederum alle Beteiligten, dass die zur Zeit weitestgehend auf Solar- und Windkraft ausgerichtete Subventierung zur regenerativen Stromerzeugung nicht ausreicht, eine erfolgreiche Energiewende umzusetzen. Hier sind auch weitergehende Anstrengungen im Bereich Energieeinsparung erforderlich, z. B. durch eine energetische Gebäudesanierung. Speziell zu diesem Thema vereinbarten BI und IHK Geschäftsführer Dr. Quidde ein weiteres Treffen.
Foto: Blick in Richtung „Vier Fichten“ von Biebergemünd-Wirtheim, auf dem Bild von rechts IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Quidde, Dr. Andres, Frau Sülberg und Herr Zimmermann.
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