Wespenplage: Wann ist ein Stich wirklich gefährlich?

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Aufgrund des milden Winters und trockenen Sommers gibt es in diesem Jahr sehr viele Wespen.



Ein Stich ist nicht immer harmlos, für Allergiker kann er tödlich enden. Experten des Universitätsklinikums bewerten die gegenwärtige Gefahr, die von den Insekten ausgeht, und stellen Gegenmaßnahmen vor.

In diesem Klimajahr haben Wespen optimale Voraussetzungen: Der milde Winter hat dafür gesorgt, dass viele Königinnen überlebt haben. Dazu kommt der trockene Sommer, durch den sie sich stark weitervermehren können. Der Sonnenschein und die Wärme sind die beste Basis für den aktiven Flug der Wespen und für die Entwicklung ihrer Larven in den Nestern. Entsprechend häufig kommt es zu Stichen mit teilweise gravierenden Auswirkungen. Täglich werden Menschen ins Krankenhaus eingeliefert, weil sie allergisch auf die Wespenstiche reagieren. In einigen Fällen besteht Lebensgefahr. Damit der Gestochene und andere Personen im Umfeld korrekt reagieren, muss die Wirkung des Stiches richtig eingeordnet werden. „Ob ein Stich für Menschen wirklich gefährlich ist, hängt ganz zentral von der Art der körperlichen Reaktion ab. Es ist sehr wichtig, örtliche Reaktionen – auch wenn sie stärker sind als normal – von einer sogenannten systemischen Reaktion zu unterscheiden“, erläutert Dr. Eva Valesky, Oberärztin der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Dr. Gösta Lotz, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie ergänzt: „Örtliche Reaktionen lassen sich in aller Regel ohne ärztliche Hilfe behandeln. Kommt es zu einer Anaphylaxie, also einer Reaktion des Immunsystems auf das Insektengift, die den gesamten Organismus betrifft, muss ein Notarzt eingeschaltet werden.“

Ernste Gefahr für große Bevölkerungsteile
Zahlreiche Insekten können durch ihren Stich örtliche oder systemische Reaktionen verursachen. Die häufigsten Auslöser klinisch relevanter Reaktionen sind allerdings die Stiche der Honigbiene und der Faltenwespe. Selten lösen andere Insekten wie Hummeln, Hornissen, Mücken, Ameisen oder auch Bremsen klinisch relevante Stichreaktionen aus. Von einer Allergie, die zu systemischer Reaktionen auf Insektenstiche führt, sind in der Allgemeinbevölkerung rund 1,2 bis 3,5 Prozent betroffen – also etwa zwischen einer und drei Millionen Menschen in Deutschland. Gesteigerte örtliche Reaktionen treten sogar bei mehr als einem Viertel auf. Vom statistischen Bundesamt werden jährlich etwa 20 Todesfälle nach Stichereignissen erfasst. „Allerdings ist die Dunkelziffer wahrscheinlich deutlich höher, weil nicht in allen Fällen der Stich als Todesursache erkannt wird“, nimmt Dr. Valesky an.

Was ist zu tun?
Bei einer örtlichen Reaktion treten Schwellungen und Rötungen auf. Um sie zu behandeln, reicht in der Regel ein feuchter Umschlag aus. Gegebenenfalls kann dabei auch eine Cortison-haltige Creme eingesetzt werden. Eine Alternative können Thermostifte sein. Wärmeeinwirkung neutralisiert das Insektengift und vermindert dadurch ein Anschwellen sowie den damit verbundenen Juckreiz. Kommt es dagegen zu einer Anaphylaxie, muss so schnell wie möglich ein Rettungsdienst gerufen werden. „Bis zum Eintreffen des Notarztes sind Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen, im Extremfall bis hin zur Wiederbelebung. Besitzt der Patient ein Notfallset für Allergien, muss dies eingesetzt werden“, erklärt Dr. Lotz.

Versorgung durch den Notarzt
Nach der Ankunft des Notarztes kommt das Stufenschema der Anaphylaxie-Therapie zum Einsatz. Dazu gehört zunächst das Schaffen venöser oder intraossärer Zugänge, also in die Knochenmarkshöhle. Durch diese Eintrittswege werden dann unter anderem Adrenalin, Sauerstoff und Antihistaminika verabreicht. „Nach der Akutbehandlung muss der Patient in ein geeignetes Krankenhaus gebracht werden, in dem alle notwendigen Methoden der Intensivmedizin und des erweiterten Atemwegsmanagements zur Verfügung stehen. Im Anschluss an einen solchen Vorfall darf es aber nicht bei der Akutversorgung bleiben, sondern später soll eine weitergehende Diagnostik erfolgen“, betont Dr. Lotz.

Langfristige Therapie und Prävention
Durch einen Haut- und Bluttest werden die Insektengiftsensibilisierung nachgewiesen und das individuelle Anaphylaxie-Risiko erfasst. Mit diesen Erkenntnissen kann der Betroffene gemeinsam mit den Ärzten über Prävention und längerfristige Therapien sprechen. Eine konkrete präventive Maßnahme ist die bewusste Vermeidung von Stichen. Für den Fall, dass es doch wieder zu einem Stich kommt, gibt es Notfallsets als Selbsthilfemaßnahmen. Langfristig kann eine spezifische Immuntherapie durch den Allergologen über einen Zeitraum von fünf Jahren helfen. „Die Effektivität der Immuntherapie können wir am Universitätsklinikum auch in abgesichertem Rahmen überprüfen – durch eine gezielte Lebendstichprovokation in der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie unter notfallmedizinischen Bedingungen in Kooperation mit der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie“, erläutert Dr. Valesky.


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