Konjunktur: Lage sehr gut, Erwartungen vorsichtiger

Unternehmen
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern zeichnet ein sehr positives Bild der aktuellen Wirtschaftslage.



Die Zukunftserwartungen der Unternehmen sind auch positiv, aber deutlich vorsichtiger. Die Konsequenz: Der Konjunkturaufschwung geht weiter, aber die Unternehmen halten sich bei Investitionen etwas und bei Neueinstellungen sehr zurück.

Die harten Fakten stützen den Konjunkturoptimismus: Günstige Preise für Rohöl und Rohstoffe, Kreditzinsen im Rekordtief sowie ein niedriger Euro-Wechselkurs: Das sind üblicherweise die Zutaten für einen Rekordaufschwung in ganz Deutschland. Vor allem in so exportstarken Standorten wie dem Main-Kinzig-Kreis müsste die Konjunktur jetzt durch die Decke gehen. Champagnerlaune allenthalben wäre zu erwarten. Und wirklich: Die Einschätzungen der Unternehmen waren selten so positiv! Stolze 39,3 Prozent der Unternehmen bewerten ihre gegenwärtige Lage als gut und nur 8,0 Prozent klagen über schwache Geschäfte. Saldiert man gute und schlechte Bewertungen, ist der Wert noch einmal um 0,8 Prozentpunkte besser als der schon sehr gute Vorjahreswert. So gut war die Stimmung zuletzt im Jahr 2007 – und dann kam die große Krise. „Vor einem Jahr war die Lage sehr gut und der Zukunftsoptimismus sehr ausgeprägt. Heute ist die Lage noch etwas besser, doch der Optimismus ist deutlich geringer als vor einem Jahr“, fasst IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Gunther Quidde die Ergebnisse zusammen.

Denn die Zukunftserwartungen haben sich spürbar verändert. Vor einem Jahr lag der Saldo der positiven und negativen Erwartungen bei 25,9 Prozentpunkten, heute liegt er noch bei 11,2 Punkten – immer noch positiv, aber deutlich schwächer. Dieses Bild kaufmännischer Vorsicht bestätigt sich beim Blick auf die weiteren Pläne der Unternehmen: Die Investitionsneigung ist leicht von 16,2 auf 14,9 Prozentpunkte gesunken, die Pläne zu Neueinstellungen wurden sogar deutlich zurück gefahren: Vor einem Jahr lag die Zahl der Unternehmen, die Neueinstellungen planen, noch um 9,2 Prozentpunkte über der Zahl der Unternehmen, die eher mit weniger Beschäftigten rechnen. Dies hat sich deutlich reduziert, jetzt liegt das Plus nur noch bei 2,5 Prozentpunkten.

Auffällig ist in diesem Zusammenhang, worin die Unternehmen die größten Risiken für ihr Geschäft sehen. Als größte Gefahr sieht jedes zweite Unternehmen eine nachlassende inländische Nachfrage – sie wurde mit 53 Prozent am häufigsten genannt. Dann folgt das Risiko weiter steigender Arbeitskosten – 46 Prozent der befragten Unternehmen nannten sie. Auch in den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa liegt nach 40 Prozent der Unternehmen ein gravierendes Risiko.

Industrie vorsichtig

Für die weltweit hocherfolgreichen Industrie-Unternehmen im Main-Kinzig-Kreis müsste der niedrige Euro-Wechselkurs eigentlich ein gutes Verkaufsargument sein – wären da nicht die hohen Kosten für die Währungsabsicherungen und gäbe es mehr Verlässlichkeit hinsichtlich der weiteren Entwicklung. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass nahezu 95 Prozent aller Industrie-Unternehmen mit der gegenwärtigen Lage entweder sehr zufrieden oder zufrieden sind. Hinsichtlich ihrer Zukunftserwartungen sind diese Unternehmen aber deutlich skeptischer als noch vor einem Jahr: Die Anzahl der Optimisten sinkt auf nur noch 23,2 Prozent gegenüber 46,8 Prozent im Mai 2014.

Handel zufrieden, Dienstleister gut im Geschäft

Im Einzelhandel läuft es trotz starkem Wettbewerb durch das Internet vergleichsweise rund. Die Verbraucher haben nicht zuletzt dank der niedrigen Heizöl- und Benzinpreise mehr Geld in der Tasche. Sie wollen viel davon ausgeben und weniger sparen – was angesichts der Euro-Unsicherheiten und der Nullzinsen auch Keinem verübelt werden kann. Entsprechend gut stehen der Handel und das Gastgewerbe dar, sofern sie denn modern aufgestellt sind. Auch für die nahe Zukunft hoffen diese Unternehmen auf gute Geschäfte, allerdings teilweise mit weniger Mitarbeitern.

Noch besser laufen die Geschäfte bei vielen Dienstleistungsbetrieben – vor allem qualifizierte Services für die Industrie werden stark nachgefragt. Aber auch die personenbezogenen Dienstleistungen erfreuen sich einer guten Konjunktur. Auch im Baugewerbe geht der Aufschwung vorerst weiter, was nicht zuletzt das Kreditgewerbe freut – in beiden Wirtschaftszweigen läuft es vorläufig weiter richtig rund.

Arbeitsmarkt unter Volllast

Die Unternehmen erkennen zunehmend die Bedrohung, die ihnen durch den Fachkräftemangel erwächst. Dennoch wollen einige – bei weitem nicht alle – Industriebetriebe und Baufirmen, aber auch Betriebe aus dem Verkehrsgewerbe und teilweise dem Einzelhandel ihren Personalbestand verringern. Ihnen stehen viele Branchen gegenüber, die neue Mitarbeiter suchen. Das Gesamtbild deutet auf eine vorsichtig weiter steigende Beschäftigung hin – was den 11.021 arbeitslos gemeldeten Menschen am Stichtag 30. April im Main-Kinzig-Kreis Hoffnung machen kann. Aber es gibt ein Problem: Die Arbeitslosenzahl stagniert seit 2011 auf niedrigem Niveau. Vor allem an den fast 7.000 Langzeitarbeitslosen ist der Aufschwung bisher nahezu spurlos vorbei gegangen. Es wird immer schwerer fallen, diesen Menschen eine wirkliche Lebensperspektive zu eröffnen.

„Da ist auch die Wirtschaft gefragt. Ich rate allen Unternehmen mit Personalbedarf, ihren Bedarf nicht nur der Agentur für Arbeit in Hanau zu melden, sondern auch dem Kommunalen Center für Arbeit (KCA) des Main-Kinzig-Kreises. Selbst wenn dort nicht die gewünschten Mitarbeiter vorhanden sind, bekommen beide Institutionen das wichtige Signal welche Mitarbeiter für welche Funktionen benötigt werden. Denn nur, wenn die Hanauer Agentur und das KCA die Bedürfnisse der Betriebe kennen, können sie sich darauf einstellen. Die Zeiten, in den die idealen Mitarbeiter ohne große Anstrengungen zu finden sind, sind passé. Jetzt geht es für die Unternehmen darum, sich fit für den Fachkräftemangel zu machen und zu überlegen, wie Kompromisse bei Neueinstellungen aussehen könnten“, gibt Quidde zu bedenken.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2