Turnhalle ist Notunterkunft: Offener Brief der Schulelternbeiratsvorsitzenden aus Birstein

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Mit einem Offenen Brief zur Nutzung der Schulsporthalle in Birstein als Notunterkunft für Flüchtlinge haben sich Daniela Kauck, Schulelternbeiratsvorsitzende der Grundschule Birstein, und Beatrix Schmidt-Stieler, Schulelternbeiratsvorsitzende der Haupt- und Realschule Birstein, an den Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU), die Landtagsabgeordneten Michael Reul (CDU) und Heinz Lotz (SPD) sowie die Bundestagsabgeordneten Bettina Müller (SPD) und Dr. Katja Leikert (CDU) gewandt.



"Die drei Kreisdezerneten haben wir bewusst nicht angeschrieben, da diese ja bereits unserer Einladung nach Birstein nicht gefolgt waren und in dieser Angelegenheit auf die Zuständigkeit des Landes und des Bundes verwiesen haben", teilen beide bei der Übersendung des Offenen Briefes an die Redaktion mit. Nachfolgend der Text im Wortlaut.

"Mit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 wurde sowohl der Schulsport wie auch der Vereinssport in der Großturnhalle der Haupt- und Realschule in Birstein eingestellt. Diese strikte Handhabung bedeutete ab diesem Zeitpunkt nahezu keinen Schulsport für unsere Kinder sowie keinen Vereinssport für die auf die Halle angewiesenen sporttreibenden Vereine. Mit Abflauen des Pandemiegeschehens wurden die harten Maßnahmen wieder etwas gelockert, d. h. Sport fand unter Einhaltung gewisser Rahmenbedingungen wieder in der Sporthalle in Birstein statt. Sowohl Pädagogen wie Kinder- und Jugendmediziner weisen auf die aus gesundheits- wie entwicklungsbedingter Notwendigkeit, für den an hessischen Schulen spärlich stattfindenden Schulsport hin.

Die verhaltene Freude darüber währte nicht lange, denn bereits im März 2022 erreichte unsere Kinder und uns Eltern wie auch Vereinsvorstände die Nachricht, dass die Turnhalle am Schulstandort Birstein wegen der angrenzenden Schulmensa als Notunterkunft für die Unterbringung von Geflüchteten als Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine genutzt werden soll. Dies bedeutete von heute auf morgen wieder einschneidende Einschränkungen für unsere Kinder an der Grundschule Birstein und an der Haupt- & Realschule Birstein. Nun stand nicht mehr nur wieder nicht die Turnhalle für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung, sondern auch die Mensa, eine Säule für die Ganztagsbetreuung an dem Schulstandort Birstein, konnte von unseren Kindern nicht mehr genutzt werden. Letzteres für sich allein betrachtet, stellte viele Eltern nach den Herausforderungen der Pandemie erneut vor neue Betreuungsherausforderungen.

Seit dem Sommer dieses Jahres ging die Zahl der Ukraineflüchtlingen deutlich zurück. Der Main-Kinzig-Kreis als Schulträger und Eigentümer der Sporthalle kündigte an, die Notunterkünfte in der Sporthalle zurückzubauen und den Schulen eine Hallennutzung mit Beginn des neuen Schuljahres zu ermöglichen. In den Sommerferien hingegen verkündeten die Verantwortlichen des Kreises wegen unklarer Flüchtlingslage die Sporthalle in einen „Standby-Modus“ zu versetzen und vorerst nicht für den Schulsport freizugeben. Als neuer Termin für eine Nutzung durch die beiden Schulen wurde uns das Ende der Herbstferien genannt.

Dieser Termin verstrich. Die Sporthalle wie auch die angrenzende Mensa wird weiterhin vom Main-Kinzig-Kreis zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. Wie von Seiten des Main-
Kinzig-Kreises mitgeteilt wurde, erhalte dieser auf nicht absehbare Zeit wöchentlich rund 150 Neuzuweisungen von Geflüchteten. Zudem gestalte sich die Generierung von Wohnraum für die Geflüchteten in den Kommunen zusehends schwieriger, da der verfügbare Wohnraum erschöpft sei. Unter dem Strich bedeutet dies, dass die Nutzung der Sporthalle in Birstein weder für den Schul- noch für den Vereinssport auf absehbare Zeit wird möglich sein. Dies führt zu einer anhaltenden großen Enttäuschung und Frustration bei unseren Kindern und in der Elternschaft. Als nun Mitte November bekannt wurde, dass es sich bei den nunmehr zugewiesenen Flüchtlingen nicht mehr um Flüchtlinge auf Grund des Ukrainekrieges handelt, sondern um Asylsuchende aus sogenannten Drittstaaten und hier vor allem um junge Männer aus dem Nahen Osten, kam zur Enttäuschung und Frustration auch noch die Sorge von uns Eltern um die Sicherheit unserer Kinder am Schulstandort und auf dem Weg dorthin.

In einer eilends einberufenen offenen Schulelternbeiratssitzung haben die beiden Schulelternbeiräte versucht gemeinsam mit den beiden Schulleitungen Informationen für die gut 90 anwesenden Eltern zu beschaffen, deren Sorgen und Bedenken aufzunehmen und an die Verantwortlichen weiterzutragen. Leider war keiner der Verantwortlichen des Main-Kinzig-Kreises an der Veranstaltung anwesend. Man ließ die Mitglieder der beiden Schulelternbeiräte jedoch wissen, dass der Kreis die Zuständigkeit für die Aufnahme von Asylsuchenden in Deutschland und Hessen in der politischen Zuständigkeit der Bundes- und Landespolitik sieht. Wie den Medien zu entnehmen ist, ist ein Abflauen oder gar Ende der Flüchtlingsströme nicht in Sicht. Bei einem kalten Winter und bei weiterer Zerstörung von kritischer Infrastruktur in der Ukraine, darf mit einem noch weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen über die Wintermonate hinweg gerechnet werden. Für den Schulstandort Birstein würde dies bedeuteten, dass auf nichtabsehbare Zeit Schulsport nicht stattfinden wird.

Wir wenden uns daher an Sie als politische Verantwortliche mit der Frage, welche Maßnahmen Sie gedenken, einzuleiten, um bei anhaltenden Flüchtlingszahlen dem Schulträger und den Schulen in Birstein trotzdem eine Nutzung der Großsporthalle für den Schulsport schnellstmöglich zu ermöglichen oder ob der Schulstandort Birstein weiterhin die Halle seiner originären Nutzung entzogen bekommt? Für die noch andauernde Zeit der Nutzung der Großturnhalle als Notunterkunft für Flüchtlinge interessiert uns, welche Maßnahmen gedenkt die Politik zu ergreifen, um die Sicherheit unserer Kinder auf dem Schulgelände, zu der auch die Bushaltestelle der beiden Schulen gehört, zu garantieren?

Wir haben Verständnis dafür, dass Asylsuchenden und Flüchtlingen eine entsprechende Unterkunft bereitgestellt werden muss, jedoch sind wir der Auffassung, dass eine Schulsporthalle auf dem Gelände einer direkt angrenzenden Grund-, Haupt- und Realschule nicht der geeignete Ort für eine derartige Unterbringung ist. Die Benachteiligten hierdurch sind vor allem wieder unsere Kinder, die während der Coronapandemie auch schon mit vielen Einschränkungen aufwachsen mussten. Gespannt auf Ihre schriftlichen Antworten, stehen die Schulelternbeiräte jedoch auch für einen direkten Dialog mit Ihnen am Schulstandort in Birstein in Form eines weiteren Informationsabends, organisiert durch die Elternbeiräte, offen gegenüber."

Beatrix Schmidt-Stieler
Schulelternbeiratsvorsitzende
Haupt- und Realschule Birstein

Daniela Kauck
Schulelternbeiratsvorsitzende
Grundschule Birstein

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