"Was soll die Summe der Verbindlichkeiten von 2,5 Billionen € aussagen, ohne sie ins Verhältnis zu setzen? Die Summe unseres Bruttoinlandsprodukts ist auch eine unvorstellbar hohe Summe, nämlich 3,87 Billionen € im Jahr 2022. 65 % Verbindlichkeiten bezogen auf die Wirtschaftsleistung ist im weltweiten Vergleich kein hoher Stand (Japan 261 %, Italien 145 %, USA 122 %, Kanada 107 %, UK 103 % usw.). Würde die Staatsschuldenquote um zwei Prozentpunkte erhöht, stünden knapp 80 Milliarden zusätzlich zur Verfügung. Kindergrundsicherung, Bildung, Fuß- und Radverkehroffensive, ein Flächenentsiegelungsprogramm, Gebäudesanierung, usw. Auch viele weitere private Investitionen werden dadurch gehebelt.

Was nutzt die blanke Zahl eines niedrigen Schuldenstands, wenn Millionen von Kindern in Armut leben, wenn das Bildungsniveau nachlässt, wenn Städte (und damit Menschen) durch zu viele Verbrennungsprozesse und zu wenig Bäume und Grünflächen überhitzen, wenn Wasser knapp wird, wenn Menschen durch fehlende Modernisierungsmittel ihre Strom- und Wärmerechnungen nicht mehr bezahlen können, sobald der Emissionshandel so richtig greift.

Und ja, es gibt die ein oder andere Milliarde, die ins Ausland fließt (im privaten Sektor übrigens ein Vielfaches davon, Exportüberschüssen sei Dank…), manche besser und manche schlechter investiert. Die Milliarde nach Tunesien hat schon viel Zynisches. Europa, das viele Jahre von billigen Rohstoffimporten und billig hergestellten Produkten aus „ärmeren“ Ländern profitiert hat und das durch hohe historische Treibhausgas-Emissionen die Lebensverhältnisse von den dort lebenden Menschen verschlechtert, zahlt nun Geld an ein autokratisches Regime, um eben diese Menschen (Männer, Frauen, Kinder) auf dem Mittelmeer oder kurz davor festzunehmen und in Lager einzupferchen oder in die Wüste zum Sterben zu schicken. Grauenhaft! Das können wir besser.

Ich finde es gut, Herr Streb, dass wir in einigen Zielen übereinstimmen. Vielleicht lohnt eine Diskussion genau darüber: wie wollen wir Wohlstand ausbuchstabieren? Was ist uns wichtig? Was wollen wir unseren Kindern hinterlassen? Wer wollen wir gewesen sein? Dazu gehört so viel mehr als ein hohes Bruttoinlandsprodukt. Und wieviel Staatsschulden wir dann für die Wohlstandsmehrung mobilisieren, welche Subventionen gekürzt werden, wie sehr Superreiche beteiligt werden, da wird sich ein Weg finden lassen."

Andreas Hlasseck
Gelnhausen

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