"Die Armut kommt von der Powerthee, sagte vor Zeiten Fritz Reuter und wollte mit dieser pleonastischen Redewendung zeigen, wie wenig Mühe man sich gab, das Phänomen der Armut in einem reichen Land zu analysieren geschweige denn ernsthaft abzugehen. Das gilt bis heute: Armut ist ein sehr komplexes Thema, sagen Politiker, wenn sie gebeten werden, Ursachen und Abhilfen zu benennen. Eigentlich gar nicht so nebulös, sondern verursacht durch externe Faktoren wie eine falsche Sozialpolitik und schwere interne, systemische Mängel, erklären Armutsforscher wie der Sozialwissenschaftler Butterwege. Fakt ist und die Statistiken des Bundesamts belegen es, dass Armut über Generationen hinweg 'vererbt' wird. Nicht etwa genetisch, sondern durch die Armut -ihrer Eltern. Nicht nur ein Armutszeugnis für die Regierenden, sondern gemessen am zigfach und seit Jahrzehnten beschworenen Maßstab einer gerechten Bildungspolitik mit gleichen Startchancen für alle Kinder ein Skandal!

Schon 1964, also vor etwa drei Generationen, nannte Picht solch gravierende Mängel zu Recht 'Bildungskatastrophe' und einen Zivilisationsbruch. Das wirkte zunächst wie eine fatale Zeitdiagnose und progressive Kräfte sorgten in einem Kulturkampf ohnegleichen für einige Reformen wie die Einführung der Gesamtschule, die allerdings bald durch konservative gesellschaftliche und politische Kräfte eingedampft worden sind. Das Ergebnis: Im europaweiten Bildungsranking lieg die BRD im unteren Drittel, weit hinter Slowenien, Tschechien und Dänemark. Noch krasser sieht es beim relativen Armuts-Reichtumsgefälle aus, das eine Korrelation zum Bildungswesen bildet. Hier weist die BRD die größte Schere zwischen Arm und Reich auf. Es werden bei der Finanzierung von Bildung ca. 20 Milliaden jährlich notwendig sein, so übereinstimmend die Bildungsforscher. Lindner will lediglich ein Zehntel dieser Summe in den Haushalt einstellen. Und Pistorius hält die Bundeswehr, die durch Zuwächse, Aufstockungen der Soldatenstärke und Entnahmen aus dem 'Sondervermögen' etwa um 80% höhere Mittel erhält, er findet sie unterfinanziert. Keine Sorge, Schulabbrecher wissen jetzt also, wo sie beruflich unterschlüpfen."

Jörg Sternberg
Hanau 

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