"Sehr geehrter Herr Ullrich, wir mögen nicht immer einer Meinung sein, aber ich schätze an Ihnen, dass Sie häufig auf Faktenbasis argumentieren, manchmal sehr versiert. Im jüngsten Leserbrief verabschieden Sie sich jedoch von einer inhaltlichen Diskussion, teilen die Welt in Gut und Böse, Täter und Opfer ein und reihen sich in diejenigen ein, die Falschaussagen aus Überschriften der Springer Presse wiedergeben, anstatt sich mit der ursprünglichen Aussage zu befassen. Frage: wie gelangt man vom Vorschlag von Frau Schröder, den Verkauf oder die Vermietung von Wohnraum von älteren Menschen an junge Familien steuerlich zu begünstigen zu Ihrer Interpretation 'Rentner raus aus ihren Wohnungen und Häusern'?

Zahlreiche Studien, damit habe ich mich intensiv in meiner Masterarbeit beschäftigt, zeigen, dass viele ältere Menschen nach Auszug der Kinder und ggf. Tod des Partners sich mit der Bewirtschaftung des Eigenheims überfordert fühlen. Bei meiner repräsentativen Umfrage in Gelnhausen 2020 empfanden 15 % ALLER Befragten ihren Wohnraum als zu groß, noch mehr (26 %) können sich vorstellen in eine kleinere Wohnung zu ziehen. Gleichzeitig gibt es viele Familien, die auf zu beengtem Wohnraum leben. Hier steckt großes Potenzial neuen Wohnraum im Bestand zu schaffen. Warum nicht darüber sprechen, wie dieses Potenzial gehoben werden kann?

Angesichts der Krise der Baubranche (hohe fossile Energiepreise, hohe Zinslast und Fachkräftemangel), dem Wohnraummangel und der knappen Flächen, Rohstoffe Energie ist das doch ein sinnvoller Ansatz. Der Neubau kriselt, reizen wir doch an, dass im Bestand bedarfsgerecht umgebaut und saniert wird, dass Verkauf und Vermietung (wo sinnvoll) steuerlich begünstigt wird, dass Wohnraum flexibler gestaltet wird. Investitionen, Material, Energie und Arbeitskraft sind meist viel besser im Bestehenden angelegt, als grüne Flächen zu versiegeln.

Und ja, natürlich braucht es eine Nettozuwanderung, sonst steht uns ein unkontrollierter Einbruch unserer Wirtschaft bevor (Stichwort Altenrepublik, und Menschen in Not zu helfen dürfte auch weiterhin keine schlechte Idee sein). Es ist schon interessant, wie weit sich Diskussionen weg von der Realität verschieben können. Der Expertenrat für Klimafragen stellte gestern der aktuellen Bundesregierung ein schlechtes Zeugnis aus, vom einstimmig im Bundestag ratifizierten Pariser Klimaschutzabkommen ist Deutschland weiterhin weit entfernt und es wird von Regulierungswahn gesprochen. Das passt nicht zusammen.

Investitionen in effiziente Heizungen, energetische Sanierungen und öffentliche Mobilität, in sichere Rad- und Fußwege usw. hilft mittel- und langfristig Geld zu einzusparen, und die Klimaerhitzung zu begrenzen. Im Bereich Verkehr und Wärme hinken wir in Deutschland hinterher, Länder wie Dänemark sind hier schon viel weiter. Seit 2013 dürfen dort keine Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden, Wärmepumpen und Fernwärme sind dort Standard. Weil um Faktoren effizienter, weil günstiger und unabhängiger von Importen."

Andreas Hlasseck
Gelnhausen

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