Stadthalle Gelnhausen: Gleiches Schicksal wie Kaufhaus Joh?

Leserbriefe
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Die Debatte über die Stadthalle in Gelnhausen haben VORSPRUNG-Leser Michael Neitzert, ehemaliger Technischer Leiter der städtischen Hallen- und Veranstaltungs-GmbH (HVG) in der Barbarossastadt, zu diesem Leserbrief veranlasst.



"Dem Gedanken des scheidenden Bürgermeisters Glöckner, es sei egal, ob man zur Instandhaltung pro Jahr ein bis zwei Millionen Euro für die Stadthalle ausgibt oder dann 13 Millionen Euro auf einmal, kann nicht ernsthaft gefolgt werden. Zum einen steigen – wie der staunende Gelnhäuser jetzt scheibchenweise erfährt – die Kosten für die Instandsetzung der Mängel nicht linear, sonder exponentiell an. Zum anderen war da ja auch noch die Hallen + Veranstaltungs- GmbH, deren Aufgabe es war, die Hallen instandzuhalten und die jährlich! Zuweisungen von über eine Million Euro aus dem Haushalt der Stadt erhalten hat – die allerdings vom Bauamt verwaltet wurden. Aufsichtsratsvorsitzende der HVG waren übrigens ein gewisser Herr Stolz und seit 2018 bis heute Bürgermeister Glöckner.

Wie die Staatsanwaltschaft Hanau unzweifelhaft festgestellt hat, wurden seit dem Bau der Stadthalle vor 40 Jahren sicherheitsrelevante Prüfungen in der Stadthalle unterlassen. Die Brandschutzklappen waren da nur eine von vielen unterlassenen Prüfungen. Wenn man 40 Jahre nicht zum TÜV fährt, ist das Fahrzeug eben am Ende. Durch die pflichtwidrige Unterlassungen der Bauverwaltung ist der Stadt hier jedenfalls massiver Schaden in Millionenhöhe entstanden. Wie man es Jahrzehnte lang geschafft hat, unter dem Radar der regelmäßigen Gefahrenverhütungsschauen und bauaufsichtlichen Prüfungen des Kreises zu bleiben, bleibt das Geheimnis der Bauverwaltung Gelnhausen und des Kreises.

Berichtet wurde, dass die Halle in 30 Minuten leer sein muss. Dem ist hinzuzufügen, dass auch vor vierzig Jahren schon galt, dass Kellerdecken zu Versammlungsräumen feuerbeständig ausgeführt werden müssen, will heißen 90 Minuten Feuerwiderstandsdauer. Dies, weil nicht nur die Gäste geschützt werden müssen, sondern auch die Einsatzkräfte der Feuerwehr, die nach der Evakuierung den Brand löschen sollen.

Was übrigens mit einem 'Regiebalkon' gemeint sein soll, erschließt sich mir nicht. Sollen Licht und Tontechniker bei der Arbeit etwa auf dem Balkon sitzen? Es fehlt offensichtlich eine bauliche Licht- und Tonregie typischerweise genau gegenüber der Bühne. Alle anderen Lösungen führen zum technischen 'Blindflug' bei einer Veranstaltung. Die Lichtregie ist das Steuerzentrum des gesamten Gebäudes. Eine Lichtregie nicht von Anfang an mit vorzusehen, ist ein schwerer Planungsfehler. Man sollte bei der Planung einer Veranstaltungshalle eventuell auch Fachplaner für Veranstaltungstechnik zuziehen.

Es kann auch nur davon abgeraten werden, auf die Raumteiler im Erdgeschoss zu verzichten. Selbst in guten Zeiten waren nur ein bis zwei größere Veranstaltung pro Woche in der ganzen Halle, aber in der gleichen Woche etwa zwanzig kleinere Veranstaltungen, bei denen nur der Kernsaal oder nur Kolleg Eins oder nur Kolleg zwei gebucht wurden und dann natürlich auch nur diese bezahlt wurden und nicht die Kosten für die ganze Halle. Deshalb ist es auch ein Denkfehler, bei der Gastronomie 'nur von 40' Gästen zu sprechen. Die Aufgabe der Gastronomie ist die Versorgung der ganzen Stadthalle oder auch eigenen Veranstaltungen, beispielsweise Hochzeiten mit 100- 600 Gästen. Auch hierfür sind die Raumteiler von besonderer Bedeutung.

Zum Schluss noch eine Anmerkung zur Photovoltaik: Es ist ausgesprochen seltsam, wenn man das Dach der Stadthalle verstärkt, um eine Photovoltaik-Anlage überhaupt tragen zu können und hinterher genau diese Photovoltaikanlage als Einsparungspotential anbietet. Ob die Stadthalle schlussendlich das Schicksal des Joh teilt, bleibt abzuwarten."

Michael Neitzert
Hanau

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