Die Tücken von Banking- und Gesundheits-Apps

"Der Spruch 'Der Kunde ist König' ist schon seit Jahren in den Bereichen Finanzen und Versicherungen hinfällig. Kundenkontakte, gerade im Bankenbereich, sind dann erwünscht, wenn der Kunde einen (für das Institut 'saftigen') Kredit beantragen möchte. Ansonsten hat er bitte - im Wortsinn - draußen zu bleiben.

Draußen, das bedeutet entweder Bankgeschäfte online oder aber an den oft genug nicht funktionierenden Automaten im Vorraum abzuwickeln.Einhergehend mit der 'Verbesserung' der Sicherheit ist man in der jüngsten Zeit dazu übergegangen, die Anmeldung dahingehend in zwei Schritten zu sichern: nach Eingabe der Zugangsdaten erhält man über die entsprechende 'Banking-App' die Aufforderung, den Zugriff auf das Konto zu bestätigen beziehungsweise zu erlauben. Fand ich als Smartphone-Besitzer eigentlich ganz akzeptabel. Aber leider gibt es offensichtlich in den IT-Abteilungen der Institute Personen, die zusehends mehr Möglichkeiten und Funktionen in diese 'Apps' packen, so dass man sich als Kunde fragt, wozu das Ganze? Infolge dieser Verwirrung habe ich mich durch Fehleingaben meiner bis dahin einfachen Anmelde- und Freigabefunktion beraubt. Jetzt muss ich erneut darauf warten, dass mir meine Bank Daten für einen erneuten 'elektronischen' Zugang bereit stellt. Dann beginnt alles von vorne - ich hoffe, dass die Anwendung der 'Banking-App' dann wieder einfach funktioniert und nicht wundertütenartig mit unangekündigten Funktionen erweitert wird.

Die Krönung der Anmaßung erlebte ich allerdings mit der Anwendung meiner sogenannten 'Gesundheits-App', mit deren Hilfe ich als Privatpatient (Standardtarif entspricht einer normalen GOÄ-Leistung) meine Rechnungen abfotografieren und an die Kasse übermitteln kann. Sehr gut - das spart (angeblich) Zeit und vor allem Portogebühren. Lange Zeit war ich glücklich mit dieser Lösung, bis eines Tages nichts mehr ging. Gestern noch hatte ich Rezepte auf dem beschriebenen Weg verschickt, aber bei dem Versuch am Folgetag eine Rechnung zu fotografieren und zu verschicken, streikte die App. Auf meine Nachfrage, was denn der Grund sei, erhielt ich die Antwort, mein Smartphone besitze zu wenig Speicher und eine Kamera, die nicht ausreichend für 'gute Aufnahmen' sei. Zufällig hatte ich zwei Tage zuvor ein neues Smartphone bestellt, dass den Anforderungen entsprach und mit dem ich nun diesen Kommunikationsweg für hoffentlich längere Zeit aufrecht erhalten kann.

Ich bin ganz sicher kein technikfeindlicher Mensch, habe selbst knapp 40 Jahre in der IT-Branche gearbeitet, aber was hier dem Kunden immer häufiger 'aufgepackt' wird, nimmt langsam abenteuerliche Maße an, zumal die Leistung des Kunden in keiner Weise honoriert wird - oftmals ist das Gegenteil der Fall, zum Dank werden die Kontogebühren etc. angehoben. Kunden ohne Internet-Zugang sind für die Kreditinstitute ganz offensichtlich Kunde zweiter Klasse, zumal die Automaten in den Vorräumen der Filialen sehr häufig defekt sind - die Krönung ist der Geldausgabe-Automat der Postbank in Gelnhausen, der seit 4 Wochen nicht funktioniert. Während man sich über die mittlerweile Jahrzehnte diskutierte Digitalisierung die Köpfe zermartert - ein Konzept für die unterschiedlichen Bereiche wäre wünschenswert - haben bestimmte Branchen es einmal wieder geschafft, viele Arbeiten auf den Kunden abzuwälzen und darin auch die Begründung für Arbeitsplatz-Abbau zu finden."

Dietmar Kaufmann
Gelnhausen

Hinweis der Redaktion: Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen oder nicht zu publizieren. Online eingesandte Leserbriefe werden nicht direkt veröffentlicht, sondern zuerst von der Redaktion geprüft. Leserbriefe sind immer mit dem Namen und der Anschrift des Autors zu versehen und spiegeln die Meinung des oder der Autoren wider. Die E-Mail-Adresse zur Einsendung von Leserbriefen lautet Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!