Von schwarzen Hunden und etlichen Toten

Literatur
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„Die Bestie, damit ist kein Politiker gemeint.“ Matthias Fischer schmunzelt. „Ich kenne hier auch keine Bestien, nur Labbeduddel“, setzt er gleich noch einen drauf.



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Sehr zur Erheiterung seines Publikums, das am zurückliegenden Mittwoch trotz tropischer Temperaturen in großer Zahl der Einladung der Altstadt-Buchhandlung Dichtung & Wahrheit in die Aula der Friedrich-August-Genth-Schule gefolgt war. „Die Bestie vom Kinzigtal“ heißt der nunmehr sechste Krimi des als „Krimipfarrer“ bekannt gewordenen Autors, der in einem knapp zweistündigen Programm neugierig machte auf die neuesten Erlebnisse seiner Protagonisten Dr. Christoph Caspari und Clara Frank.

Und das auf seine bewährt unterhaltsame Art, in der er Textstellen mit Anekdoten vermischt, Persönliches einflicht und bei Publikumsfragen auch mal nur vielsagend die Arme ausbreitet – und schweigt. Etwa, als es um die Frage nach den unterschiedlichen Handlungsorten im aktuellsten Krimi geht, oder die Anzahl der zu erwartenden Leichen. Allzu viel will Fischer an dem Abend eben doch nicht verraten, Fragen zum Schreib-Prozeß dagegen beantwortet er gerne: Er schaut sich zum großen Teil die Orte an, die er in seinen Bücher beschreibt – einmal habe er in Bad Orb beim Blick aus einem Fenster „gerade einen Tatort gefunden“. Wie lange er an dem neuesten Buch geschrieben habe? Für Buchhändlerin Andrea Euler der Moment für einen Zwischenruf: „Viel zu lange“, was mit Gelächter und Applaus belohnt wird – und von Fischer unumwunden eingeräumt wird. Dieser „bewundert Michael Ende“ für seine Art des Schreibens: „Er fängt mit dem ersten Satz an.“ Fischer selbst dagegen arbeitet strukturierter: „Ich entwerfe jede Szene blickpunktartig. Beim Schreiben wächst dann noch die eine oder andere Szene dazu, aber der rote Faden bleibt.“ Sein nächstes Buch wird „ein Agententhriller mit dem IS, der Plot ist bereits auf einem Blatt Papier.“ Wie es indes mit Clara und Caspari weitergeht, da will Fischer nicht so recht mit der Sprache raus. „Da muss ich euch auf die Folter spannen“, so Fischer, der über das hörbare Aufseufzen im Saal schmunzeln muss. „Ich sag aber mal: Tendenziell ja...“ Wobei der Schluss des neuesten Werkes eine Fortführung nicht gerade erleichtere...

Das wusste bereits ein beträchtlicher Teil der abendlichen Gäste, hatten doch einige die Zeit bis zur Premierenlesung nicht abwarten wollen und gleich zum Erstverkaufstag fünf Tage zuvor den Krimi erworben. Entsprechend belagert war Fischer schon vor der Lesung, aber auch in der Pause, denn etliche Gäste baten um eine persönliche Widmung, zumindest jedoch um eine Signatur. Und sie genossen, für Fischer quasi der „Testlauf mit Versuchspersonen“ zu sein. Denn was bei der Premiere beim Publikum nicht gut ankomme, werde für die folgenden Veranstaltungen verändert. Eine Ankündigung, die folgenlos bleiben wird: Fischer sorgte für Gelächter, aber auch für atemlose Stille, sorgte für entsetzte Blicke bei den blutigen Szenen und eine gewisse Enttäuschung darüber, dass wieder die Romantik zu kurz kommt: „Ein bisschen mehr hätt´ schon drin sein sollen, aber ich kann´s halt net“, so Fischer, der dafür mit abrupten Themenwechseln faszinierte: „Da brach das Licht in seinen Augen. Achja, der schöne Vogelsberg...“, etwa, oder zum Abschluss der Satz: „(...) und dann setzte das Ungeheuer zum Sprung an. Schluss. Schönen Dank.“

Zuvor gab es blutige Szenen in zwei verschiedenen Zeitebenen und zwei Gegenden, Anekdoten aus Fischers Zeit als Schulseelsorger, aber auch kurze Erläuterungen zu dem Leiden, das nicht nur dem Autor selbst das Leben erschwert, sondern auch etwa Winston Churchill und Charlie Chaplin traf: „Der schwarze Hund“, eine Gestalt aus der englischen Mythologie und Sinnbild für Depressionen. Wie so oft verarbeitet Fischer auch diese persönliche Erfahrung in seinem Krimi – und lässt Caspari mit der Krankheit kämpfen.


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