Von Winzerblut und Apfelwein

Literatur
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Uwe Ittensohn liebt die Pfalz. Das wird sowohl in seinen Krimis als auch in einem Sachbuch deutlich.



Was ihm aber auch Freude macht: Seine Bücher einem interessierten Publikum vorzustellen und mit diesem ins Gespräch zu kommen. Am Freitag, 22. September, liest der Autor um 19.30 Uhr im Foyer der Konzerthalle Bad Orb aus seinem Krimi "Winzerblut". Begleitet wird die Lesung von einer Weinprobe. Unterstützt wird die Veranstaltungsreihe "Krimi, Comedy und Mehr", in deren Rahmen der Abend stattfindet, vom Kultursommer Main-Kinzig-Fulda. Mit Andrea Euler sprach Uwe Ittensohn über akribische Recherche, Wein als Passion - und Apfelwein.

Was hat für Sie als Autor den Ausschlag gegeben, sich für das Genre Krimi zu entscheiden?'
Eigentlich war es eine Wette. Meine Frau und ich lieben es, im Urlaub Regionalkrimis zu lesen - so auch in unserem Urlaub 2014 auf Teneriffa. Wir unterhielten uns am Frühstückstisch über den Teneriffa-Krimi, den wir gerade ausgelesen hatten. Wir fanden ihn beide nicht so prickelnd. Ich hatte mal wieder eine große Klappe und verstieg mich zu der Aussage: „So einen wie diesen würde ich auch noch hinkriegen.“ Top, die Wette galt, und ich musste abliefern.

Was reizt Sie an diesem Genre besonders?
Ich mag die Komplexität mit vielen parallelen Handlungssträngen, mit falschen Fährten und winzigen Samenkörnern, die man legt, damit der Leser sich am Ende überrascht an die Stirn schlägt und sagt: „Klar, logisch, das hätte mir auffallen müssen, dass das der Täter ist, das war ja an diesem und jenem zu erkennen.“

Ihre beiden Hauptfiguren in der Reihe, zu der „Winzerblut“ gehört, sind Kommissar Achill und Stadtführer Sartorius. Waren die beiden bis ins Detail ausgetüftelt, als Sie den Auftakt „Requiem für den Kanzler“ schrieben? Oder haben die sich mit der Krimireihe erst in ihrer jeweiligen Persönlichkeit herauskristallisiert?
In Wirklichkeit ist es eigentlich ein Viererteam, das ermittelt. Sartorius, die Austauschstudentin Irina, Achill und seine Kollegin Bertling. Sie sind von Anfang an dabei, aber sie entwickelten sich weiter. Sie werden wie im richtigen Leben reifer, sammeln Erfahrungen und gewinnen an Selbstbewusstsein. Ich mag das Spiel mit ihren ganz unterschiedlichen Skills, die in jedem meiner Krimis ein oder zwei der vier besonders hervortreten lassen. In „Winzerblut“ sind es Verena Bertling und André Sartorius, die die Schlüsselrollen innehaben.

Neben dem Schreiben ist ganz offenkundig der Wein Ihre Passion. Wie kam es dazu?
Zum einen habe ich letztes Jahr eine Ausbildung zum Kultur- und Weinbotschafter (Pfalz) absolviert, die mir tiefe Einblicke in theoretische Grundlagen gab. Zum anderen habe ich mit „Weinbar. Essbar. Wanderbar“ den meistverkauften Weinreisebildband Pfalz geschrieben, der mir vielfältige Kontakte in die Weinwelt bescherte. Schreibt es sich mit gutem Wein als Begleitung besser als mit einem Gläschen Gänsewein? Klar, natürlich, es ist hin und wieder ganz inspirierend.

Haben Sie die Weine ausgewählt, die es während der Lesung in Bad Orb zum Verkosten gibt? Und warum haben Sie genau diese ausgewählt?
Ja, wir haben Weine ausgewählt, die auf die Handlung des Buches und die Textstellen, die ich lese, abgestimmt sind. Neben der inhaltlichen Ebene und dem Lokalkolorit, das ich versuche, durch die teils schrulligen Figuren zu vermitteln, wird es somit auch eine sensorische Seite geben.

Was lesen Sie selbst zu einem guten Glas Wein am liebsten? Und wie lautet der Name dieses „guten Glases Wein“?
Natürlich Krimis. Wobei es den einen besonderen Wein für mich nicht gibt. Es ist eine Frage der Jahreszeit, des Wetters und der Stimmung – mal rot, mal weiß, mal fruchtig, mal trocken.

Es gibt Menschen, denen bescheren blutige Szenen in Krimis schlaflose Nächte. Geht Ihnen das auch so? Was beschert Ihnen schlaflose Nächte?
Mir bereitet es schlaflose Nächte, wenn ich an den nächsten Manuskriptabgabetermin denke. 

Sind Sie der Meinung, dass eine gewisse Menge Alkohol im Blut die Bereitschaft zum Morden unterstützt?
Mein nächstes Buch „Letzte Lese“ wird mit folgendem Zitat des griechischen Philosophen Epiktet beginnen, das darauf eine gute Antwort gibt: „Der Weinstock trägt drei Trauben: die erste bringt die Sinneslust, die zweite den Rausch, die dritte das Verbrechen.“

Auf Ihrer Homepage schreiben Sie: (…) Mit meinem schriftstellerischen Wirken will ich die Kultur und Lebensart meiner Region über deren Grenzen hinaus bekannt machen. (…) Die Region ist die Pfalz. Wie würden Sie die dortige Lebensart denn beschreiben?
Die Pfalz liegt Frankreich sehr nahe und war in den vergangenen Jahrhunderten viele Jahre französisch besetzt. Vieles, was man heute „französische Lebensart“ nennt, hat sich dadurch in uns Pfälzern verwurzelt. Man ist leichtlebiger und hat einen Hang zum Genuss – gutem Wein und gutem Essen.

Was ist Ihr Lieblingsplatz in der Pfalz?
Den gibt es tatsächlich. Es ist eine Sitzgruppe unter einer Linde auf der kleinen Kalmit, einem Hügel mitten in der Reblandschaft, von dem man die schönste Sicht auf das Rebenmeer drum herum hat und das im Herbst in goldenen und blutroten Farbtönen strahlt. Er eignet sich hervorragend zu einem romantischen Picknick mit einer Flasche Sekt oder Wein.

Gibt es bestimmte Orte, die Sie zum Schreiben von „Mord und Totschlag“ anstiften?
Ich würde sagen, fast jeder Ort tut das auf die ein oder andere Art. Als Krimiautor ist man ständig in einem kriminell abseitigen Modus unterwegs und überlegt, was man seine Figuren hie oder da Bösartiges anstellen lassen könnte.

Man sagt Ihnen nach, dass Ihre Romane alle sehr intensiv recherchiert sind, was steckt dahinter?
Mir ist es wichtig, in meinen Kriminalromanen auch Wissen zu transportieren. So ist es auch in Winzerblut. Ich arbeitete im Vorfeld intensiv mit Winzern und Wissenschaftlern unserer Weinhochschule in Neustadt zusammen, und selbst Weinprofis bescheinigen mir, dass sie aus dem Roman einiges gelernt haben. Und auch über die Art zu töten ist garantiert noch nie geschrieben worden.

Es gibt Autoren, die lieben es, vor ihrer Leserschaft auf der Bühne zu stehen. Andere mögen das überhaupt nicht. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Ich trete sehr gerne in Kontakt zu meinen Lesern und mag besonders den Dialog während oder im Anschluss an die Lesung mit ihnen. Schon mancher Veranstalter wurde unruhig, wenn die Signierstunde im Anschluss mal wieder länger dauerte als vereinbart.

Sie begeben sich nach Hessen ins Land des Apfelweins. Werden Sie am Lesungsabend dieses hessische Kultgetränk verkosten, wenn es Ihnen angeboten wird?
Natürlich würde ich das und wäre sehr gespannt, denn meine Erfahrungen mit Äppelwoi sind sehr bescheiden.


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