Gelnhäuser Heimatjahrbuch 2024 vorgestellt

Bei der Vorstellung des Gelnhäuser Heimatjahrbuchs war den Beteiligten die Freude über das gedruckte Ergebnis anzusehen.

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Das Gelnhäuser Heimatjahrbuch 2024 ist eine Hommage an den Main-Kinzig-Kreis und gleichzeitig eine Geburtstagsausgabe. Denn der Landkreis feiert 2024 sein 50-jähriges Bestehen. Daher auch der passende Titel der Publikation: „50 Jahre Gebietsreform – Happy Birthday Main-Kinzig-Kreis“. Christine Raedler, Leiterin des Fachbereichs Zentrum für Regionalgeschichte des Main-Kinzig-Kreises, bedankte sich bei der Vorstellung des Jahrbuchs bei allen 37 Autorinnen und Autoren, die sich dieses Themas angenommen haben.



„Der Zusammenschluss der drei Altkreise Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern sowie der Stadt Hanau verlief alles andere als geräuschlos. Ich freue mich, dass das vorliegende Jahrbuch diese turbulente Zeit in mehreren Beiträgen lebendig werden lässt“, sagte Christine Raedler in Vertretung von Landrat Thorsten Stolz (SPD), der kurzfristig verhindert war, aber seine Grüße an die Gäste übermitteln ließ. Diese waren zur Vorstellung des Druckwerks ins Main-Kinzig-Forum nach Gelnhausen gekommen.

Die Neugründung des Landkreises war in der Bevölkerung zum Teil auf heftige Kritik gestoßen, das zeigt auch das Titelblatt des Jahrbuchs. Die Schwarzweiß-Aufnahme zeigt eine junge Frau mit modisch toupierten langen Haaren, sie hält ein großes Plakat einer Bürgerinitiative in Händen: „Nur Gelnhausen und Schlüchtern gehören zusammen“, heißt es da. „Es wurden damals Protestbriefe in Hunderte von Postkästen in der Region geworfen und gegen den geplanten ,Mammutkreis‘ wurden Plakate und Tausende Flugblätter verteilt. Diese Sorge, die dahinter steckte, ist aus heutiger Sicht gar nicht mehr nachvollziehbar, denn der Main-Kinzig-Kreis hat sich sehr gut entwickelt“, stellte Christine Raedler fest. Ziel der damaligen Landesregierung war es, größere Verwaltungseinheiten zu schaffen, um die Leistungsfähigkeit der Kommunen und Landkreise zu erhöhen und sie auf die Anforderungen einer zeitgemäßen, modernen Verwaltung vorzubereiten. Für den Main-Kinzig-Kreis bedeutete die Zusammenlegung, dass ein Ausgleich zwischen strukturell  unterschiedlichen Regionen angestrebt wurde, um gleiche Bedingungen zum Leben und Arbeiten im gesamten Kreisgebiet zu schaffen.

Der Heimatkalender wirft aber nicht nur einen genaueren Blick auf die Anfänge des Main-Kinzig-Kreises, er beleuchtet ebenso wieder andere geschichtliche Ereignisse, die sich in der Region rund um Gelnhausen zugetragen haben. So beleuchtet etwa Volker Kirchner das Räuberunwesen im Laufe des 18. Jahrhunderts mit ebenso schrägen wie kriminellen Gestalten. Dabei gelingt es Kirchner, die Bedeutung der Kleinstaaterei und ihre großen Nachteile anhand der Strafverfolgung deutlich zu machen. Denn kurzerhand endete die Verfolgung solcher Räuberbanden häufig an den Grenzen, die es reichlich gab, so dass die Kriminellen weiterhin auf freiem Fuß blieben, statt bestraft zu werden. Zusammenlegungen von Zuständigkeiten und damit auch effektivere und kostengünstigere Verwaltungen waren folgerichtige Entscheidungen, die bis in die heutige Zeit Bestand haben.

Auch das Thema Brandschutz, das im 19. Jahrhundert in Höchst unter dem Begriff „Feuer-Visitation“ lief, gibt interessante Einblicke, wie reguliert bereits 1835 gebaut werden musste. So waren Rauchfänge aus Holz nicht erlaubt, Kamine mussten aus feuerfesten Ziegelsteinen gemauert werden, aber dergestalt, dass sie sich leicht reinigen lassen. Die Feuerordnung enthielt noch weitere Bestimmungen, die verhindern sollten, dass bei Bränden ganze Ortschaften abfackelten. Kontrolliert wurde bereits damals zweimal im Jahr – nicht anders als heute. Anhand einer im Hessischen Staatsarchiv in Marburg durchgearbeiteten Akte, die aus dem königlich-bayerischen Landgericht Orb stammte, hat Horst Günther Details zum historischen Brandschutz herausgearbeitet. Dabei handelt es sich um seltene Belege, wie einst eine Feuerschau oder Feuer-Visitation ablief. Der Heimatkalender enthalt wieder einige Schwarzweiß-Aufnahmen. Eine aus dem Jahr 1913 zeigt die Turngesellschaft Gelnhausen. Sie wurde 1899 gegründet. Bereits 1861 wurde der erste Turnverein der Stadt ins Leben gerufen. Weitere historische Aufnahmen zeigen die Verarbeitung von Holz aus dem Spessart, das zum Beginn der Industrialisierung von großer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung der Region war. Das Grubenholz aus dem Spessart wurde auch für den Bergbau im Ruhrgebiet benötigt.

Das Heimatjahrbuch bietet darüber hinaus einen Überblick über Geburtstage und Ehejubiläen und listet statistische Bevölkerungs- und Wirtschaftsdaten der Kommunen im Kreisgebiet auf. Ebenso wird an verstorbene, bekannte Persönlichkeiten erinnert. „Das Heimatjahrbuch ist ein reicher Schatz an Geschichte und erinnerter Geschichten und liefert wertvolle Einblicke in Regionalgeschichte. Alle Autorinnen und Autoren sowie das Redaktionsteam haben wieder viel Energie und Herzblut investiert“, stellte Christine Raedler fest.

Beiträge folgender Autorinnen und Autoren sind im Heimatjahrbuch 2024 enthalten: Ulrich Berting, Simone Bohlender, Kunigunde Brandner, Christiane Engels, Hans-Jürgen Freund, Achim Gogler, Marion Göttling-Fuchs, Horst Günther, Kurt Hanselmann, Hermann Heim, Georg Henkel, Alois Hofmann, Sabine Hofmann, Pater Robert Jauch, Hilde Kalbfleisch, Volker Kirchner, Gudrun Kneip, Martin Krauss, Barbara Kruse, Werner Kürle (+), Dr. Michael Lapp, Achim Lohrey, Rainer Mende, Norbert Möller, Ernst Müller, Hans-Christoph Nahrgang, Peter Nickel, Rainer Peschelt, Christine Raedler, Lisa Roth, Erwin Rückriegel, Anna Sanz Salellas, Otto Schmidt, Anette Vinnen, Jürgen Volk, Dr. Helmut Weidemann, Reinhold Winter und Elsbeth Ziegler.

Das Gelnhäuser Heimatjahrbuch 2024 enthält 224 Seiten, kostet 9,80 Euro und ist in verschiedenen Einzelhandelsgeschäften in der Region um Gelnhausen erhältlich. Es wird vom Kreisausschuss des Main-Kinzig-Kreises herausgegeben.

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Bei der Vorstellung des Gelnhäuser Heimatjahrbuchs war den Beteiligten die Freude über das gedruckte Ergebnis anzusehen.


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