Toter Maximilian: Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft

Bad Orb
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Auch über zwei Jahre nach dem Tod des kleinen Maximilian G. aus Bad Orb ist weiterhin nicht geklärt, ob der Junge aufgrund einer fehlerhaften ärztlichen Behandlung ums Leben gekommen ist. Die Eltern erheben diesen Vorwurf gegen das Klinikum Hanau, dort war der Dreijährige Anfang 2014 eingeliefert worden und dort soll eine lebensgefährliche Erkrankung nicht erkannt worden sein.



Der Junge starb schließlich am 9. Februar 2014 auf der Kinderintensivstation des Uniklinikums Frankfurt. Die Staatsanwaltschaft Hanau hat nun ein Gutachten vorgelegt, das von den Eltern und ihren Anwälten abgelehnt wurde – der als Sachverständiger hinzugezogene Arzt ist an einer hessischen Klinik tätig und laut Kindeseltern bestehen somit zahlreiche Verbindungen zum Klinikum Hanau.

Maximilian G. aus Bad Orb wurde Anfang 2014 zweimal mit starken Atemproblemen in die Kindernotfallambulanz des Klinikums Hanau eingeliefert. Laut Aussage der Eltern wurde sie beide Male von den Ärzten nach Hause geschickt, was die Klinikleitung bereits im vergangenen Jahr in einer Pressemitteilung bestritten hatte. Demnach sollen die Eltern beim ersten Mal dem Rat zu einer stationären Aufnahme nicht gefolgt sein und beim zweiten Mal soll für eine vorgesehene Operation aufgrund des hohen Fiebers des Jungen ein neuer Termin vereinbart worden sein. Die Mutter hingegen erhebt schwere Vorwürfe gegen die behandelnden Ärzte des Klinikums und wirft ihnen letztlich tödliche Behandlungsfehler vor.

Doch nach ihrer Anzeige bei der Polizei wartete sie bislang vergeblich auf Ermittlungsergebnisse: „Ich fühle mich von der Staatsanwaltschaft Hanau im Stich gelassen“, versteht die 39-Jährige nicht, warum sich die Aufklärung des Todes ihres Sohnes so lange hinzieht. Das im Dezember von der Staatsanwaltschaft vorgelegte kinderärztliche Gutachten wurde unter anderem auch abgelehnt, weil einer der jetzt beschuldigten Ärzte früher in jenem Krankenhaus praktiziert hat, wo jetzt der Sachverständige tätig ist.

„Mit der Dauer und den bisherigen Ergebnissen der Ermittlungen können die Staatsanwaltschaft und die Kindeseltern nicht zufrieden sein“, räumt auch der Hanauer Oberstaatsanwalt Jürgen Heinze ein. Allerdings gestalte es sich weiterhin extrem schwierig, geeignete Gutachter im Bereich der Kindermedizin zu finden. Die Staatsanwaltschaft hat im Januar 2016, über zwei Jahre nach dem Tod des kleinen Maximilian, nun damit begonnen, unter anderem auch in München und Düsseldorf nach geeigneten Experten zu suchen, die für Aufklärung sorgen könnten. „Es reicht nicht nur ein Gutachten aus, sondern hier sind mehrere Gutachten einzuholen“, erklärte Heinze zudem gegenüber dem Fernsehsender RTL, der ebenfalls erneut über den Tod des Jungen berichtete.

Die private Initiative der Eltern war in dieser Hinsicht deutlich schneller erfolgreich: Im August 2015 wurde das Gutachten eines renommierten Chefarztes einer Kinderklinik in Norddeutschland vorgelegt, der laut Rechtsanwalt Martin Reinboth über viel Erfahrung in der Beurteilung derartiger Fälle verfüge. „Man muss hier ganz klar von einem Arztfehler sprechen“, berichtete Reinboth anschließend aus dem Gutachten. Laut Oberstaatsanwaltschaft Heinze reicht dieses durch die Kindeseltern eingeholte Gutachten als Grundlage für eine Anklage allerdings nicht aus. Die Mutter von Maximilian will weiterhin kämpfen und vermutet eine Hinhaltetaktik: „Die glauben anscheinend, dass die Eltern irgendwann schon aufgeben werden, aber bei mir erreichen sie genau das Gegenteil."

Foto: Screenshot RTL.de

Kommentar

"Über zwei Jahre ist der kleine Maximilian aus Bad Orb nun schon tot. Über zwei Jahre warten die Eltern darauf zu erfahren, warum ihr Sohn sterben musste. Für Eltern bleibt der Tod eines Kindes ein Leben lang unbegreiflich, aber noch schlimmer ist es, wenn Ungewissheit über das frühe Ableben besteht. Es ist die Aufgabe der Staatsanwaltschaft Hanau, für Aufklärung zu sorgen, doch stattdessen gibt es über zwei Jahre nach dem Tod des Dreijährigen immer mehr Fragen: Warum liegen bis heute die entsprechenden Gutachten nicht vor? Warum wurde überhaupt im näheren Umfeld des Klinikums Hanau nach Sachverständigen gesucht? Warum wurden die hessischen Kliniken und Ärzte nicht von vorneherein von der Auswahl ausgeschlossen? Und wann ist endlich geklärt, warum Maximilian G. aus Bad Orb so früh sterben musste? Übrigens: Nicht nur die Eltern des kleinen Maximilian warten auf Antworten auf diese Fragen, alle anderen Mütter und Väter auch."

Andreas Ziegert


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