Israel - politischer und religiöser Brennpunkt

Biebergemünd
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Israel feierte in diesen Tagen als Staat seinen 70. Geburtstag. Der Biebergemünder Journalist und Autor und Kolumnist befand sich während der Feierlichkeiten auf Studienreise im Heiligen Land. Im nachfolgenden Bericht schildert er seine Erlebnisse und Eindrücke im Nahen Osten zwischen dem Toten Meer und den Golanhöhen.

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Für die Juden ist es das gelobte Land. Für die Mohammedaner ist al Quds - von Jerusalem sprechen sie nicht - eine wichtige Heilige Stätte. Für die gesamte Christenheit ist die Region das Land, in dem Jesus Christus wirkte und schließlich von den damaligen Besatzern, den Römern, an das Kreuz geschlagen wurde. Christus zählt zweifellos zu den bedeutendsten Religionsstiftern der vergangenen Jahrtausende. Man muss kein frommer Christ sein, um auf den Spuren des Heilands eine beeindruckende Welt zu entdecken. Dies gilt nicht nur für Jerusalem, Bethlehem und den See Genezareth sondern auch für den modernen Staat Israel mit den Metropolen Haifa und Tel Aviv.

Nahezu jede Reise durch Israel beginnt auf dem Ben Gurion Flughafen. Mit dem Bus geht es von hier aus nach Jerusalem. Und die Fahrt auf der Autobahn macht den Besuchern klar: Hier stehen sich Volksgruppen unversöhnlich gegenüber. Die Autonomieregionen sind mit Mauer und Stacheldraht separiert, nachdem die Intifada in Israel mit ihren Selbstmordattentätern viele Opfer unter der Zivilbevölkerung des Judenstaates gefordert hatte. Mauern und Stacheldraht erschweren heute das Einsickern von Terroristen. Aktuell können die Besucher also recht unbesorgt reisen. Israelische Sicherheitskräfte haben die Situation unter Kontrolle. Davon zeugen viele bewaffnete Uniformierte auf den Straßen und vor vielen publikumsintensiven Gebäuden.

Strenge Kontrollen - vor allen Dingen in Jerusalem - gewährleisten eine fragile Sicherheitslage. Wer den Tempelberg besucht, wird vorher wie auf einem Flughafen inspiziert. Allerdings können Felsendom und Al-Aqsa-Moschee nur als Gebäude besichtigt werden. Zutritt ins Innere der Gebäude haben ausschließlich Moslems. Überdies gilt auf dem Tempelberg eine strenge Kleiderordnung. Schultern und Knie müssen bedeckt sein. Manch westlich gekleidete Frau muss sich auf Verlagen der muslimischen Geistlichkeit ein grünes Tuch um den Hals oder Hüfte wickeln, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.

Nur wenige Meter entfernt befindet sich die Klagemauer, eines der wichtigsten Heiligtümer der Juden. Abertausende kleiner Zettel stecken in Mauerspalten dieses Bauwerks, das auf einen Tempel, erbaut von König Herodes zurückgeht. Auf den kleinen Notiszblättern erbitten die Besucher Gunst und Gnade für religiöse - aber durchaus auch für weltliche Anliegen. Die Klagemauer ist nicht allein religiöses Zentrum. Sie ist zugleich ein Herzstück der jüdischen Altstadt. Zusammen mit christlichen, muslimischen und aramäischen Stadtbezirken präsentiert sich der Kern von Jerusalem eindrucksvoll dem Besucher. Straßen, Gebäude und nicht zuletzt diverse Ausgrabungen atmen mehr als 2000 Jahre Geschichte. Das gilt natürlich auch für den Garten Gethsemani am Fuße des Ölberges, der Grabeskirche (Golgatha) sowie für das nur wenige Kilometer entfernte Bethlehem mit der Geburtskirche.

Israel ist viel mehr als Jerusalem. Bei den Fahrten zu den diversen Sehenswürdigkeiten fällt zunächst ins Auge, dass seit der Staatsgründung 1948 viel Wüste in fruchtbares Land entwickelt wurde. Ausgedehnte Haine mit Dattelpalmen, Apfelsinenbäumen und vielen anderen landwirtschaftlichen Produkten legen davon Zeugnis ab. Diese Errungenschaften haben ihren Preis. Wasser wird immer knapper und der Jordanfluss, Israels Lebensader, plätschert vielerorts wenig Wasser führend dahin. An seinem Endpunkt, dem Toten Meer, ist der stark gesunkene Wasserspiegel des 400 Meter unter Normalnull (NN) liegenden Salzsees ein sichtbares Zeichen des gestiegenen Wasserverbrauchs. Als Erlebnis der besondere Art gilt aber unverändert ein Bad in der 30prozentigen Sole dieses Gewässers. Untergehen ist hier unmöglich. Und insbesondere die Damen schwören auf die heilkräftige Wirkung des Uferschlamms als Wohltat für die Haut.

Zu den bedeutenden Stätten von Jesu Wirken zählt der See Genezareth im Norden des Landes. Hier soll Christus bekanntlich über das Wasser gewandelt sein. In Kapernaum, am Ufer des größten israelischen Süßwasser-Reservoirs, erfolgte nach biblischer Überlieferung die Speisung von vielen tausend Menschen mit nur wenigen Fischer und Brotlaiben. Von hier aus ist es nicht weit zu den Jordanquellen im Hebron-Gebirge und den Golanhöhen mit ihrer drusischen Bevölkerung.

Das Herz des modernen Staates Israel schlägt allerdings am Ufer des Mittelmeers. Haifa ist das wirtschaftliche Zentrum. Tel Aviv präsentiert sich als eine moderne Metropole, mit starkem Kontrast zu den biblischen Städten im Inneren des Landes. Selbst hier trennen oft nur wenige Meter die Relikte der Geschichte von den Hochhäusern der Moderne. Die Reste des Aquädukts von Caesarea erinnert in den Industriegebieten von Haifa an die Römerzeit und am Strand dient er als perfekte Kulisse für Strandleben und Lebensfreude der jungen Isrealis.

Wie in den vergangenen 2000 Jahren weckt Israel als Landbrücke zwischen dem fruchtbaren Nildelta und dem Zweistromland Begehrlichkeiten der Großmächte. Israel ist bis heute ein Land der Gegensätze. Dies nicht allein zwischen Palästinensern und Juden. Auch im Inneren des Staates Israel gibt es große Unterschiede. Orthodoxe Juden, die sich allein ihren heiligen Schriften widmen, am Sabbat jede Aktivität ablehnen und verhindern, wirken für die weltoffene israelische Gesellschaft oft als Fremde. Sie nehmen zwar staatliche Leistungen gerne an, verweigern sich aber gleichzeitig, wenn es um ein Interesse für das Staatswesen geht. Dabei ist der Staat Israel auf bürgerschaftliches Engagement dringend angewiesen. Israel sieht sich unverändert vielen Gefahren durch seine muslimisch geprägten Nachbarn ausgesetzt. Die Forderung, die Israelis ins Meer zu treiben, steht unter nach wie vor im Raum. Vor dem Hintergrund des Holocaust ein Trauma für die Nation. Und ein verlässlicher Frieden ist nicht in Sicht.

Die Vielfalt des Staates Israel lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: In Haifa wird hart gearbeitet, in Jerusalem gebetet und in Tel Aviv gut gelebt.

Foto: Jung und Alt am Strand des Mittelmeeres: Das Aquädukt bei Caesarea ist eine perfekte Kulisse.

Foto: Ein bedeutendes muslimisches Heiligtum: Der Felsendom auf dem Tempelberg in Jerusalem.

Foto: Die Grabeskirche dient häufig als Ort religiöser Darstellungen.

Foto: Eine Taufe im Jordan: Für viele geht hier ein innig gehegter Wunsch in Erfüllung.

Foto: Die Klagemauer: Inbegriff jüdischer Identität.


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