Bürgerinitiative Windkraft im Spessart feiert fünfjähriges Bestehen

Wirtheim
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Gut 40 Mitglieder der Bürgerinitiative „Windkraft im Spessart – In Einklang mit Mensch und Natur e.V.“ konnten am 7. Mai 2017 in der alten Scheune in Wirtheim das fünfjährige Jubiläum der BI feiern.



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Auf den Tag genau vor fünf Jahren war die Bürgerinitiative gegründet worden. Nach einer kurzen Begrüßung der Mitglieder durch den stellvertretenden Vorsitzenden Rolf Zimmermann bedankte sich der Vorsitzende der Gemeindevertretung Biebergemünd Burkhard Steigerwald im Namen der Gemeinde für die in den letzten Jahren geleistete Arbeit der Bürgerinitiative. Er hob dabei auch besonders hervor, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Bürgerinitiative in den letzten Jahren recht gut entwickelt hat. Steigerwald betonte in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung der Arbeiten der KEEB für den Flächennutzungsplan Windkraft, der für Biebergemünd die Vorrangflächen beträchtlich einschränkt. Im Anschluss gab der Vorsitzende Berthold Andres einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse der BI in den letzten fünf Jahren, der durch einen ausführlichen Bildervortrag ergänzt wurde.

Auslöser für die Gründung der BI in 2012 war die Goldgräberstimmung verschiedener Projektierer von Windkraftanlagen im Main-Kinzig Kreis und speziell auch in Biebergemünd und Linsengericht. Fast täglich berichtete damals die lokale Presse von neuen Projekten für Windkraftanlagen im Kreis. Offensichtlich war gerade der Naturpark Spessart mit seinen bewaldeten Höhenzügen das bevorzugte Ziel der „Goldgräber“. Viele Kommunen im Main-Kinzig Kreis sahen in den versprochenen Pachteinnahmen die Lösung für ihre klammen Haushalte. Selbst Kurstädte wie Bad Orb wollten am Geldregen teilhaben und planten wie wild Windkraftanlagen im direkten Sichtbereich der Kurstadt. Nochlandrat Pipa versprach durch den Bau von Windkraftanlagen eine Steigerung der lokalen Wertschöpfung, die leider wie so vieles bereits beim ersten Projekt „Vier Fichten“ als windige Versprechen der Projektierer entlarvt wurde. Bei dem Negativbeispiel „Vier Fichten“ stammten sogar die Türme der Anlagen aus China. Die Pacht für die Windräder auf den „Vier Fichten“ bleibt auch nicht vor Ort, sondern geht an die Besitzer von Constantia Forst nach Österreich. Den Bürgern vor Ort bleiben allein der Lärm der Anlagen, die optische Bedrängung bei Tag und rotes Dauerblinklicht bei Nacht. Zusätzlich droht Immobilienbesitzern insbesondere in den Naturparkkommunen der Wertverlust ihrer Immobilien.

Jegliche Kritik am Bau von Windkraftanlagen war zum damaligen Zeitpunkt nicht gefragt. Windkraft sollte die Rettung der Erde bringen. Alle, die auf eine gründliche und ausführliche Planung drängten und auch den Naturpark Spessart von Windkraftanlagen freihalten wollten, wurden öffentlich als Mitläufer der Atomkraft- und Kohlelobby beschimpft. In diesem Umfeld erfolgte dann im Mai 2012 die Gründung der Bürgerinitiative Windkraft im Spessart – In Einklang mit Mensch und Natur e.V. in der Lützel, dem kleinsten Ortsteil von Biebergemünd. Die Gründungsmitglieder setzten sich zum Ziel, die Information der Bürger vor Ort nicht nur Windkraftprojektieren und Landverpächtern zu überlassen, sondern sich eigenständig Informationen aus erster Quelle zu beschaffen und dann auch den Mitbürgern vorzustellen. Bereits die erste Informationsveranstaltung der BI im Juni 2012 Dorfgemeinschaftshaus Breitenborn war so gut besucht, dass der Raum fast aus den Nähten platzte. Innerhalb kurzer Zeit erfolgte die Gründung der Ortsgruppe Linsengericht und weitere Infoveranstaltungen in Biebergemünd und Linsengericht. Im September 2012 organisierte die BI unter dem Motto „Windkraft nur im Einklang mit Mensch und Natur“ eine der größten Demos die Gelnhausen in den letzten Jahren erlebt hatte.

Eine überwältigende Bestätigung der Arbeit der BI zeigte sich dann bei der auf Anregung der BI von der Gemeinde Linsengericht durchgeführten Bürgerbefragung im September 2013. Bei einer Wahlbeteiligung von knapp 70 Prozent sprach sich eine sehr deutliche Mehrheit der Linsengerichter Wähler gegen den Bau von Windkraftanlagen im Linsengerichter Gerichtswald aus, den Bürgern war der Erhalt des Waldes und der Natur ein wichtigeres Ziel. In 2014 folgte dann eine Unterschriftenaktion der BI, in deren Verlauf sich über 2.200 der wahlberechtigten Mitbürger in Biebergemünd für den Erhalt des Naturpark Spessart einsetzten sowie dafür, dass der Mindestabstand zur Wohnbebauung das Zehnfache der Höhe der jeweiligen Windkraftanlagen betragen soll.

Viele Mitglieder der BI arbeiteten auch im Bereich Naturschutz, z.B. durch Kartierung von Horsten oder alter Waldflächen. Die Arbeiten zeigten, dass die in 2012 für die Gemeinde Linsengericht und Biebergemünd erstellten naturschutzrechtlichen Gutachten massive Defizite aufwiesen. In all den Jahren hat sich die Bürgerinitiative auch sehr intensiv mit Untersuchungen zum Vorkommen der streng geschützten Mopsfledermaus in den Wäldern von Biebergemünd und Linsengericht befasst. Neben einem mehrjährigen Langzeitmonitoring wurde in Zusammenarbeit mit der HGON (Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz) auch Netzfänge in Biebergemünd und Linsengericht durchgeführt. Die Ergebnisse der Untersuchungen der Jahre 2014 bis 2016 bestätigen das Gebiet rund um Biebergemünd und Linsengericht als Hot-Spot der Mopsfledermaus. Deshalb ist dieser Teil des Naturparks Hessischer Spessart unbedingt von Windkraftanlagen frei zu halten. Die Ergebnisse dieser Arbeiten wurden dem Regierungspräsidium Darmstadt und der Gemeinde Biebergemünd für die jeweiligen Flächennutzungspläne zur Verfügung gestellt. Auch aufgrund der Untersuchungen zur Mopsfledermaus wurde die BI in 2015 vom Umweltbundesamt offiziell als Umwelt- und Naturschutzverband anerkannt. Diese Anerkennung ist mit dem Recht verbunden, bei Verstößen gegen das Umwelt- und Naturschutzrecht rechtlich Schritte einzuleiten.

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit der Bürgerinitiative ist die aktive und verantwortungsvolle Beteiligung an Genehmigungsverfahren wie beispielsweise der geplanten Windkraftanlagen der Naturenergie Main-Kinzig in Flörsbachtal. Bereits seit vier Jahren unterstützt die BI auch die bayerische Initiative gegen Windkraft im Naturpark Spessart aus Ruppertshütten. So fanden viele gemeinsame Aktionen auch in Bayern statt, wie Informationsveranstaltungen, Demonstrationen vor dem Landratsamt Main-Spessart oder die Übergabe von 10.000 Unterschriften „Gegen die Errichtung von Windkraftanlagen im Naturpark Spessart“ an den Bezirkstag von Unterfranken.

Ein aktuelles Schwerpunktthema ist der von der Gemeinde Biebergemünd vorgestellte neue Entwurf zum Flächennutzungsplan „Windkraft“. Die BI begrüßt ausdrücklich, dass in den jetzigen Planungen der größte Teil der Gebiete im südlichen Gemarkungsbereich entfallen soll. Als sehr problematisch wird allerdings bewertet, dass dafür Vorrangflächen im nordwestlichen Bereich zwischen Bad Orb, Kassel und Wirtheim ausgewiesen werden sollen. Die bereits jetzt schon sehr hohe Belastung der Bürger in Wirtheim und Kassel durch Fluglärm, Bahnstrecke, Autobahn und Windkraftanlagen auf den „Vier Fichten“ würde durch weitere Windkraftanlagen enorm verstärkt. Der neue Entwurf des Regionalplans Südhessen enthält zudem noch weitere Vorrangflächen, die im Flächennutzungsplan von Biebergemünd nicht enthalten sind.

Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung forderten die beiden Vorstände Andres und Zimmermann nochmals jedes anwesende Mitglied auf, Stellungnahmen zu beiden Planungsverfahren abzugeben. Stellungnahmen zum Regionalplan sind bis zum 2. Juni, bzw. zum Flächennutzungsplan Biebergemünd bis zum 29. Mai 2017 möglich. Zu beiden Plänen sollen möglichst viele Bürger ihre Einwendungen zu den geplanten Potentialflächen abgeben.

Foto: Der Vorstand der BI Windkraft im Spessart – In Einklang mit Mensch und Natur e.V. (von links) Rolf Zimmermann, Berthold Andres, Michaela Münch, Udo Klein, Markus Kievel, Bernd Ludwig.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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