Auftakt zum gemeinsamen Kampf gegen den Mähtod

Birstein
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Für einige der rund 50 Teilnehmer dürfte es das erste Mal gewesen sein, in dieser Konstellation aufeinander zu treffen.



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Aber das Thema des Abends ist brisant genug, um vermeintlich kontroverseste Gemüter kompromisslos zu einen: Der Schutz junger Tiere davor, bei der ersten Mahd im Frühjahr durch die immer größeren und schnelleren Mähmaschinen verletzt oder getötet zu werden.

Am Dienstag, 07. Februar, trafen sich im „Posthotel Johannesberg" in Lauterbach zum ersten großen Runden Tisch Landwirte, Jäger, Politiker, Forstwirte, Biologen, Tierschützer und Juristen aus dem Vogelsberg- und dem Wetteraukreis. Dazu eingeladen hatten Steffen Schäfer (Vorsitzender des Kreisverbandes der Jagdgenossenschaften im Vogelsberg, Hans-Ullrich Weidner (Vorsitzender der Jägervereinigung Lauterbach), Katharina Jacob (Tierschützerin) und Barbara Bausch (Tier- und Naturschutz Unterer Vogelsberg e. V.). Ebenso durchmischt wie die Teilnehmer waren die Erwartungen an den Abend, der den Auftakt zu einer weiterführenden Zusammenarbeit bilden soll. Diese gingen von konkreten Lösungsansätzen, Tipps und Tricks über neue Denkansätze bis hin zu einer Möglichkeit, sich in Zukunft besser zu vernetzen.

Während der drei Stunden dauernden Veranstaltung wurde deutlich, dass eine offene, sachliche Kommunikation lange überfällig war. So brach gleich zu Beginn Steffen Schäfer, Vorsitzender des Kreisverbandes der Jagdgenossenschaften, eine Lanze für alle Landwirte, denen nicht selten unterstellt wird, leichtfertig die Verletzung oder Tötung eines Tieres in Kauf zu nehmen. Neben dem grauenvollen Erlebnis, ein Tier zu verletzen oder töten, sei es niemals im Interesse eines Landwirtes, Tiere oder Teile von Tieren in der Silage zu haben. Kadaver produzieren im Laufe der Verwesung das Nervengift Botulinum. Von Pflanzenfressern aufgenommen, führt es unweigerlich zu deren qualvollen Tod.

Der Bio-Landwirt Walter Lang nutzte die Gelegenheit, den logistischen und organisatorischen Kraftakt der ersten Mahd zu schildern, wenn die Wettervorhersage die ersten zwei trockenen Tage des Frühjahrs ankündigt. Tipps und Anregungen aus der Runde, wie trotz des wirtschaftlichen und zeitlichen Drucks Wildtierschutz betrieben werden kann, wurden konstruktiv durchgesprochen, hinterfragt und abgewogen. Dieter Göbel, ebenfalls Jäger, war als Gast aus dem Odenwald geladen, wo man bereits seit Langem erfolgreich mit den Landwirten zusammenarbeitet. Herr Göbel unterstrich die Anregungen und zählte etliche Vorkehrungen auf, die in seiner Region getroffen würden, um Ausmahten erfolgreich zu reduzieren. Es ginge um eine Kombination der an die entsprechende Flächenstruktur angepassten Maßnahmen. Als Beispiele nannte er hartnäckige Hilfsangebote seitens der Jäger, mit ihren Hunden Wiesen abzusuchen, Scheuchen aufzustellen und Vergrämungsmittel einzusetzen, gefolgt von Mähtechniken, die die Landwirte anwandten, um das Risiko, Tiere zu verletzten, noch weiter reduzieren können. Dabei kommen auch technische Hilfsmittel zum Einsatz wie Blinklichter, Infrarotsensoren und Schallkanonen.

Max Mohr, selbst Jäger und Landwirt stellte eine gemeinsam mit der Universität Weihenstephan neu entwickelte Schallkanone vor. Diese gebe zwar ebenfalls keine 100-prozentige Garantie gegen Verluste, aber in Kombination mit anderen Vorkehrungen, liefere sie bisher vielversprechende Resultate. In jedem Fall helfe aber – so der Tenor der Landwirte – eine frühe Mahd, wenn nicht nur Kitze, sondern auch Hasen und Bodenbrüter sich noch nicht in den Wiesen befänden. Je später gemäht würde, desto größer sei die Opferzahl.

Da in der Regel ganze Einsatztruppen erforderlich sind, um die Verletzung oder Tötung von Tieren weitgehend zu vermeiden, zeichnete sich im Laufe des Abends bald der Wunsch nach einer starken Zusammenarbeit miteinander ab. Zudem müsse das Thema auch in der Öffentlichkeit an Gewicht gewinnen. Der Bürgermeister von Ulrichstein, Edwin Schneider, sowie Swen Bastian, Vorsitzender der SPD des Vogelsbergkreises, sicherten an dieser Stelle ihre volle Unterstützung zu.

Juristische Fragen, etwa über den Umfang der Verantwortung und eventuelle rechtliche Konsequenzen seitens der Landwirte klärte Adolf Tausch, Amtsgerichtsleiter a. D. und selbst Jäger. Gegen Ende hatte sich ein klarer Konsens herauskristallisiert: Eine stärkere Zusammenarbeit und weite Verbreitung durch Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit, um Erfahrungen auszutauschen und so in der Lage zu sein, zeitnah Maßnahmen an den raschen Wandel in Wirtschaft und Technik anzupassen. Nächste Schritte sind die Konsolidierung der bisherigen Erfahrungen und der Aufbau eines Netzwerkes aus allen Gruppen. Eine Folgeveranstaltung wird vermutlich für den Herbst, nach der Ernte, geplant.


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