Austausch über Entwicklung des ländlichen Raums

Birstein
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Über die Breitbandversorgung im ländlichen Raum, die Folgen des demographischen Wandels im östlichen Main-Kinzig-Kreis und die weitere Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Main-Kinzig sprach Thorsten Stolz dieser Tage beim Besuch der Eichhorn AG in Birstein mit den Vorstandsmitgliedern Daniela, Stephan und Jürgen Eichhorn sowie der Aufsichtsratsvorsitzenden Hannelore Eichhorn.



Das vor 64 Jahren gegründete Familienunternehmen betreibt heute an fünf Standorten in der Region Baumärkte, einen Baustoffhandel und ein Transportunternehmen mit rund 60 Lkw, berichtete Seniorchef Jürgen Eichhorn, dessen Vater Heinrich im Jahr 1953 den Grundstein für den Betrieb gelegt hat. Rund 230 Mitarbeiter arbeiten aktuell für das Unternehmen. Mit großem Interesse vernahm der SPD-Landratskandidat die Ankündigung der Geschäftsleitung, dass die Eichhorn AG aktuell nach weiteren Standorten für Baumärkte in der Region Ausschau hält.

Baumärkte betreibt das Familienunternehmen aktuell in Birstein, Wartenberg-Angersbach bei Lauterbach, Büdingen, Gedern und Glauburg. „Wir sind zwischen Schlüchtern, Gelnhausen und Hungen auf der Suche nach weiteren Standorten mit mindestens 3.000 Quadratmeter Fläche, am besten mit direkter Anbindung an einen Verbrauchermarkt“, skizzierte Stephan Eichhorn Expansionspläne, sollte eine geeignete Gewerbefläche gefunden werden. Dass die in einzelnen Städten und Gemeinden im Westkreis immer knapper werden, das bestätigte auch Thorsten Stolz, Bürgermeister der Kreisstadt Gelnhausen. Diese Entwicklung unterstreiche die Notwendigkeit, Expansionswünsche von Firmen im Kreisgebiet zeitnah mit noch vorhandenen Gewerbeflächen in Verbindung zu bringen, weshalb er für den Fall seiner Wahl zum Kreisoberhaupt bereits eine konkrete Maßnahmen für eine nachhaltige Wirtschaftsförderung erarbeitet habe: „Wir werden alle zwei Jahre eine gemeinsame Befragung von IHK und Kreis-Wirtschaftsförderung unter den zwischen Maintal und Sinntal ansässigen Unternehmen initiieren, um deren Expansionswünsche noch früher als heute zu erfahren und entsprechend zielgerichtet die Weichen stellen zu können“, berichtete der Landratskandidat von einer Vereinbarung, die er mit Dr. Gunther Quidde, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern (IHK) getroffen hat.

Als einen wichtigen Baustein zur Vernetzung der Unternehmen im einwohnerstärksten hessischen Landkreis lobte Jürgen Eichhorn das Unternehmer-Abendessen, zu dem Landrat Erich Pipa heimische Betriebe regelmäßig an wechselnde Firmenstandorte im Main-Kinzig-Kreis einlädt. Dabei steht stets ein Fachvortrag im Mittelpunkt. „Das sollten sie unbedingt beibehalten, denn man lernt immer wieder interessante Unternehmen kennen und es entstehen auch Geschäftskontakte, die dafür sorgen, dass Aufträge in der Region bleiben“, empfahl der Seniorchef dem Landratskandidaten.

Als Unternehmer, die fest in Birstein verwurzelt sind, liegt Eichhorns die weitere Entwicklung im ländlichen Raum sehr am Herzen. Das zeigt sich schon am Sortiment, das nicht nur die Produktpalette eines klassischen Baumarktes abdeckt: „Wir haben uns mittlerweile zu einem Nahversorgungszentrum entwickelt, in dem es auch Wolle und Schulhefte zu kaufen gibt“, berichtete Hannelore Eichhorn. Sortimente für den täglichen Bedarf, die in der Vogelsberggemeinde in den vergangenen Jahren aufgrund von Geschäftsschließungen wegbrachen, bietet heute der Baumarkt an – und erspart den Birsteinern somit den Weg in die nächste Stadt.

Den demographischen Wandel spürt Birstein seit Jahren intensiv: So sank die Einwohnerzahl von rund 6.700 im Jahr 2006 auf aktuell rund 6.200. Hier will Thorsten Stolz mit dem „Förderprogramm Ländlicher Raum“ gegensteuern, das der Kreis im Fall seiner Wahl zum Landrat umgehend auflegen wird. „Dabei geht es darum, das Leben zurück in die Ortskerne zu holen. Und das funktioniert nur mit Menschen“, sagte er und verwies auf die aktuelle Entwicklung in den Ballungszentren, in denen bezahlbarer Wohnraum immer knapper wird, während auf dem Land immer weniger Menschen leben. Gleichzeitig wohnen laut einer Studie der Industrie- und Handelskammer im Jahr 2030 in den Landkreisen Offenbach und Main-Kinzig bis zu 60.000 Einwohner mehr. Gerade in Gemeinden wie Birstein solle das „Förderprogramm Ländlicher Raum“ deshalb Projekte finanziell unterstützen, bei denen Privatleute oder die Kommune selbst leerstehende Immobilien und brachliegende innerörtliche Flächen reaktivieren. „Das hält junge Menschen in der Region, fördert den Zuzug und wirkt auch dem Fachkräftemangel aktiv entgegen“, sagte Thorsten Stolz und erläuterte: „Ich möchte Engagement in Ortskernen fördern, nicht im Neubaugebiet. Dabei machen wir keinen Unterschied, ob sich Privatleute oder Kommunen einer Bestandsimmobilie annehmen möchten“. Im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen soll eine zentrale Bauberatung eingerichtet werden, die allen Interessenten zur Seite steht, die sich für eine aus dem kreiseigenen Fördertopf bezuschusste Immobilien- oder Grundstücksübernahme im ländlichen Raum interessieren.

Eichhorns betonten in diesem Zusammenhang die große Bedeutung des Breitbandausbaus im Main-Kinzig-Kreis, der ländlichen Kommunen wie Birstein Internetgeschwindigkeiten gebracht hat, von denen manche andere Stadt und Gemeinde im Rhein-Main-Gebiet nur träumt. „Wir waren hier absolutes Notstandsgebiet, deshalb kann man dem Kreis um Landrat Erich Pipa gar nicht oft genug dafür danken, dass er den Breitbandausbau so forciert hat“, sagte Stephan Eichhorn. Welche großen Entwicklungschancen alleine das schnelle Internet für den ländlichen Raum bedeutet, berichtete Thorsten Stolz anhand des Beispiels der Spessart-Gemeinde Jossgrund: Dort verkaufte die Gemeinde vor zehn Jahren im Schnitt noch zwei bis drei Häuser und Grundstücke pro Jahr. Heute sind es 25 bis 30. „Viele Menschen, die die Natur und die Ruhe auf dem Land schätzen, von zu Hause aus arbeiten und nur ein oder zwei Mal in der Woche nach Frankfurt ins Büro fahren müssen, ziehen heute Dank des schnellen Internets nach Jossgrund“, so Thorsten Stolz.

Großes Lob zollte der Landratskandidat abschließend Seniorchef Jürgen Eichhorn, der sich seit vielen Jahren politisch engagiert und heute im Gemeindevorstand sitzt: „Ich finde es sehr gut, dass sie sich als Unternehmer ehrenamtlich in der Kommunalpolitik engagieren und wünsche mir noch sehr viele Selbständige mehr, die diesem Beispiel folgen“.

Foto: Der ländliche Raum liegt ihnen sehr am Herzen (von links): Thorsten Stolz, Stephan Eichhorn, Hannelore Eichhorn, Jürgen Eichhorn und Daniela Eichhorn.


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