Prozessauftakt: 17-Jähriger auf Landstraße überfahren

Birstein
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18. Juni 2016, kurz nach 23 Uhr: Vier junge Menschen sind auf dem Heimweg von einem Fußballturnier im Birsteiner Ortsteil Hettersroth, laufen mit einem Bollerwagen entlang der Landessstraße 3195 in Richtung Kefenrod-Hitzkirchen. Plötzlich kommt von hinten ein Auto, erfasst einen 17-jährigen Jugendlichen aus Grebenhain. Er knallt auf die Windschutzscheibe und wird in den Straßengraben geschleudert. Jede Hilfe kommt für ihn zu spät, er stirbt noch an der Unfallstelle.

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Am Steuer des Wagens saß ein inzwischen 34-jähriger Mann aus Brachttal. Bei ihm wurde anschließend ein Alkoholwert von 1,17 Promille festgestellt. Seit Donnerstag muss er sich wegen fahrlässiger Tötung vor dem Schöffengericht im Amtsgericht Gelnhausen verantworten.

Sowohl Opfer als auch Angeklagter hatten an diesem Tag an dem Fußballturnier für Hobbymannschaften teilgenommen. Der 17-Jährige knickte früh um, für ihn war das Turnier schnell beendet, der 34-Jährige spielte bis zum Ende durch. Vier bis fünf Cola-Bier will er den Tag über getrunken haben, mehr nicht. Gegen 23 Uhr machte er sich auf den Heimweg Richtung Brachttal. „Ich habe mich absolut klar gefühlt“, sieht er keinen Zusammenhang zwischen seinem Alkoholkonsum und dem Unfall, „das alles hat auch mein Leben komplett zerstört“, sagt er heute.

Eine inzwischen 20-Jährige aus Kefenrod war eine der Begleiterinnen des Opfers. Mit einer Freundin sei sie vorneweg gelaufen, dahinter zwei junge Männer, einer lief ganz rechts und zog den Bollerwagen. Links daneben das Opfer. Erst kurz zuvor hatten sie sich entschieden, von einem Feldweg auf die Straße zu wechseln. Zunächst seien von vorne zwei Fahrzeuge gekommen, das Erste habe ihr Bruder gefahren. Der habe noch „Hallo“ gerufen, dann habe sie einen Schlag gehört. Den Wagen von hinten habe sie nicht gesehen oder gehört. Und das ihr Freund getroffen wurde, habe sie zunächst auch nicht mitbekommen.

Der Angeklagte sagte aus, auf der leicht abschüssigen Strecke von diesem entgegenkommenden Fahrzeug geblendet worden zu sein. Als er die Gruppe auf seiner Fahrbahn entdeckt habe, habe er nach links und dann sofort wieder nach rechts gelenkt, um nicht mit dem Wagen zu kollidieren. Erst einige Meter weiter sei er zum Stehen gekommen und habe zunächst apathisch in seinem Wagen gesessen. „Bitte lass‘ es kein Mensch sein“, habe er gehofft. Als er zur Unfallstelle zurückgelaufen sei, habe er wenig gesehen, aber viele Menschen hätten geschrien, auch er. Als der 34-Jährige, zuletzt als Lkw-Fahrer tätig und Vater einer 13-jährigen Tochter, schließlich auch im Krankenwagen lag, wurde ihm mitgeteilt, dass das Unfallopfer verstorben sei. „Da wollte ich auch nicht mehr leben“, wurde er laut eigener Aussage anschließend „wild“ und landete danach für eine Nacht in der Psychiatrie in Schlüchtern. Inzwischen fürchtet er um sein Leben, Autoreifen seiner Eltern seien gelockert und plattgestochen worden.

Zahlreiche Zeugen wurden in dem Prozess geladen, um den Unfallhergang aufzuklären. Eine Rechtsmedizinerin wird den Alkoholeinfluss auf den Unfall begutachten, ein Sachverständiger den Unfallhergang möglichst genau rekonstruieren. Zum Prozessauftakt waren zahlreiche Freunde und Angehörige des Opfers erschienen. Der nächste Verhandlungstermin ist am 22. Juni im Amtsgericht Gelnhausen.


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