Geeignete Maßnahmen gegen Insekten- und Vogelsterben gesucht

Brachttal
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"Die Aktualisierung der Pachtverträge ist längst überfällig und leider noch immer kein Abschluss in Sicht", so die Auffassung der Fraktion Freie Wähler Brachttal (FWB).



"Wir kommen nicht voran. Das Thema ist schwierig und vielfältig, außerdem kommt es erst gar nicht zu Gesprächen und Diskussionen, weil der Vorsitzende des Haupt-, Finanz- und Bauausschuss der Gemeinde Brachttal nicht zu den erforderlichen Sitzungen einlädt. Somit kann die Verwaltung auch keine Handlungsvorgaben zur Umsetzung erhalten. Dem Vorstoß der FWB in der Gemeindevertretersitzung am 18.12.2017 zum Glyphosatverbot in Gänze auf den gemeindlichen Landwirtschaftsflächen hatten die Fraktionen der CDU und SPD im Prinzip bereits eine Absage erteilt. In Brachttal waren selbst die Grünen nicht bereit, sofort mit für ein Verbot von Glyphosat auf gemeindlichen Grundstücken zu stimmen, obwohl die Partei auf Bundes- und Landesebene eine ganz klare Haltung zum Thema hat. In Brachttal wurde das Thema in den Ausschuss verwiesen. Nach unserer Auffassung ist mittlerweile hinreichend bestätigt, dass es sowohl im Denken der Gesellschaft, als auch im Handeln der Landwirtschaft dringend Veränderungen braucht. Die herkömmlichen Produktionsmethoden der kommerziellen Landwirtschaft haben in eine Sackgasse geführt. Das Kaufverhalten der Konsumenten, aber vor allem die Vorgehensweise der Berliner und Brüsseler Agrapolitiker erweisen sich zunehmend mehr als Rohrkrepierer", findet Torsten Gast.

Der Insektenbestand sei binnen 25 Jahren um 75 Prozent zurückgegangen, weil die Pflanzenvielfalt, somit die Nahrung für Insekten fehle. Darunter leide auch die Vogelpopulation. Ähnliche Erfahrungen habe China bereits in den 50er Jahren machen müssen, als man dort auf die Idee gekommen sei, einige Vögel als Schädling ausrotten zu wollen. In der Folge habe es eine Insektenplage gegeben, die mit der chemischen Keule niedergerungen worden sei. Als Resultat würden dort unter anderem die Honig- und Wildbienen bis zum heutigen Tag fehlen. Es werde teilweise eine Handbestäubung im Obstbau durchgeführt.

"In Deutschland wurde Glyphosat mittlerweile in Oberflächengewässern, immer häufiger in Lebensmitteln, Genussmitteln, wie beispielsweise Bier, im Harn europäischer Stadtbewohner/innen und im Urin von dänischen Milchkühen nachgewiesen. Die negativen Auswirkungen von chemischen Bestandteilen und Wirkstoffen aus Medikamenten auf das Ökosystem, also auch auf den tierischen und menschlichen Organismus, sind uns mittlerweile aus vielen anderen Beispielen der Vergangenheit, sowie Gegenwart, bekannt. So wurden in den 70er und 80er Jahren die Milchkühe immer häufiger unfruchtbar, bis man der Ursache irgendwann auf die Schliche kam! Die Toilettenspülungen wurden damals zu Hauf in die hofeigenen Jauche- und Güllegruben abgeführt. Dies hatte zur Folge, dass die Östrogene der Antibabypille über das Feld und die Feldfrucht zurück ins Tierfutter kam.Heute gibt es Fehlbildungen bei landwirtschaftlichen Nutztieren, die mit glyphosathaltigem Futter, bestehend aus Soja, Mais oder Getreide gefüttert wurden. Ohne Frage, die große Politik in Bund und EU müssen für die Importe von landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus Amerika, Russland, aber auch aus anderen EU-Ländern sehr viel strengere Auflagen bzw. Grenzwerte vorgeben, meint die FWB-Fraktion. Allerdings ist man auch der Meinung, dass Brachttal seinen Beitrag leisten kann und muss! An dieser Stelle natürlich auch, um aufzuzeigen, was von Berlin erwartet wird. Hessische Großstädte wie Gießen, Kassel und Wiesbaden möchten in Kürze von ihren Pächtern den Verzicht auf sogenannte Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Glyphosat verlangen. Der Gemeinderat der Samtgemeinde Artland bei Osnabrück hat das Verbot bereits entschieden. Die Großmolkerei Berchtesgadener Land hatte bereits im Oktober 2017 seinen Milchlieferanten den Einsatz des Wirkstoffes verboten. Ebenso die Naturkäserei Tegernseer Land. Diese Auflagen sind aus Sicht der FWB nachvollziehbar, wenn man weiß, dass das Mittel im Verdacht steht krebserregend zu sein und in Frankreich die Krankheiten Alzheimer, sowie Parkinson bereits als Berufskrankheiten bei Landwirten anerkannt sind. Ähnliche Rechtsprechungen gab es in Deutschland übrigens auch schon", so die Freien Wähler.

„Das Sterben der Insekten kann jeder ganz leicht nachvollziehen, der schon vor 20 oder gar 30 Jahren Auto oder Motorrad gefahren ist. Denn damals musste man nach 200km Fahrt die Frontscheiben oder das Helmvisier mit einem Fliegenschwamm von den vielen Insekten von Hand befreien. Wenn man bewusst darauf achtet, stellt man fest, dass dies heute nicht mehr so ist,“ sagt der Fraktionsvorsitzende Christian Klas.

Die FWB fordern daher, dass die Fertigstellung der Pachtverträge unverzüglich angegangen wird. Die Verträge sollten ein schrittweises Verbot von Glyphosat vorsehen. Die gemeindlichen Flächen sollen sozusagen als Ausgleichsflächen an die ortsansässigen Landwirte verpachtet werden. Für die großen, ertragreichen Flächen solle ein Glyphosatverbot innerhalb der nächsten drei Jahre vertraglich vereinbart werden, um somit den Landwirten ausreichend Zeit für eine Umstellung einzuräumen. Die bisher meist pfluglose Bodenbearbeitung sei zu ändern. "Das erfordert Zeit", sind sich die FWB ihrer Verantwortung, auch für die Landwirte, bewusst. Und abschließend: "Die immer weiter um sich greifende Glyphosat-Resistenz in der Beikrautflora zeigt, dass mit den gängigen Methoden nicht dauerhaft weiter gearbeitet werden kann. Das Sikkationsverfahren, eine Austrocknung zur schnelleren Abreifung, z. B. bei Raps, Getreide oder auch Kartoffeln angewandt, wenn die Feuchtigkeit zu hoch bzw. der Grünanteil zu groß ist, soll nach dem Willen der FWB-Fraktion sofort vertraglich untersagt werden."


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