Wie attraktiv ist Einkaufen in Bruchköbel?

Bruchköbel
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„Die Fassaden?“ Die ältere Dame hält kurz inne, hebt den Kopf und schaut sich um.



„Tja, die Fassaden, die sind wohl nicht alle so schön.“ Wahrscheinlich hat sie sich mit den Gebäudefronten in Teilen der Bruchköbeler Innenstadt bis jetzt wenig befasst. Eine klassische Situation: Wird man nach Dingen gefragt, mit denen man täglich unterbewusst zu tun hat, weiß man keine Auskunft zu geben. Denn man hat sich noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht. Zum Beispiel über die Innenstadt. Das war am letzten Donnerstag und Samstag im September anders. Da haben die Schüler des Leistungskurses Politik am Bruchköbeler Lichtenberg-Oberstufen-Gymnasium (LOG) genauer nachgehakt: Wie oft gehen Sie hier einkaufen? Genügt Ihnen das Warenangebot? Wie bewerten Sie die Sicherheitslage? Drei Fragen von unzähligen anderen auf einem Fragebogen, die die Schüler den Passanten vorlasen und dann ausfüllten.

Die Innenstadt als Einkaufs- und Erlebnisraum

Das LOG-Leistungskursprojekt hat für Bruchköbel einen wichtigen Hintergrund: Die Zwölftklässler führen nämlich in Kooperation mit dem Bruchköbeler Stadtmarketing und im Auftrag des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln eine Befragung von Passanten durch, die zum gleichen Zeitpunkt auch in anderen deutschen Städten stattfindet. Es geht um „Vitale Innenstädte“. Aus den Umfrageergebnissen sollen Handlungsempfehlungen dazu erarbeitet werden, wie Deutschlands Innenstädte als Einkaufs- und Erlebnisräume attraktiver werden können. Denn nicht zuletzt wegen des immer beliebteren Online-Shoppens gehen dem stationären Einzelhandel Kunden verloren.

„Die IFH-Umfrage, an der sich vor zwei Jahren 62 Städte beteiligt haben, hat gute Grundlagen für die Arbeit der Städte gebracht“, so Andrea Weber, Geschäftsführerin des Stadtmarketings Bruchköbel. „Deshalb haben wir uns in Absprache mit dem Stadtmarketingverein und dem HGV entschieden, in diesem Jahr dabei zu sein.“ Auch mit Blick auf die neue Stadtmitte, erhofft man sich durch die Befragung erste Grundlageninformationen zu erhalten, wie die Menschen aus Bruchköbel und dem Umland das derzeitige Einzelhandels- und Freizeitangebot bewerten.

Befragung durch die Seitenscheibe

Für die LOG-Schüler, die zu zweit oder zu dritt in Zwei-Stunden-Schichten vor dem REWE-Markt oder am Altstadtzentrum Position beziehen, ist es an diesem Donnerstag nicht immer einfach, genügend Auskunftswillige zu finden. „Viele haben keine Zeit oder keine Lust“, erzählt der 17-jährige Kosmas Ftoulis. „Die winken schon ab, wenn sie unsere Fragebögen sehen. Andere wiederum freuen sich, dass sich jemand für ihre Meinung interessiert. Das sind – im Durchschnitt – eher Ältere statt Jüngere und eher Frauen als Männer.“ Phillip Koch (17) ist für einen erkrankten Mitschüler eingesprungen und hat an seine Schicht eine weitere angehängt. „Heute Morgen war’s schon ein bisschen langweilig. Jetzt um die Mittagszeit geht es besser.“ Ein älteres Ehepaar gibt der 16-jährigen Julia Heck, die gerade ein Praktikum beim Stadtmarketing absolviert, bereitwillig Auskunft. Lea Osman (16) hat bei drei Mittdreißigern weniger Erfolg.

Alltagsstrukturen bewusst erleben

LOG-Lehrer Stephan Deveaux, der den Politik-Leistungskurs leitet, freut sich, dass Andrea Weber mit dem Umfrageprojekt auf ihn zugekommen ist und die Klasse entsprechend vorbereitet hat. „Diese Form außerschulischen Lernens – weg von den Büchern, raus aus dem Klassenzimmer – macht das Zusammenwirken von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für die jungen Leute anschaulich. In diesem Fall: Die Wirtschaft (Einzelhandel) fragt nach den Wünschen der Gesellschaft (Bürger), und die Politik (Stadtverwaltung) kann daraus praktische Maßnahmen ableiten und umsetzen.“ Und da ziehen eben auch die Schüler mit, weil sie hautnah erleben, auf welchen Grundlagen politische Entscheidungen getroffen werden. Ein paar Unterrichtsfreie Stunden kommen natürlich noch dazu. Anne Hertrampf (17), die mal BWL studieren will, sagt: „Man wird sich einfach bewusster, was alles hinter solchen Alltagsstrukturen steckt, beispielsweise eben einer Innenstadt.“

Auf die Befragungsergebnisse, die das IFH in den nächsten Monaten zusammenstellen wird, sind sie alle gespannt. Auch das wird Teil des Unterrichts sein. Eine Erkenntnis können sie freilich schon vorwegnehmen, denn da waren sich die meisten Befragten einig: für die Innenstadt Bruchköbels wird ein Facelifting in jedem Fall einen großen Schritt nach vorne bedeuten.

Foto: Bürgermeister Günter Maibach begrüßt die Schüler-Teams des LOG`s und bedankt sich für das Engagement, die Passantenbefragung in Bruchköbels Kernstadt durchzuführen.

Foto: Thoran


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