Krawall anstatt Asyl: Familie abgeschoben

Somborn
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Mit einem großen Polizeiaufgebot wurde am Mittwochfrüh eine Familie aus Mazedonien im Freigerichter Ortsteil Somborn abgeholt und in ihre Heimat abgeschoben. „Es ist alles friedlich und ohne Widerstand verlaufen“, bestätigte Kreispressesprecher Frank Walzer diese Maßnahme. Seit Monaten hatten sich zahlreiche Behörden mit dem Fall beschäftigen müssen, da sich die Familie zunächst erfolgreich gegen ihre Abschiebung wehrte. Bei vielen Freigerichter Bürgerinnen und Bürger sorgt die jetzt durchgeführte Maßnahme unterdessen für Erleichterung.

Anzeige
Anzeige
Anzeige


Um eines gleich vorwegzunehmen: Mit Ausländerfeindlichkeit haben die nachfolgenden Schilderungen nichts zu tun, vielmehr mit „Angst und Machtlosigkeit“, wie es ein Anwohner schilderte. Denn vor allem die beiden ältesten Söhne der Familie sorgten nach übereinstimmenden Berichten für viel Unruhe und gerieten des Öfteren mit der Polizei in Kontakt. Am vergangenen Sonntag wurde ein 15-jähriger Junge aus der Familie sogar abgeführt und in eine psychiatrische Einrichtung eingeliefert. Zuvor soll er laut Polizeiangaben „alles kurz und klein geschlagen haben“. Berichtet wurde von einem sehr aggressiven Auftreten, die Polizei bestätigte, dass zahlreiche Ermittlungsverfahren gegen mehrere Familienmitglieder laufen.

Untergebracht war die Familie zunächst in der Kirchstraße in Horbach, wo es, wie aus Kreisen der Anwohner zu erfahren war, bereits zu zahlreichen Zwischenfällen gekommen sein soll: Beleidigungen, Bedrohungen und sogar tätliche Angriffe seien fast schon an der Tagesordnung gewesen, nach vier Monaten wurde der Gemeinde deshalb das Mietverhältnis gekündigt, in der die Familie mit Asylbewerberstatus lebte. „Der Vermieter ist aus seinem eigenen Haus ausgezogen, weil er sich bedroht gefühlt hat“, wird berichtet, die Zustände seien unerträglich gewesen. Es erfolgte der Umzug in die Trenngasse nach Somborn und dort ging es offenbar genauso weiter. „Wir werfen der Gemeinde vor allem vor, dass sie diese Familie an einem Hauptschulweg einquartiert hat“, berichtete einer der dortigen Anwohner davon, dass unter anderem Schüler mit Messern bedroht worden seien. Aufgrund von Diebstählen sei den beiden ältesten Söhnen in vielen Freigerichter Geschäften bereits Hausverbot erteilt worden.

In zahlreichen Schreiben beschwerten sich Bürgerinnen und Bürger über das Verhalten der Familie, sogar die Gründung einer Bürgerinitiative war bereits in Planung. Bei einem der vielen Polizeieinsätze in der Trenngasse in Somborn kam es dann sogar zu Streitigkeiten zwischen Anwohnern und der Polizei, weil ein härteres Durchgreifen gefordert wurde. Allerdings kannte sich die siebenköpfige Familie mit den rechtstaatlichen Möglichkeiten in Deutschland offenbar gut aus und wusste ihre Abschiebung immer wieder zu verhindern. Das jüngste Familienmitglied wurde sogar erst vor wenigen Wochen geboren, was ebenfalls zu einer Verzögerung der behördlichen Maßnahmen führte.

Die hätte auch der Freigerichter Bürgermeister Joachim Lucas gerne schneller umgesetzt gesehen. „Ich fühle mich von der Politik ganz oben allein gelassen“, würde er sich wünschen, dass Asylbewerber aus Osteuropa, deren Aussicht auf ein dauerhaftes Bleiberecht in Deutschland in der Regel gering sind, gar nicht erst auf die Kommunen verteilt werden. In dem Fall mit der siebenköpfigen Familie hätten sich zwar Kreis und Regierungspräsidium ebenfalls um eine schnelle Lösung bemüht, ein Hilferuf an die Hessische Landesregierung, den er Anfang des Jahres über die Bürgermeisterkreisversammlung gestartet habe, sei aber erfolglos geblieben. Was ihm besonders wichtig ist: Das Zusammenleben mit der großen Mehrheit der inzwischen 200 in Freigericht untergebrachten Flüchtlinge verlaufe reibungslos, die praktizierte Gastfreundschaft werde dankend angenommen.

Die Anwohner in Horbach und Somborn werden die vergangenen Monate dennoch nicht so schnell vergessen, am heutigen Donnerstag treffen sich einige trotz der Abschiebung der Familie zu einem bereits seit längerem verabredeten Gespräch mit dem Bürgermeister im Rathaus. „Für uns handelt es sich hierbei vor allem um ein Versagen des Rechtsstaates und der Justiz“, hätten sie sich deutlich früher Unterstützung und ein schnelleres Eingreifen gewünscht. Sie wollen wissen, warum nicht schneller reagiert wurde und warum sie mit dieser schier aussichtlosen Situation monatelang allein gelassen wurden.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2