Holzernte hat begonnen: Waldbesucher brauchen feste Schuhe

Freigericht
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Wo vor wenigen Tagen noch buntes Herbstlaub das Bild der Wälder dominierte, hat der Wind innerhalb weniger Tage die Blätter von den Bäumen gefegt – es ist Spätherbst und damit ändern sich auch die Aktivitäten im Wald.

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Im Horbacher Wald kurz vor der hessisch-bayrischen Grenze brummt die Kettensäge, ein Schlepper zieht den ersten schweren Fichtenstamm aus dem Waldbestand und bugsiert ihn polternd auf den Wegesrand. Bürgermeister Lucas machte sich zusammen mit Forstamtsleiter Christian Schaefer und Revierförster Markus Betz kürzlich ein Bild von den gerade begonnenen Holzerntearbeiten im Gemeindewald. Sie besichtigten die Fällung von starken Fichtenstämmen durch einen qualifizierten Forstunternehmer in der Nähe des Näßlichgrunds bei Horbach. Solche Forstarbeiten werden im Gemeindewald Freigericht entweder durch eigenes Fachpersonal oder geprüften in der Region ansässigen forstlichen Fachunternehmen mit Zertifikat durchgeführt. Was in jedem Jahr generell zu Verärgerung bei den Erholung suchenden Waldbesucherinnen und Waldbesuchern führt, sind Schlamm und Äste auf den Waldwegen, verursacht durch die großen Holztraktoren, die das gefällte Holz an den Weg schleppen. Und im Bereich des Näßlichgrundes mit dem Premiumwanderweg, der Mariengrotte und den vielen anderen Laufstrecken als Publikumsmagneten spürt man eine Verschmutzung dieser Wege eben besonders schnell. Den Forstleuten ist durchaus bewusst, dass die Waldbesucher und der Bevölkerung gut begehbare Wegen und ein Naturerlebnis in einem intakten, artenreichen Wald suchen, aber sie wissen auch, dass mit den Holzerntearbeiten im Wald – wie bei jeder Baustelle auch - Einschränkungen verbunden sind:  „Natürlich werden die Wege bei dieser Arbeit beansprucht. So wiegt allein der Holzstamm, der hinter einem Rückschlepper hergezogen wird, gerne mal 1-2 Tonnen, ganz abgesehen vom Gewicht und der Ausrüstung der Maschine“, erklärt Forstamtsleiter Schaefer.

Das meiste Holz muss zwischen Anfang November und Ende März geerntet werden. Am liebsten, sagen die Förster, würden sie mit dem Holzeinschlag warten, bis Waldboden und Wege trocken oder gefroren sind. In früheren Jahren waren Spätherbst und Winter durch Schnee und Forstperioden geprägt, aber in Zeiten des Klimawandels sind solche Witterungsphasen selten geworden. „Wir versuchen schon, ein günstiges Zeitfenster zu nutzen, um Schmutz, Schlamm und damit Ärger gering zu halten“, sagt Schaefer, „aber irgendwann müssen wir handeln, auch unter suboptimalen Bedingungen. Sonst ist die Phase, in der das Holz vom Kunden gesucht wird, wieder vorbei.“

Bürgermeister Lucas ist sich des Spagats, in dem sich die Gemeinde als Waldbesitzer und die betreuenden Forstleute befinden, durchaus bewusst. „Wir legen als Waldbesitzer großen Wert darauf, dass die Waldbesucher sich im Gemeindewald erholen und entspannen können. Auch der Waldnaturschutz spielt eine große Rolle; so wurden ca. 1000 Habitatbäume in Altbeständen ausgewiesen, die nicht mehr geerntet werden, sondern Tier- und Pilzarten, die auf alte, zerfallende Bäume angewiesen sind, Lebensraum bieten. Aber neben Erholung und Naturschutz wollen wir auch den Wald zukunftsgerecht pflegen und Holz ernten.“ Aus den Erlösen für Nutz- und Brennholz bezahlt die Gemeinde die Pflege von Waldwegen und Anpflanzungen im Wald. „Außerdem halten wir es für umweltpolitisch sinnvoll, Holz als umweltfreundlichen, nachwachsenden Rohstoff in den Wirtschaftskreislauf zu bringen“, betont Lucas. Auf den absehbaren Ärger durch verschlammte Waldwege angesprochen, wirbt der Bürgermeister um Verständnis für die Situation. Denn aufgestapeltes Holz und gesperrte oder verschmutzte Waldwege bleiben nicht Dauerzustand. Bei jeder Maßnahme werden am Ende der Arbeiten die betroffenen Wege möglichst schnell wieder glatt gezogen und normal begehbar gemacht. „Größere Schäden werden wir beseitigen, sobald die Waldwege im Frühjahr abgetrocknet sind.“

Forstexperte Schaefer zerstreut mit konkreten Zahlen die Bedenken, die viele Waldbesucher immer wieder äußern, dass mehr Holz aus dem Wald entnommen wird als nachwächst. „Wir ernten im Durchschnitt nur etwa 90 % der Holzmenge, die jährlich nachwächst.“ Dies zeige sich an den Messergebnissen der Inventuren, die alle 10 Jahre stattfinden: die Holzvorräte nehmen zu, die Anteile der Laubbäume und des Altholzes steigen, die Strukturen werden komplexer. Und Revierförster Betz ergänzt: „Das alles vollzieht sich im Kleinen an jedem Baum, an jeder Stelle im Gemeindewald. Wenn aber in einem Waldbestand Holz, gerade in starken Dimensionen, eingeschlagen wird, erscheint dies dem Waldbesucher viel oder sogar zu viel. Aber verteilt auf den ganzen Stadtwald entnehmen wir weniger als die Natur in jedem Jahr unmerklich zuwachsen lässt.“

Revierförster Markus Betz umschreibt das forstliche Handeln mit folgenden Worten:  „Die Pflege der Waldbestände vor dem Hintergrund des ablaufenden Klimawandels und den sich dabei ändernden Umweltbedingungen ist eine große Herausforderung. Im Gemeindewald Freigericht stellen wir uns dieser verantwortungsvollen Aufgabe schon seit vielen Jahren mit einer naturnah ausgerichteten Forstwirtschaft zur Stabilisierung der Waldes. Inzwischen kann man an vielen Stellen des Gemeindewaldes schon die Erfolge dieser ökologischen Wirtschaftsweise sehen. Noch einige Jahre werde ich diese Bäume pflegen und begleiten, bis dann die nächste Förstergeneration diese waldbauliche Arbeit fortsetzt.“. Ziel allen forstlichen Handelns sei es, dass auch unsere Ur-Enkel in 100 Jahren einen ökologisch stabilen und vielfältig nutzbaren Wald vorfänden, der Freunde bereite und gesellschaftliche Bedürfnisse umfassend befriedige, resümierte Revierförster Betz abschließend.


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