Revierförster Betz: Global denken, lokal handeln

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In schwierigem Gelände finden derzeit im Freigerichter Wald mit modernen Forstmaschinen Holzerntemaßnahmen statt.

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Das führt auch dazu, dass einige Waldwege derzeit nur schwer begehbar sind. Revierförster Markus Betz kündigte anlässlich des „Internationalen Tag des Waldes“ allerdings an, dass alle Strecken nach Abschluss der Arbeiten umgehend wieder in einen guten Zustand versetzt werden.

Der 21. März ist traditionell der „Tag des Waldes“ den die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) bereits in den 1970er Jahren als Reaktion auf die globale Waldvernichtung ins Leben gerufen hat. Nach wie vor werden jährlich Wälder im Umfang von etwa 20 Millionen Hektar vernichtet und in zahlreichen Ländern sind weitere Bestände durch das ungezügelte Wirtschaften des Menschen in ihrer Substanz bedroht. Im Jahr 2015 wurde beispielsweise auf 83 Prozent der globalen Sojaanbaufläche gentechnisch verändertes Saatgut verwendet. Für die Anbauflächen von Soja werden in Argentinien und Brasilien weiterhin große Flächen Regenwald abgeholzt.

„Ganz im Gegensatz zu diesen ökologisch bedenklichen Anbaumethoden und diesem ethisch fragwürdigen einseitigen Profitstreben auf internationaler Ebene steht die deutsche Forstwirtschaft und besonders auch die pestizidfreie Waldwirtschaft in Freigericht, die sich schon seit mehr als 200 Jahren dem Erhalt wie der Sicherung vorhandener Waldflächen verschrieben haben. Diese Herkulesaufgabe wurde zunächst auf den durch Jahrhunderte lange Übernutzung völlig verwüsteten Waldflächen durch den Anbau mit anspruchslosen Nadelholzarten in Angriff genommen“, berichtet Revierförster Betz bei einer Besichtigung der derzeitigen Erntemaßnahmen.

Ganz am Anfang habe man bei der Erhaltung der Wälder auf die absolut genügsame Waldkiefer gesetzt, da dieser Baum als Pionierbaumart selbst ärmste Waldböden wieder besiedeln konnte. Ferner sei bei dieser anspruchslosen Baumart bereits vor 200 bis 300 Jahren auf vorhandene positive Erfahrungen und Techniken aus dem Mittelalter zurückgegriffen worden. Denn schon im 14. Jahrhundert sei dem Nürnberger Ratsherr Peter Stromer die Wiederaufforstung des ausgeplünderten Nürnberger Reichswalds mit planmäßigen Kiefersaaten gelungen.

„In Freigericht sind die auf großer Fläche einst von der Waldkiefer über einen Zeitraum von 180 Jahren dominierten Nadelholzbeständen durch forstliches Handeln heute in strukturreiche Mischwälder umgewandelt geworden. Gleichzeitig konnte dabei nach die waldbaulichen Maxime ‚Pflegen durch Nutzen‘ der nachwachsende Rohstoff Holz gewonnen werden. Heute wachsen sogar auf einst übernutzten und verarmten Flächen des Freigerichter Waldes, die noch vor einigen Jahrzehnten von der Waldkiefer als Hauptbaumart geprägt waren, sogar wieder anspruchsvolle Edellaubbäume, wie Kirsche und Ahorn. (Bezug zur Aufnahme mit Forstwirt Johannes Meier beim Pflanzen und Schützen mit Fegeschutzspirale von Bergahornen und Wildkirschen“, so Betz.

Gerade am „Internationalen Tags des Waldes“ sollte man sich in einem hochentwickelten Land wie Deutschland auch vor Augen führen, dass zur Aufrechterhaltung der augenblicklichen Konsumgewohnheiten und des hier praktizierten Lebensstils, 50 Prozent des Holzbedarfs eingeführt werden müssten. Schon aus diesem Grund sei es ein moralisches Gebot der Stunde, jeden Kubikmeter Holz, der ökologisch und nachhaltig vor der eigenen Haustüre produziert werden könne, zu nutzen.

Betz abschließend: „Dies gilt umso mehr, wenn dadurch auch noch gleichzeitig die Biodiversität der heimischen Wälder erhöht und ihre Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel erhöht werden. Und wenn die Holzerntemaßnahmen dann selbst in schwierigstem Gelände mit modernen Forstmaschinen so durchgeführt werden, dass der Waldboden als Produktionsgrundlage des Waldes geschont wird und erhalten bleibt, ist auch dies ein Beleg für ein umfassendes nachhaltiges forstliches Handeln im Sinne der Agenda-21-Kriterien, die ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit bei allen menschlichen Tätigkeiten fordern. Getreu dem Agenda-Motto: Global denken, lokal handeln!“   

Foto: Revierförster Markus Betz (rechts) und Forstwirt Johannes Meier bei der Pflanzung von anspruchsvollen Edellaubbäume Kirsche und Ahorn in einem Waldgebiet nahe Horbach, das noch vor wenigen Jahrzehnten von der anspruchslosen Waldkiefer als Hauptbaumart geprägt war.


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