Abwasserverband bekommt energieautarke Kläranlage

Freigericht
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Kläranlagen haben einen hohen Strombedarf. Gleichzeitig entsteht während der Klärprozesse viel Energie, die ungenutzt bleibt.

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Das soll ein neues Bundesprogramm ändern. Der Abwasserverband Freigericht hat eine entsprechende Vorplanung beauftragt und in Berlin einen Förderantrag gestellt. Technischer Partner ist dabei die RhönEnergie Effizienz + Service GmbH (RES), die über besondere Kompetenz im Bereich Abwasser verfügt. Diese Kooperation trägt Früchte: Der Abwasserverband  Freigericht erhält für seine projektierte „energieautarke Kläranlage“ eine Förderung von 375.000 Euro – zur Entlastung der Bürger und zum Wohle der Umwelt.

Rund ein Prozent der gesamten in Deutschland produzierten Energiemenge wird für den Betrieb von Kläranlagen benötigt. Rund ein Fünftel des Energiebedarfs in den Kommunen entfällt auf diesen Aufgabenbereich. In Anbetracht der Größenordnung macht es Sinn, darüber nachzudenken, wie man den Energiebedarf von Kläranlagen verbessern kann. Denn das spart Kosten und verringert die Emission jener Treibhausgase, die bei der Erzeugung von Energie aus fossilen Brennstoffen zwangsläufig anfällt. Zur Unterstützung entsprechender innovativer Projekte mit Modellcharakter für den Klimaschutz hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) erhebliche Fördermittel bereitgestellt.

Der Abwasserverband Freigericht besitzt Kläranlagen in Niedermittlau und Neuenhaßlau, die zusammen pro Jahr rund eine Million Kilowattstunden Strom benötigen. Die RES hat ein Konzept entwickelt, um die Kläranlage Niedermittlau, in der die Abwässer der Freigerichter Ortsteile Horbach, Altenmittlau und Bernbach, der Hasselrother Ortsteile Niedermittlau und Bahnhofssiedlung Niedermittlau sowie der Gelnhäuser Stadtteile Hailer und Meerholz behandelt werden, mithilfe verfahrenstechnischer Optimierungen zukünftig energieautark zu betreiben. Im Klartext: Was die Anlage an Energie benötigt, erzeugt sie selbst. Eine vom Abwasserverband Freigericht in Kooperation mit der RES erarbeitete und beim BMUB vorgelegte Projektskizze überzeugte die Vergabebehörde. Nach Eingang eines Förderantrags erteilte sie eine Förderzusage – und das sogar für die höchstmögliche Förderung von 80 Prozent der Investitionskosten (Gesamthöhe: 468.000 Euro).

„Wir gewinnen den von der Anlage benötigten Strom auf zweierlei Weise: Erstens durch eine vorhandene Photovoltaikanlage auf dem Gelände. Und zweitens, indem wir die Energie nutzen, die im Primärschlamm steckt“, erläutert Roland Hilfenhaus von der RES. „Während PV-Anlagen längst Standard sind, ist die Energiegewinnung aus Klärschlamm deutlich komplexer. Die Voraussetzungen für den Betrieb eines beim Abwasserverband Freigericht bereits seit Jahren eingesetzten Blockheizkraftwerkes sollen im Rahmen des Modellprojektes soweit optimiert werden, dass die Kläranlage in Niedermittlau immer weniger Fremdstrom benötigen wird – bis sie irgendwann völlig autark ist.“

Ein lokaler Beitrag zur Energiewende
„Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren mit der RhönEnergie Fulda-Gruppe zusammen“, berichtet der Geschäftsführer des Abwasserverbandes Freigericht, Jürgen Löffler. Als Folge davon habe der Abwasserverband bereits mehrfach seine Umlage gegenüber seinen Mitgliedskommunen, das sind die Gemeinden Freigericht und Hasselroth sowie die Stadt Gelnhausen, senken und damit Steuergelder sparen können. So trage das gegenseitige Vertrauen Früchte. „Dieses clevere neue Projekt ist nun ein vorläufiger Höhepunkt. Der Verband kann Jahr für Jahr einen fünfstelligen Betrag an Energiekosten sparen und leistet durch Vermeidung von Treibhausgasen einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.“

Im Abwasserverband Freigericht wie auch bei den Planern und Betreibern in Fulda sind die Erwartungen hoch. Denn eines steht fest: Geht die Rechnung auf – und daran besteht kein Zweifel –, kann die Lösung auch auf andere deutsche Kläranlagen übertragen werden. Genau dies hat das Bundesministerium mit seiner Förderung ja auch im Sinn: Lösungen aufzuzeigen, die sich rechnen und damit zur Nachahmung anregen. „Der ganzheitliche Ansatz der RhönEnergie Effizienz + Service GmbH hat sich wieder einmal bewährt“, bilanziert Geschäftsführer Ralf-Stefan Stöppler. „Wir wollen den Abwasserverbänden und Gemeinden Wege eröffnen, Kosten zu sparen und gleichzeitig einen Beitrag zur Nachhaltigkeit  zu leisten. Das klappt beim Abwasserverband Freigericht bestens, während es in dieser Hinsicht in anderen Verbänden und Gemeinden durchaus noch Luft nach oben gibt.“

Foto: Freuen sich gemeinsam über den Förderbescheid (von links) Geschäftsführer Jürgen Löffler, Vorstandsmitglieder Bürgermeister Uwe H. Scharf, Stadtrat Hans-Dietrich Ullrich und Bürgermeister Joachim Lucas, Prof. Dr. Wiese, Hochschule Magdeburg, Roland Hilfenhaus, RhönEnergie Effizienz + Service GmbH.


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