Noch heftet an den Uniformen von Karl Ruzsicska und Sandro Jung nur das Wappen von Freigericht, „aber die neuen sind bereits bestellt“, versicherte der Freigerichter Bürgermeister Joachim Lucas seinem Hasselrother Amtskollegen Uwe Scharf. Beide Gemeinden haben seit dem 1. September einen gemeinsamen Ordnungsbehördenbezirk, am Freitagmittag waren die beiden Ordnungspolizeibeamten Karl Ruzsicska und Sandro Jung dann auch schon prompt mit ihrem Dienstfahrzeug auf ihrer ersten Streifenfahrt durch Hasselroth zu sehen. Und demnächst sollen sie sich den Bürgerinnen und Bürgern dann auch mit den korrekten Wappen an ihrer Uniform präsentieren.
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Im Jahr 2009 wurde von der Sozialen Wählergemeinschaft (SWG) das Thema erstmals in Hasselroth im Gemeindeparlament eingebracht, damals aber noch von einer SPD/FDP-Mehrheit abgelehnt. Scharf machte beim offiziellen Startschuss im Freigerichter Rathaus keinen Hehl daraus, dass er die die damaligen Diskussion nur leidig ertragen hat, umso mehr freut ihn der Sinneswandel bei der Mehrheit in „seinem“ Parlament, der jetzt ermöglicht, dass auch in Hasselroth Ordnungswidrigkeiten verfolgt werden können und die beiden Ordnungspolizeibeamten bei der Aufklärung von Straftaten mitwirken können. Offiziell unterschrieben wurde die Vereinbarung zwischen den beiden Gemeinden bereits am 23. Februar, zuvor hatten die jeweiligen Parlamente ihre Zustimmung erteilt. Der Sitz des gemeinsamen Bezirkes ist Freigericht, formaler Leiter Bürgermeister Lucas.
Das Wirkungsfeld von Ruzsicska und Jung ist groß, neben illegalen Müllablagerungen und Verstößen gegen die Hundeverordnung sollen sie beispielsweise auch bei nächtlichen Ruhestörungen oder Falschparkern eingreifen. Ihre Dienstzeit ist flexibel und soll je nach Bedarf geplant werden, denn auch bei größeren Veranstaltungen in den Abendstunden oder am Wochenende sollen sie Präsenz zeigen. Mit Radargeräten am Straßenrand wird man sie allerdings nicht sehen: Dafür gibt es einen weiteren Ordnungspolizeibeamten, der immer dann eingesetzt und bezahlt wird, wenn Messstationen geplant sind. Laut Bürgermeister Lucas liege die Auswertung der Daten aber in den Händen von Ruzsicska und Jung und werde im Freigerichter Rathaus durchgeführt. Der 54-jährige Karl Ruzsicska steht bereits seit 1997 in Diensten der Gemeinde Freigericht, sein 28-jähriger Kollege Sandro Jung war seit 2009 in Wächtersbach als Ordnungspolizeibeamter tätig.
Die Kosten für den Ordnungsbehördenbezirk werden auf Grundlage der Einwohnerzahlen der Gemeinden aufgeteilt, somit fallen ein Drittel auf Hasselroth, den Rest übernimmt Freigericht. Auch ein Einnahmeplus würde nach diesem Muster verteilt werden. Allerdings sind die laut Lucas auf zirka 80.000 Euro zurückgegangen, die Kontrollmaßnahmen hätten dazu geführt, dass vor allem Geschwindigkeitsüberschreitungen zurückgegangen seien. Was die Streifenfahrten der beiden Ordnungspolizeibeamten kosten, wollten die beiden Rathauschefs noch nicht sagen: „Das ist komplettes Neuland für uns“, will Lucas erst die nächsten Monate abwarten, sein Amtskollege Scharf verweist auf die derzeit stattfindenden Etatplanungen für 2017.
„Für manchen wird das sicherlich nicht ganz so schön sein, da jetzt gewisse Ordnungswidrigkeiten besser und intensiver verfolgt werden können“, geht Lucas aber davon aus, dass die Mehrheit der Bevölkerung die neue Zusammenarbeit zu schätzen wissen wird, „denn es geht nicht um abzocken, sondern um die Sicherheit der Bürger“. Und Scharf ergänzt: „Wer sich an die Regeln hält, muss sich nicht abgezockt fühlen.“
Foto von links: Bürgermeister Joachim Lucas (Freigericht), Ordnungsamtsleiter Kai Trageser (Hasselroth), Ordnungspolizeibeamter Karl Ruzsicska, Klaus Bube (Gemeinde Hasselroth), Ordnungspolizeibeamter Sandra Jung und der Hasselrother Bürgermeister Uwe Scharf.
