Alte Ortsverwaltung für Meerholzer Kunstverein?

Meerholz
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Der Gelnhäuser Künstler Q.Fell überraschte BG-Bürgermeisterkandidaten Jochen Zahn mit einem interessanten Vorschlag.

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„In Sachen historischer Kultur wird in Gelnhausen zweifelsfrei Überragendes geleistet.“ Die alle fünf Jahre stattfindende Stadtrechtsfeier und die historischen Stadtführungen hätten sich zu echten Zuschauermagneten entwickelt, und die „Local Heroes“ der Vergangenheit von Kaiser Barbarossa über Grimmelshausen bis Phillip Reis seien allgegenwärtig. „Reden wir aber über zeitgenössische Kultur und vor allem Kunst, dann gibt es in unserer Stadt noch viel Luft nach oben.“

Diese Ansicht vertrat Bernd Wilfer, vielen bekannt unter seinem Künstlernamen Q.Fell, bei einem Gespräch mit Jochen Zahn in der alten Meerholzer Ortsverwaltung. Der Vorsitzende des Meerholzer Kunstvereins hatte den Bürgermeisterkandidaten der „Bürger für Gelnhausen“ (BG) in sein Atelier gegenüber vom Schloss eingeladen. Bei diesem Treffen stellte Q.Fell auch seinen Wunschtraum vor: Die alte Ortsverwaltung mit ihren teilweise leerstehenden Räumlichkeiten – sie könnte doch neue Heimat des Kunstvereins werden!

„Seit dem Auszug aus der Kulturstation Kaufmann sind wir sozusagen heimatlos“, beklagte der Gelnhäuser Kulturpreisträger. Über 250 Veranstaltungen habe der Verein dort von 2004 bis 2014 realisiert. „Unsere Ausstellungen, Konzerte und Lesungen haben viele Besucher aus der Region und weit darüber hinaus angezogen.“ Nach dem Ende der Arbeit in der Kulturstation habe die Stadt Gelnhausen den Künstlern unbürokratische Hilfe bei der Suche nach einem neuen Domizil versprochen. „In gemeinsamer Arbeit entwickelten wir das Konzept für die Kulturherberge in der ehemaligen Jugendherberge in Gelnhausen. Dank unserer Projektskizze erhielt die Stadt von Spessart Regional Fördermittel in Höhe von 200.000 Euro. Doch Anfang 2017 erfuhren wir zu Beginn der Bauarbeiten, dass wir dort keine eigenen Räume mehr haben werden“, zeigt sich Q.Fell von der Entwicklung enttäuscht.

In Zusammenarbeit mit den Stadtwerken habe man auch das alte E-Werk als neuen Veranstaltungsraum entdeckt. „Jetzt wurde es unter großem Tamtam mit einem Regionalmarkt angeblich aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Ich frage mich nur, wer da geschlafen und unsere Aktivitäten nicht mitbekommen hat.“ Der Kunstverein Meerholz, so stellte Q.Fell gegenüber dem BG-Bürgermeisterkandidaten dar, sei weiter auf der Suche nach einem neuen Domizil: „Wir brauchen Räumlichkeiten, in denen Kreativität entstehen und umgesetzt werden kann, zum Beispiel in Form von Workshops und Symposien. Es sollten kleinere Ausstellungen und Lesungen ebenso möglich sein, wie unser monatlicher Künstlertreff und Vorstandssitzungen. Außerdem benötigen wir einen trockenen Lagerraum für unser Veranstaltungsequipment und die vereinseigene Kunstsammlung“, erklärte Q.Fell dem BG-Kandidaten und Meerholzer Ortsbeiratsmitglied.

Für all diese umfangreichen Vereinsaktivitäten könne sich er die alte Ortsverwaltung sehr gut vorstellen, sagte der Künstler: „Das Malatelier für generationsübergreifende Zusammenarbeit von Gislinde Schust könnte hier stattfinden, auch wäre hier ein guter Ort für die Literatur-veranstaltungen von Frau Böhmer und die Sprachkurse für Senioren mit Frau Oefner, die derzeit schon hier stattfinden.“ Der Zugang über den Garten sei idealerweise barrierefrei; man müsse sich nur mit den anderen heutigen Nutzern einigen: So tagt der Meerholzer Ortsbeirat vier- bis fünfmal im Jahr in dem Haus. Auch die Heimatvertriebenen haben einen Raum, allerdings unter dem Dach: Die Mitglieder dieses Vereins, so Q.Fell, müssten stets über eine steile, ausgetretene Holztreppe in den zweiten Stock klettern, sie wären über eine bessere Alternative bestimmt froh.

Jochen Zahn zeigte sich von den kreativen Ideen des Kunstvereins stark beeindruckt. Auch den Vorschlag, dem Kunstverein die alte Ortsverwaltung als Bleibe anzubieten, fand er sehr interessant. Er versprach, sich im Ortsbeirat und auch in der Stadtverordnetenversammlung für dieses Anliegen einzusetzen. „Ein Verein, der so viel für die Außenwerbung der Stadt und ihr kulturelles Leben tut, braucht eigene Räume, um seine organisatorische und künstlerische Arbeit auf die Beine stellen zu können“, zeigte sich Zahn überzeugt. Q.Fell dachte derweil schon wieder weiter: „Und die Ergebnisse unserer Arbeit könnten wir dann in der Kulturherberge in der ein oder anderen Ausstellung einer großen Öffentlichkeit präsentieren...“

Foto: Jochen Zahn, der Bürgermeisterkandidat der „Bürger für Gelnhausen“, traf den Q.Fell (r.), den bekannten Gelnhäuser Künstler: Der möchte gern mit dem Meerholzer Kunstverein in die alte Ortsverwaltung einziehen.


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