Brandursache in Gelnhausen: Technischer Defekt

Gelnhausen
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Der Tag nach dem Großbrand in Gelnhausen: Am Nachmittag rückten am Mittwoch die letzten Einsatzkräfte aus der Bahnhofstraße ab, um 15.30 Uhr wurden die Nachlöscharbeiten an dem Wohn- und Geschäftshaus für beendet erklärt. 170 Männer und Frauen kämpften in der Nacht gegen die Flammen an, der Dachstuhl und das Obergeschoss des „City-Centers“ wurden komplett zerstört.

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Die wichtigste Information am Mittwoch: Niemand wurde bei dem Einsatz verletzt, „die Zusammenarbeit zwischen allen Rettungskräften war sehr professionell“, bedankte sich Steffen Frings, Pressesprecher der Feuerwehr Gelnhausen-Mitte, auch bei allen Helfern aus den Nachbarkommunen. Nachdem um 19.40 Uhr der Alarm einging, war er als Erster am Einsatzort und schnell war klar, dass dieser Brand ohne Unterstützung aus anderen Städten und Gemeinden nicht bewältigen werden konnte. Zunächst unterstützten die Drehleitern aus Bad Orb und Wächtersbach den Gelenkmast der Gelnhäuser Wehr, später kamen auch noch Feuerwehrkräfte aus Linsengericht, Gründau, Brachttal und Hanau hinzu. Vom Deutschen Roten Kreuz waren Ortsverbände aus Gelnhausen, Gründau und Hasselroth vor Ort. Zeitgleich waren immer mindestens 50 bis 60 Rettungskräfte im Einsatz. Um 1.09 Uhr kam schließlich die Meldung „Feuer aus“.

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Für die Atemschutzgeräteträger, die ihren Einsatz nach maximal 30 Minuten beenden mussten und in dieser Nacht maximal zweimal zur Brandbekämpfung eingesetzt werden durften, stand unter anderem ein Container „Betreuung“ zur Verfügung, um neue Kleidung anzuziehen und sich frisch zu machen. „Dahinter steckt auch ein enormer logistischer Aufwand“, hat laut Frings aber auch das bei diesem außergewöhnlichen Einsatz gut funktioniert. Dabei war es sogar noch Glück, dass der Wind nicht noch heftiger wurde und die so genannte „Riegelstellung“ zu den Nachbarhäusern hielt. Indirekt von den Brandauswirkungen betroffen ist allerdings ein älteres Einfamilienhaus in unmittelbarer Nachbarschaft. Eine Giebelseite des Geschäftshauses wurde so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass sie auf das Nachbarhaus zu stürzen droht. Das beschädigte Mauerwerk muss nun zeitnah abgetragen werden. Die einzige Bewohnerin des Einfamilienhauses wurde vorübergehend woanders untergebracht.

Nicht gehalten haben an dem Wohn- und Geschäftshaus die eingebauten Brandschutzwände: Diese ragen über das Dach hinaus und sollten eigentlich verhindern, dass sich das Feuer über die komplette Fläche ausbreiten konnte. In Gelnhausen war diese Hoffnung aber schon nach fünf Minuten vorbei, so dass letztendlich eine Dachfläche von 1.400 Quadratmetern in Flammen stand. Wie groß der Schaden in den ersten drei Stockwerken durch das Löschwasser ist, muss erst noch ermittelt werden. Allerdings wird davon ausgegangen, dass dieser im hohen sechsstelligen Euro-Bereich liegt und eine Kernsanierung notwendig ist. Für die in dem Gebäude ansässigen Unternehmen, unter anderem die Agentur für Arbeit und eine Beratungsstelle der Bundeswehr, hat die Wirtschaftsförderung des Main-Kinzig-Kreises noch am Mittwoch ein Ausweichquartier organisiert. Die Firma NTG im Gewerbegebiet Hailer-Ost hat sich bereit erklärt, für eine derzeit freie 600 Quadratmeter große Fläche auch kurzfristige Mietverhältnisse zu ermöglichen.

In der Bahnhofstraße wird jetzt vermutlich zunächst ein Spezialunternehmen beauftragt, um den einsturzgefährdeten Dachstuhl komplett abzutragen. Die Entscheidung hierüber obliegt dem Eigentümer und der Versicherung. Das Gebäude an sich gilt nicht als einsturzgefährdet und konnte am Mittwoch bereits von den Brandermittlern der Kriminalpolizei begutachtet werden. Laut Polizeiangaben brach das Feuer vermutlich durch einen technischen Defekt in einem Raum im Dachgeschoss aus. Hinweise auf eine vorsätzliche Tat hätten sich nicht ergeben. Dass es möglicherweise an einem Server der Bundeswehr, die ihre Räumlichkeiten genau im Bereich des ersten Brandherdes hat, zu einem Kabelschaden gekommen war, wollte ein Polizeisprecher nicht bestätigen.

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Kritisiert wurde noch am Dienstagabend vom Gelnhäuser Stadtbrandinspektor Kai Heger, dass das Gebäude über keine Brandmeldeanlage verfügt. Möglicherweise hätten sich dann die Auswirkungen des Brandes in Grenzen halten lassen. Probleme hatten die Feuerwehrkräfte vor allem in die einzelnen, abgeschlossenen Büro- und Praxisräume vorzudringen, da kein Schlüsseldepot vorhanden war. Wie die Kreisverwaltung auf Nachfrage mitteilte, war in dem Gebäude allerdings keine entsprechende Ausstattung vorgeschrieben. Vorhanden sei demnach nur eine „klassische“ interne Hausmeldeanlage, um die dort arbeitenden Menschen zu warnen, was nach Büroschluss aber keine Wirkung mehr habe. Brandmeldeanlagen seien grundsätzlich nur für Gebäude „besonderer Art“ vorgesehen, die beispielsweise über große Tiefgaragen oder Verkaufsstätten verfügen, auch in Hotels mit einer bestimmten Bettenanzahl werde das vorgeschrieben. In anderen Fälle verlange auch die Versicherung die Installation oder der Besitzer entscheidet eigenständig, sein Eigentum so abzusichern.

Eine gute Nachricht gibt es aber dennoch aus Gelnhausen: Der Fastnachtsumzug am Samstag findet wie geplant statt, lediglich die Aufstellung des närrischen Lindwurms musste verlegt werden.


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