Stadtrat Ullrich führt in nächsten Monaten die Amtsgeschäfte im Rathaus

Gelnhausen
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Wer ist denn jetzt Bürgermeister in Gelnhausen? Die einfache Antwort auf eine dieser Tage häufig gestellte Frage lautet knapp: niemand.

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Nachdem Rathauschef Thorsten Stolz ins Landratsamt gewechselt ist und dort die Nachfolge von Landrat Erich Pipa angetreten hat, ist der Chefsessel im Rathaus vakant. Vakant – aber nicht leer. Der ehrenamtliche Erste Stadtrat Hans-Dietrich „Dieter“ Ullrich führt die Amtsgeschäfte in der Zwischenzeit, bis ein neuer Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin gewählt ist. Eine Aufgabe, für die der (noch) 69-jährige Meerholzer ausreichend Erfahrung, Gestaltungsvermögen, Durchsetzungskraft und politisches Fingerspitzengefühl mitbringt.

Die Bewerbungsfrist für die Kandidatinnen und Kandidaten läuft am 17. Juli 2017 um 18 Uhr ab. Die Bürgermeisterwahlen finden dann am 24. September zusammen mit den Bundestagswahlen statt. Eine eventuelle – und angesichts der Vielzahl der Kandidaten anzunehmende – Stichwahl ist auf den 15. Oktober terminiert. Dieter Ullrich richtet sich also für einen längeren Zeitraum im früheren und zukünftigen Amtszimmer des Bürgermeisters ein. Vertretungserfahrung sammelt er schon seit über zehn Jahren. „Nach dem Ende der Amtszeit von Jürgen Degenhardt als hauptamtlicher Stadtrat wurde das Amt nicht mehr besetzt. Stattdessen erstellte Bürgermeister Michaelis eine Liste mit Vertretern, die von Thorsten Stolz übernommen wurde", schildert Ullrich. Nach einer Satzungsänderung gibt es seit den Kommunalwahlen 2016 nun einen ehrenamtlichen Ersten Stadtrat in Gelnhausen. „Die Aufgabe eines Stadtrates beschränkt sich nicht nur auf die Vertretung des Bürgermeisters bei entsprechenden Terminen“, beschreibt Ullrich. „Stark ins Gewicht fällt die Arbeit im Magistrat, hinter der eine ganze Reihe von Diskussionen und Umsetzungsbesprechungen stehen.“ Als Ullrich in dieses Amt gewählt wurde, konnte er noch nicht ahnen, dass schon ein gutes Jahr später eine monatelange Vertretungsperiode auf ihn warten würde.

Ullrich kommt ursprünglich aus der Baubranche. Er erlernte den Beruf des Betonbauers in Hanau und schloss danach die staatliche Ingenieurschule für Bau- und Vermessungswesen als graduierter Ingenieur ab. Schon während der Lehre war für ihn klar, dass er sich beruflich weiterbilden wollte. Während des Besuchs der Ingenieurschule arbeitete er bei der Deutschen Bahn, anschließend einige Jahre bei einem Ingenieurbüro in Hailer und in mehreren Baufirmen. Den größten Teil seines Berufslebens war Ullrich für die Hessische Landesbahn im Büro in Frankfurt tätig. Die Wiederinbetriebnahme und Unterhaltung von Strecken in ganz Nordhessen sowie der Neubau von Werkstätten waren sein primäres Aufgabengebiet. 26 Jahre lang. Noch bei der Deutschen Bahn lernte er seine Frau Gabriele kennen und lieben, 1973 heirateten die beiden. Ihr Sohn Carsten Ullrich war viele Jahre Sportkreisvorsitzender, ist Vorsitzender des TV Meerholz und bereits in der dritten Amtsperiode Bürgermeister in Sinntal.

Seit mehr als 45 Jahren ist Dieter Ullrich Sozialdemokrat „aus Überzeugung“, engagierte sich ab 1977 im Meerholzer Ortsbeirat und trat vor 19 Jahren die Nachfolge von Wilhelm Herbert im Magistrat der Stadt Gelnhausen an. „Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß, weil ich arbeiten möchte, nicht meine Meinung publik machen. Parteipolitik hat meiner Ansicht nach im Magistrat nichts zu suchen. Ex-Bürgermeister Jürgen Michaelis bezeichnete das Gremium als ‚Kollegialorgan‘ – das trifft es“, ist der Erste Stadtrat überzeugt.

Dem Sport ist Dieter Ullrich ein Leben lang verbunden. Früher spielte der 1,92 Meter große Mann Handball in Niedermittlau, als die berufliche Belastung das regelmäßige Training stark einschränkte, ließ er sich zum Schiedsrichter ausbilden und „pfiff“ bis vor 25 Jahren Handballspiele bis in die Regionalliga. Heute findet man ihn beim TVG auf der Zuschauertribüne. Seit Jahrzehnten ist er dem TV Meerholz in „wechselnden Rollen“ als Turner, Mitglied, Vorsitzender und Mann fürs Vereinsheim verbunden, seine Frau unterstützt den Verein als Geschäftsführerin, sein Sohn als Vorsitzender. Eine Familienangelegenheit sozusagen. Heute wandert Dieter Ullrich gerne, hat hierfür auch eine Übungsleiterlizenz. Und dann sind da auch noch die Enkeltöchter, die ihren Opa auf Trab halten.

Urlaub ist diesen Sommer gestrichen. Das laufende Geschäft im Rathaus muss bewältigt, Großprojekte müssen weiter vorangetrieben werden: Die Vermarktung der Joh-Immobilie als Barbarossa City Outlet, das neue Krippenhaus am Hallenbad, das Baugebiet in Meerholz, die Sanierung der ehemaligen Jugendherberge, die neue Wohnsiedlung Richtung Haitz und die Suche nach weiteren Gewerbeflächen. Es mangelt also nicht an Arbeit. Eine Herausforderung, der sich Ullrich mit Blick auf die sichere Unterstützung durch den Magistrat und das verlässliche Team der Stadtverwaltung selbstbewusst stellt.


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