Jochen Zahn: Weg von der Knöllchenschreiberei

Gelnhausen
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Die aktuelle Sicherheits-Debatte in Gelnhausen geht an den wirklichen Erfordernissen völlig vorbei.

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Diese Auffassung vertritt Jochen Zahn, der Bürgermeister-Kandidat der freien Wählergruppe „Bürger für Gelnhausen“ (BG). Die derzeit erhobenen pauschalen Forderungen nach mehr Polizeibeamten und mehr Videoüberwachung seien wenig hilfreich, sagt er, weil sie von den eigentlichen Problemen ablenken und notwendige Maßnahmen in den Hintergrund drängen würden.

Der erfahrene Kriminalbeamte, der im Polizeipräsidium Südosthessen das Kommissariat für Fahndung und Observation leitet, bringt ganz konkrete Vorstellungen für eine verbesserte Sicherheitslage in Gelnhausen ein. Dazu gehört für ihn vor allem, dass künftig die Stadtpolizei mehr einbezogen wird. „Wir müssen weg von der reinen Knöllchenschreiberei“, formuliert Zahn bewusst plakativ. Außerdem müssten die entsprechenden Behörden in der Stadt wie auch überörtlich intensiver zusammenarbeiten.

„Mit schneller Hilfe von außen können wir in absehbarer Zeit, ganz objektiv, doch gar nicht rechnen“, entgegnet Zahn auf die „Mehr-Polizei“-Rufe. Zwar schaffe das Land Hessen in den kommenden Jahren 1150 neue Stellen bei der Polizei. „Doch es dauert mindestens drei Jahre, bis die Ausbildung beendet ist.“ Zudem verlange die Kriminalitätslage neue Schwerpunkte: Terrorismus, Wohnungseinbruch, Internetkriminalität (u.a. Kinderpornografie), Straftaten zum Nachteil älterer Menschen – all das binde sehr viel Personal. Die Sparpolitik der vergangenen Jahre habe ein Übriges getan. „Wie viele der neuen Stellen eines Tages für Reviere und Stationen zur Verfügung stehen, kann heute seriös kein Mensch sagen.“

Auch mit der immer wieder geforderten Videoüberwachung kann der BG-Kandidat in dieser Form wenig anfangen: „Der Einsatz von Kameras macht bekanntlich nur dann Sinn, wenn Polizeibeamte die Aufnahmen rund um die Uhr live beobachten und im Bedarfsfall umgehend eine Streife entsenden. Das aber ist umfassend nicht zu realisieren.“

Was also tun? „Wir müssen die Sache selbst in die Hand nehmen, soweit eine Kommune dazu in der Lage ist“, sagt Zahn. „Dazu gehört für mich eine durchdachte, punktuelle Videoüberwachung an ausgewählten Straßen und Plätzen in der Stadt. Sodann würde ich als Bürgermeister zusammen mit der Polizei ein Konzept erstellen, das den berechtigten Forderungen der Bürgerinnen und Bürgern auch entgegen kommt.“

In ein solches Sicherheitskonzept müsse auf jeden Fall der gut organisierte Einsatz der Stadtpolizei integriert werden. „Wir haben heute vier Stellen, von denen aber nur zweieinhalb besetzt sind. Das ist definitiv zu wenig.“ Mindestens zwei weitere Stellen seien notwendig, damit die Stadtpolizei ihre Aufgaben umfassender wahrnehmen könne. Dazu zähle nicht nur das „Blitzen von Verkehrssündern“ und „Ausfüllen von Strafzetteln“: „Ich werde oft auf illegal entsorgten Müll im Wald und in Kleingärten angesprochen.“ Auch ärgerten sich viele Menschen über Hundehaufen auf Spazier- und Gehwegen. „Hier könnte sich eine gut organisierte Stadtpolizei als sehr nützlich und hilfreich erweisen. Dafür fehlt  heute allerdings einfach das Personal.“

Zahn geht weiter davon aus, dass die Effektivität der Ordnungspolizei durch eine entsprechende Ausbildung und Ermächtigung „erheblich gesteigert“ werden könne. Außerdem werde er auf regelmäßige Streifen an den neuralgischen Punkten in der Kernstadt und in den Ortsteilen drängen, „das zeigt erfahrungsgemäß ganz schnell eine wichtige präventive Wirkung“. Nicht zuletzt müsste in diesem Zusammenhang die Rolle des Freiwillige Polizeidienstes entsprechend angepasst werden.

Schließlich regt der BG-Kandidat noch an, dass sich Ordnungsamt und Polizei regelmäßig – mindestens monatlich – zusammensetzen und ihre Erfahrungen austauschen, und zwar auf Ebene der Sachbearbeiter. „In anderen Städten wird das seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert. Ein solches Modell müssen wir auch für Gelnhausen etablieren.“ Denkbar wäre zudem, dass Städte im Umland wie Wächtersbach und Schlüchtern mit einbezogen würden: „Im Rahmen der Amtshilfe könnten wir uns gegenseitig unterstützen.“


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