Gelnhausen: Glöckner vereidigt, Buh-Rufe für SPD

Gelnhausen
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Diese Stadtverordnetenversammlung wird in die kommunalpolitische Geschichte der Stadt Gelnhausen eingehen. Nicht nur, weil Daniel Christian Glöckner als erster FDP-Bürgermeister in sein Amt eingeführt wurde. Es waren auch mehr als 300 Zuhörer gekommen, um das mitzuerleben. An eine solche Resonanz können sich selbst die altgedienten Stadtverordneten nicht erinnern. Aber aus dem Publikum gab es nicht nur Applaus für gute Leistungen und launige Reden – mit „Buh“- und „Aufhören“-Rufen strafte die Menge den SPD-Fraktionsvorsitzenden Ewald Desch ab, dessen Glückwunsch-Rede allzu politisch geriet.

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Groß war das Interesse an der Amtseinführung von Daniel Christian Glöckner, der die Bürgermeisterwahlen in Gelnhausen im zweiten Wahlgang mit 63,5 Prozent der Stimmen gegen die SPD-Kandidatin Kerstin Schüler gewann. Minutenlanger Applaus brandete auf, nachdem der neue Bürgermeister von Stadtverordnetenvorsteherin Pia Horst vereidigt worden war und aus den Händen vom Ersten Stadtrat Dieter Ullrich die Ernennungsurkunde entgegennahm. In seiner Antrittsrede versprach der 40-jährige Liberale, dass er ein Bürgermeister für alle Gelnhäuser sein wolle. „Lassen Sie uns heute Abend einen Schlussstrich ziehen unter die Zeiten vor der Wahl. Ich will Bürgermeister für alle Menschen in unseren sechs Stadteilen sein. Denn eine Stadt hat keine Farben. Wir alle sind Gelnhausen.“ Glöckners besonderer Dank galt dem Ersten Stadtrat Dieter Ullrich (70), der die Amtsgeschäfte fast ein halbes Jahr lang souverän und überparteilich geführt hatte. Mit den Worten „Ich habe einen Menschen neu kennengelernt“,  schüttelte Glöckner seinem ehrenamtlichen „Vize“ die Hand. Souverän und professionell wickelte Stadtverordnetenvorsteherin Pia Horst die Formalien ab. Sie schenkte dem frisch ernannten neuen Bürgermeister einen symbolischen Schlüssel. „Ich wünsche Ihnen, dass damit für Sie alle Türen Gelnhausens aufgehen.“

Eine launige Rede mit zwölf goldenen Regeln für Bürgermeister hielt Karl-Christian Schelzke, der Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebunds, und Vize-Landrätin Susanne Simmler, bemerkte an die Adresse von Glöckner: „Mit dem Eintritt ins Bürgermeisteramt geht ein Kindheitstraum für Sie in Erfüllung. Der Traum ist nun zu Ende. Jetzt beginnt die Realität.“ Herzliche Worte folgten, in denen Simmler eine Lanze für die Berufung, in der Kommunalpolitik mitzuwirken, brach. Sie überbrachte auch die Glückwünsche von Landrat Thorsten Stolz (SPD), Glöckners Vorgänger im Amt.

Carsten Ullrich, Sprecher der Bürgermeisterdienstversammlung, hieß Daniel Christian Glöckner im Namen aller 29 Bürgermeister aus dem Kreis im Gremium willkommen und schaffte es trotz enger familiärer Bande eine persönliche, aber keineswegs kitschige Dankesrede für seinen Vater Dieter Ullrich zu halten. Er würdigte dessen Leistungen in den vergangenen sechs Monaten und ließ nicht unerwähnt, dass die Enkel des Stadtrates all seine Aktivitäten auf Facebook mitverfolgt hätten. „Mein Vater ist in der Region der meistgepostete Mann, der kein eigenes Facebook-Account hat.“

Nachdem Hendrik Silken, Fraktionsvorsitzender der FDP, einige freundschaftlich-herzliche Ratschläge an Glöckner gab, trat SPD-Fraktionschef Ewald Desch ans Mikro. Er sicherte dem neuen Bürgermeister zunächst eine faire und konstruktive Begleitung von Seiten der Sozialdemokraten zu und versprach: „Wir werden ihnen eine faire Chance geben.“ Im Folgenden verunglückte seine Rede, als er begann, den frisch gebackenen Bürgermeister an dessen Wahlkampfinhalte zu erinnern und Erwartungshaltungen formulierte. Zunächst ging ein Raunen durchs Publikum, das dann in lauten „Aufhören“- und „Buh“-Rufen gipfelte, was den SPD-Fraktionschef nicht zu irritieren schien. Grünen-Fraktionschef  Bernd Wietzorek als nachfolgender Redner rettete die Situation und lobte die Amtsführung des „Übergangsbürgermeisters“ Dieter Ullrich. Ein materielles Geschenk habe seine Fraktion nicht für Glöckner, aber: „Wir schenken Dir unser Vertrauen.“ Auf eine gute und konstruktive Zusammenarbeit setzen auch CDU und Bürger für Gelnhausen. Anschließend nutzten fast alle der 300 Gäste – unter ihnen viele Bürgermeister aus Nachbarkommunen und Vertreter aus der Wirtschaft und von Institutionen und Vereinen - die Gelegenheit, dem neuen Bürgermeister zu gratulieren und Geschenke zu übergeben. Ein emotionaler Start in die erste Amtszeit.

Foto: Stadtverordnetenvorsteherin Pia Horst vereidigt den neuen Bürgermeister Daniel Christian Glöckner.

Foto: Freuen sich für ihren Freund und Parteikollegen: FDP-Fraktionschef Hendrik Silken (links) und Parteichef Kolja Saß. Im Hintergrund Karl-Christian Schelzke (links) mit Susanne Simmler (daneben).

Foto: Der „ÜB“ Übergangsbürgermeister Erster Stadtrat Dieter Ullrich (70), der fast sechs Monate lang die Amtsgeschäfte im Rathaus führte, mit Daniel Chr. Glöckner und Pia Horst (von links).

Foto: Bleibt nach den Bürgermeistern Jürgen Michaelis und Thorsten Stolz auch Sekretärin des neuen Rathauschefs: Erika Koch.

Foto: Viele Bürgermeister aus dem Kreis – wie hier Birsteins Bürgermeister Wolfgang Gottlieb – gratulieren ihrem neuen Kollegen.

Foto: Auf gute Zusammenarbeit: Simone Grünewald, Fachbereichsleiterin Kultur, Tourismus und Museum der Stadt Gelnhausen, erlebte schon Glöckners Anfänge als Gästeführer mit.

Foto: Freigerichts Bürgermeister Joachim Lucas gratuliert.


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