Ökologische und ökonomische Katastrophe

Gelnhausen
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Die Strecke zwischen Hanau und Fulda ist eine der am stärksten befahrenen Bahnstrecken Deutschlands.

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Auf den bestehenden Gleisanlagen verkehren pro Tag ca. 250 bis 300 Nah-verkehrs-, Fernverkehrs- und Güterzüge. Mit dem geplanten viergleisigen Aus- und Neubau der Strecke will nun die Deutsche Bahn bestehende Kapazitätsengpässe zwischen Hanau und Fulda beseitigen. In einem ersten Abschnitt zwischen Hanau und Gelnhausen steht die Trassenlage bereits fest, zwischen Gelnhausen und Würzburg beziehungsweise Fulda werden derzeit sieben neue Trassenvarianten im Rahmen des Dialogforums Hanau–Würzburg/Fulda sowie in einzelnen Arbeitsgruppen dieses Dialogforums untersucht, da ein viergleisiger Ausbau auf der Bestandsstrecke topografisch bedingt nicht ohne weiteres möglich ist.

Im Rahmen dieses Dialogs hat der Magistrat der Stadt Gelnhausen nun eine Stellungnahme zum geplanten Aus- und Neubauprojekt abgegeben. Aus Sicht der Stadt Gelnhausen muss das Ergebnis der Untersuchungen eine Trassenführung sein, die alle Bedürfnisse an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse, aber auch an das Landschaftsbild, den Natur-, Arten- und Klimaschutz sowie an eine funktionierende Verkehrssituation erfüllt.

Die derzeit zur Diskussion stehende Trassenvariante I sieht vor, die Hochgeschwindigkeitsgleise kurz hinter dem Bahnhof Gelnhausen nach Süden abzuführen und über Tunnel durch den nördlichen Spessart mit der Hochgeschwindigkeitsstrecke Fulda-Würzburg zu verbinden. Die Überführung der beiden geplanten Gleise über die bestehende Trasse und die Autobahn A66 soll in Form von Brücken erfolgen. Im Zuge einer Trassenherstellung und damit verbundener mehrjähriger Bau und Transporttätigkeiten sind in diesem verkehrlich bereits stark vorbelasteten Bereich aus Sicht der Stadt erhebliche Verkehrsbehinderungen zu erwarten, die ausgehend vom beeinträchtigten Verkehrsfluss auf der Autobahn spürbare Auswirkungen auf die Verkehrssituation in Gelnhausen haben können.

Sowohl die Trassenherstellung als auch der spätere Betrieb der Trasse führen dabei nach Ansicht der Stadt zu deutlich erhöhten Schallbelastungen der angrenzenden Wohngebiete und erschwert die mögliche Ausweisung neuer Baugebiete. So gelten bereits zum jetzigen Zeitpunkt im Einwirkungsbereich der Bahntrasse die höchsten rechtlichen Anforderungen an den Schallschutz. Von einer deutlichen Verschärfung dieser Situation muss im Zuge der Trassenplanung aus Sicht der Stadt ausgegangen werden.

Die Kinzigaue im Bereich der Stadt Gelnhausen ist darüber hinaus von überregionaler Be-deutung für den Natur- und Artenschutz. Es kann nach Ansicht der Stadt Gelnhausen nicht ausgeschlossen werden, dass durch die geplante Trassenführung ökologisch bedeutsame Funktionen für immer verloren gehen, die ihre Entstehung einer Jahrtausende währenden Entwicklung verdanken.

Dieser Auenbereich stellt bedeutsames Frischluftzufuhrsystem für das stark besiedelte Kinzigtal zwischen Gelnhausen und Hanau dar. Durch die Trassenvariante I wird voraussichtlich dieser Kaltlufttransport in die unterhalb gelegenen Talbereiche eingeschränkt werden. Dies kann zu einer dauerhaften Veränderung des Lokalklimas führen, so die Befürchtung der Stadt.

Durch den Bau weiterer zweier Gleise wird die bereits vorhandene Dammbreite im Kinzigtal mehr als verdoppelt. Die zusätzlich beanspruchte Fläche geht dabei dem Rückhaltevolumen für den Hochwasserbereich verloren - Gelnhausen wird nach Einschätzung der Stadt weitaus stärker durch Hochwasser gefährdet als bisher.

Die Barbarossastadt mit ihrer historischen Altstadt stellt einen touristisch hochattraktiven überregionalen Anlaufpunkt dar; Gelnhausen ist touristischer Ausgangs- und Zielpunkt den ländlichen Tourismus im Kinzigtal. Mit der Realisierung der geplanten Trassenvariante würde nach Ansicht der Stadt ein starker Einschnitt des stadtnahen Landschaftsraums erfolgen, der zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Fernwirkung der Stadtsilhouette führen würde.

Die derzeit diskutierte Trassenvariante I ist daher nach Ansicht der Stadt Gelnhausen kritisch zu hinterfragen. Die vorgeschlagene Trassenführung stellt aus Sicht der Stadt eine ökologische und ökonomische Katastrophe für Gelnhausen und die Region dar und zieht einen großen Schaden für Mensch, Natur, Wirtschaft und Kultur nach sich. Dieser Schaden lässt sich durch keinerlei verkehrstechnische und ökonomische Argumente eines übergeordneten Nutzens begründen oder ausgleichen, so das Fazit der städtischen Stellungnahme.
Das Positionspapier kann im Wortlaut auf der Website www.gelnhausen.de (Leben in Gelnhausen, BI Bahnausbau) abgerufen werden.

Foto: Der Magistrat hat seine Position zum Aus- und Neubauprojekt der Deutschen Bahn AG deutlich gemacht. „Die Trassenführung der Variante I stellt aus Sicht der Stadt eine ökologische und ökonomische Katastrophe für unsere Stadt und die Region dar“, so Bürgermeister Daniel Christian Glöckner.


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