Bildstock in der Nebenstraße von Pfarrer Sack gesegnet

Großkrotzenburg
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Anlässlich seines Jubiläums 2016 entschloss sich der Heimat- und Geschichtsverein, einen sich im Museum befindlichen Bildstock aus dem 16. Jahrhundert als Kopie wieder zu errichten.



bildstockhgv.jpg

bildstockhgv1.jpg

Dieser interessante und geschichtsbehaftete Bildstock wurde am Donnerstag, den 22.12.2016 um 15:00 Uhr von Herrn Pfarrer Christian Sack gesegnet und unter Anwesenheit von Bürgermeister Thorsten Bauroth der Öffentlichkeit übergeben. Der 1. Vorsitzende Stefan Uchtmann gab den Anwesenden dann zur Geschichte und dem einstigen Standort einige Einblicke.

Dieser Bildstock wurde 1600 an der einstigen Straße nach Kahl errichtet. Diese befand sich von der Nebenstraße (heute Haus Nebenstraße 9) kommend hinter der Ölmühle (Mühle Feuerbaum) vorbei auf die Straße der Kaaler (Kahler Straße). Leider gibt es keinen Hinweis, wer den Bildstock errichten ließ und zu welchem Anlass, denn es hat sich nur das Kopfteil erhalten, der untere Teil ging leider verloren und so wissen wir nicht wer die Stifter waren und warum sie ihn errichten ließen. Einen Bildstock zu stiften war immer ein Zeichen tiefsten Glaubens, oft aus Dankbarkeit für die Errettung aus einer Notlage, Gefahr vor Seuchen oder für eine glückliche Heimkehr aus Kriegen. Aber auch aus Unfällen mit tödlichem Ausgang wie Blitzschlag, Mord oder bei Unfälle im Umgang mit Großtieren. Aber Bildstöcke wurden auch zur größten Ehre Gottes, dem Leiden Christi oder Heiligen aufgestellt. Der Geschichtsverein hat dem neuen Bildstock zwei Widmungen gegeben:  Zur Ehre Gottes und im Gedenken an unschuldige Seelen. Letzteres bezieht sich auf eine Aussage von Pfarrer Hägelin.

Der Standort eines Bildstockes wurde immer vom Stifter mit großer Sorgfalt ausgesucht und hatte einen besonderen Sinn. Wir wissen diesen besonderen Grund nach Jahrhunderten oft nicht mehr und wenn sie dann wegen neuer Baugebiete, Straßenänderungen oder Neubauten weichen müssen und dann auf neue Plätze versetzt werden, verlieren sie auch immer einen Teil ihrer Bedeutung. Aus diesem Grund sollte man vor dem Versetzen immer prüfen, ob dies wirklich unumgänglich ist und den neuen Platz mit Bedacht wählen.

Unser Bildstock hat wahrscheinlich seinen ursprünglichen Standort drei Mal gewechselt bis er dann ins Museum kam. Nach den Aufzeichnungen in den Kirchenbüchern stand er in der genannten Straße vor der Brücke der Bach. So schreibt Pfarrer Henlein (Pfarrer von 1590-1622), dass der zum Tode verurteilte Martin aus Oberrodenbach am 06.Dezember 1606 am Gekreuzigtem vor der Bach sein letztes Gebet sprechen durfte. Auch Pfarrer Hägelin (Pfarrer von 1626 -1630 Zeit der Hexenprozesse) schreibt, dass die unschuldigen Seelen am Gekreuzigtem bei der Bach ein letztes Gebet sprachen. Pfarrer Hägelin lässt immer wieder durchblicken, dass die Frauen und Männer unschuldig in den Tod gehen. Wir finden auch den Eintrag, dass sie mit dem Bildstock das letzte von Menschenhand Geschaffene zu Gesicht bekommen haben. So wie diese Einträge gibt es noch einige in den Archiven zu finden. Wir wissen nicht genau wann er in die Nähe von der einstigen Marienkapelle in der Kahler Straße versetzt wurde, aber da sich die Angaben der Kirchenbücher und die Aufzeichnungen des Nikolaus Bergmann unterscheiden, muss er irgendwann zwischen 1600 und 1800 seinen Standort gewechselt haben. Ab 1857 kam er auf den Türpfosten von Konrad Breidenbach (Großvater von Wilhelm Breidenbach), einstig wohnhaft in dem 1959 abgerissenen Hause Nebenstraße 10. Der im Besitz des Heimatvereins befindliche Bildstock vom Jahre 1600 wurde nach Aussagen von Wilhelm Breidenbach durch den Großvater von seinem ursprünglichen Standplatz „ Am Kapellchen“ zu seinem Hause in die Nebenstraße gebracht und auf den Türpfosten gesetzt. 1857 ließ die Gemeinde Großkrotzenburg das Haus der Witwe Berberich abreißen, kaufte den Platz für 435 Gulden und ließ die Straße (Oberhaag bei Michael Lutz) durch dieses Anwesen (zur Kahler Straße) führen.

1864 ist die Straße auf der Nordseite in Großkrotzenburg an die angrenzenden Nachbarn angeschlagen oder verkauft worden. Von der Grenze Nebenstraße bis an die Mühle, per Ruhte 2 Gulden 30 Kreuzer. Nach Vollzug des Durchbruches bei Lutz war diese Straße „Hinter den Gärten“ überflüssig. Der Heimat- und Geschichtsverein möchte zum Abschluss bei Pfarrer Christian Sack für die würdevolle und andächtige Segnung bedanken, bei Bürgermeister Thorsten Bauroth, der mit seinen Worten uns ermutigt unsere wichtige Arbeit mit aller Kraft fortzusetzen. Auch danken wir allen, die an diesem Tag den Weg in die Nebenstraße gefunden haben, trotz des schlechten Wetters. Wir danken Familie Eltner, die uns erlaubt hat den neuen Bildstock auf ihrem Grundstück zu errichten.

Der Heimat- und Geschichtsverein bedankt sich bei der Firma Hohmann Rodgau/ Niederroden und Kahl für die hervorragende Arbeit der Sandsteinkopie durch den Steinmetzmeister, der sie anfertigte und aufstellte. Besonders bedanken wollen wir uns bei Christoph Hohmann, der uns wieder einmal so hervorragend unterstützt hat und uns durch sein Entgegenkommen das Projekt erst ermöglichte. Wir hoffen, dass der Bildstock an seinem Platz alle Zeit übersteht und laden alle ein, ihn sich in der Nebenstraße anzusehen und hier ein Gebet zu sprechen zur Ehre Gottes oder für die Armen Seelen.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2