Vorschulkinder führen chemische Versuche durch

Lieblos
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

„Darf ich das wirklich anfassen“ – „Passiert auch nichts?“ – „Ja, aber die Hände werden sich lila färben, aber das ist nicht gefährlich.



Es ist nur Rotkraut, das man essen kann.“ Ganz angespannt bestaunen die Vorschulkinder der Kita Eulennest die Rotkrautblätter und untersuchen den Aufbau der Blattstruktur. Dann zerreißen sie die Blätter in kleine Stücke und pressen mit Mörser und Pistill die Farbe aus dem Gemüse. Aber jetzt werden die jungen Naturwissenschaftler/innen auf die Regeln beim Experimentieren hingewiesen: Nie etwas essen oder trinken von dem Untersuchungsmaterial, es sei denn, es wäre ausdrücklich angegeben, nie die Nase an das zu untersuchende Präparat halten, sondern den Geruch zuwinken. Und immer eine Schutzbrille tragen!

An zwei Tagen kommt die frühere Chemielehrerin Erika Becker mit 4 Körben gefüllt mit Reagenzglasständer, Schutzbrillen, Reagenzgläser, Mörser, Spritzflaschen, Pipetten und weiteren Gegenständen. Am ersten Tag wird eine Zauberlösung hergestellt: Rotkrautsaft. „Ich kann zaubern: erst ist die Lösung lila, dann pink und bei Zugabe von Natronlösung grün!“ Spielerisch gehen die Vorschulkinder mit Reagenzgläser, Pipetten und Spritzflaschen um. Ganz leise wird es, wenn die Kinder die verschiedenen Lösungen übereinander schichten – und dann: „Guck mal hier, ich habe 3 Farben in meinem Reagenzglas!“

Nachdem die Kita-Kinder am ersten Tag einen Indikator hergestellt hatten, untersuchen die jungen Naturwissenschaftler/innen Wasser und seine Eigenschaften: „Was wird nass – oder wo ist das Wasser hin?“ – „Vom Stein fließt das Wasser herunter, die Watte kann eine bestimmte Menge Wasser aufnehmen, aber die kleinen Körnchen saugen ja richtig das Wasser auf!“ rufen die Kinder aufgeregt. Die ausgeteilten Superabsorberkörnchen können ein Vielfaches ihres eigenen Volumens aufnehmen und eignen sich so u.a. für Unterlagen und Windeln. Mit einer XXL-Windel wird anschließend gefärbtes Wasser die Aufnahmefähigkeit geprüft: „Da ist ja alles ganz trocken!“

Mit Graphitpulver wird die Oberflächenspannung des Wassers getestet – und sinken die schwarzen Teilchen nach unten, wenn man Spülmittel dazu gibt. So werden die weiteren Eigenschaften von Wasser untersucht. „Öl und Wasser mischen sich nicht! Gibt man Spülmittel in die Lösung, dann bilden sich kleinste Ölkügelchen, die nicht mehr zusammenlaufen!“ rufen einige Kinder aus. Und – „jetzt weiß ich, warum die Waschmaschine sich drehen muss: Die Seifenteilchen müssen sich an den Schmutz setzen können, damit sie ausgewaschen werden können!“

Danach formen die Vorschulkinder noch einen Flummi aus Bastelkleber und einer Borax-Lösung, den sie dann als Überraschung mit nach Hause nehmen können. Hierbei wird ein fadenförmiger Kunststoff (Bastelkleber) mit Hilfe von einer Boraxlösung quer vernetzt, d. h. es entsteht ein Elastomer, der gummiähnliche Eigenschaften zeigt. Als Abschluss wollen die Vorschulkinder eine die Backpulverrakete steigen lassen: Jedes Kind hat ein Kunststoffröhrchen in der Hand und bekommt dazu ein ½ Paket Backpulver, ca. 1 Esslöffel Essig – und „Ab geht die Post!“ – „Meine Rakete ist höher als die Kita geflogen! Gannzzzzz hoch – über die Bäume!“ schreien die Mädchen und Jungen, die jüngeren Kinder stehen neidisch in größerem Abstand dabei. „Wann dürfen wir auch…“

Zum Abschluss erhält noch jedes Vorschulkind ein Experimentierdiplom.

Foto: Erika Becker, Chemielehrerin i.R., Bürgermeister Gerald Helfrich und wissensdurstige Vorschulkinder der Kita „Eulennest“ beim Experimentieren.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de